1. Verschnupfter Bentley und ein Blatt im Wind

2.1K 94 14
                                    

Mit zu hoher Geschwindigkeit, bretterte der schwarze Bentley über einen der unzähligen Feldwege, des dünn-besiedelten Shires, in welches es den Dämon und seinen Engel hinbeorderte.
Queen's Headlong, aus dem Jahr 91, spielte beflügelnd im Radio, während Geäst und Sträucher, wie Schnee des tiefsten Winters, die Wege bedeckten, als würden sie nicht wollen, dass der Dämon samt seines Gefährts passieren mag.
,, Bedenke doch, wir verfügen über noch ausreichend Zeit, alter Freund", sprach eine, von leichter Furcht geplagt Stimme, welche sich direkt an die Geschwindigkeit des Fahrers (Rennfahrers) richtete.
,, Sei doch nicht so zimperlich, Engel.
Wenn sich die Natur, samt Englands ausgelatschte Feldwege, gegen mich und das Auto verschwören, dann gehen eben die Höllenhunde mit mir durch. Es ist ja nicht der Fall, dass wir das Zeitliche segnen würden".
Der Blick des schwarzen Engels, welcher von Strapazen und leichtem Hunger getränkt wurde, richtete sich an den leibhaftigen Engel, welcher die Fahrkünste seines Chauffeur's zum wiederholten Male anzweifelte und bemängelte, wenn auch auf eine äußerst höfliche und verständnisvolle Art und Weise.
,, Dies kann ich verneinen. Allerdings ruft ...."-
,, Sag es nicht, dessen bin ich mir bewusst.
Papierkram- und zwar eine Menge". Er fiel dem Engel bewusst ins Wort, denn er kannte seinen himmlischen Freund nun schon seit geschlagenen 6000 Jahren.
Viele Jahre, um sich die Gewohnheiten des jeweils anderen zu verinnerlichen.
,, Du weißt, was ich meine, Crowley. Sei vorsichtiger !".

Ruckartig kam das höllische Gefährt zum Stehen. Es fand Halt in Front eines kleinen Cottages, dennoch war das Vehikel geschützt vor unerwünschten Blicken, da ein hochwucherndes Gestrüpp als Sichtschutz ideal fungierte.
Es war Crowley's gute Absicht, zuerst noch im Verborgenen zu handeln, denn um so weniger Aufsehen, desto schneller wäre diese kleine und lästige Aufgabe, welche Hastur
(ein Höllenfürst) persönlich übermittelte, erledigt und würde auf die Liste des Abgehakten umsiedeln.
Allerdings kam es immer anders, als Crowley es zu erwarten vermochte.
Eine Hexe im alten Shire ? Samstags ?
Welch' Zufall !
Der Dämon erinnerte sich mit gemischten Gefühlen an das kurze, doch auch recht aufschlussreiche, Gespräch zurück, welches er wenige Tage zuvor mit Aziraphale führte.
Wie, als hättes es nicht anders sein können, wurde der Engel ebenfalls in das kleine Cottage beordert, um die dort in Ungnade gefallene Hexe (Magaret Flamming), welche ihre Mächte, auf Verdacht, dem Teufel höchstpersönlich widmete, zu bekehren und nebenbei zu überführen.
Als wäre Aziraphale ein gewöhnlicher Justizvollzugsbeamter, menschlicher Abstammung. Eine Schande in seinen Augen, doch ließ er oft seinen Stolz einfach auf kleinster Flamme köcheln, denn es schickte sich nicht einen Erzengel anzuzweifeln, auch wenn es vielleicht so gehörte.
Ihr fragt euch jetzt sicherlich, woher Aziraphale's Sinneswandel abrupt seine Herkunft aufstöberte.
Doch die Katastrophe, welche sich Armageddon schimpfen wird, liegt noch um einiges in der unergründlichen Zukunft.
Adam Young, der Sohn Satan's, an diesen kleinen Knirps dachte nicht einmal eine Seele im Himmel. Natürlich war allen bewusst, der eine Krieg würde noch kommen, doch alle Ereignissen lagen noch gepflegte Jahre in der Zukunft.
In dieser Zeit ließen sich noch einige Unannehmlichkeiten in die Welt setzten, welche nicht auf den Namen: Sohn Satan's, zurückzuführen waren.
Wie bereits berichtet, waren Aziraphale und Crowley, gemeinsam, auf der Spur eines neuen und noch ebenfalls ungeborenen Problems.
Crowley's Aufgaben spiegelten das völlige Gegenteil wieder, zu denen seines himmlischen Gefährten.
Anstatt Frieden in der Welt und Umland zu verbreiten, entsprangen die Aufgaben des Dämons, wie gewohnt und gewollt, eher dunkleren Absichten.
Doch beginnen wir ein erneutes Mal mit dem Engel.
Die Nase in eines der unzähligen Bücher gesteckt, las sich Aziraphale durch eine informative Studie, welche sich mit der Haltung von Kleintieren befasste.
Äußerst aufschlussreich, würde man ihn fragen. Allerdings, seine kleine Leserei wurde von zwei Engeln unterbrochen, welche ihm mehr als besonders bekannt waren.
Gabriel und sein Komplize Sandalphon betraten stumm den einzigen Buchlanden, welcher von einem Engel geführt wurde.
(Um sich den Menschen und ihren Gewohnheiten anzupassen, versteht sich)
Mit einem tiefen Lachen, brach der Erzengel allerdings das Schweigen, welches sich in dem Gesamten Laden, an der dichtbefahrenen Ecke Soho's, ausgebreitet hatte.
,, Aziraphale", begann Gabriel, was laut Crowley nie etwas gutes bedeuten konnte.
Doch sprach der Erzengel weiter und verkündete die frohe Kunde, nahm jedoch keinerlei Rücksicht auf die menschlichen Besucher des Lades.
(Weshalb sollte er auch, er ist Gabriel, ein nicht verdammter Erzengel)
,, Wir haben frohe Kunde für dich, alter Freund". Dies waren die weiteren Worte, welche Crowley selbst bei den Leuten der anderen Seite für nicht gut heißen konnte, allerdings nannten sich dort solche Ankündigungen auch:
Höllenbotschaft. Eine Beschreibung, erfunden von Hastur, Lord der Hölle, und zwar persönlich.
Gabriel beorderte, wie bereits erwähnt, Aziraphale dazu, der Hexe Magaret Flemming, ihr ihre Schandtaten aufzulisten und sie darauffolgenden-. Nun, was der Himmel auch immer mit Ungehorsam anstellte.
Dass die Geschwister-Erzengel ihre Aufgaben an den nächsten Besten, auf der Erde Stationierten, mit Freude abgeben würden, wurde Aziraphale in jenem Moment bewusst, als Gabriel seinen schändlichen Mund öffnete.
,, Aber meine Herren ?".
Es blieb dem Engel nichts anderes übrig, als sich zu fügen, denn selbst sein Versuch, sich aus der Affäre zu ziehen, trotz der gelehrten Maschen Crowley's, musste er in naher Zukunft der Hexe einen Besuch abstatten.
In identischer Zeit, nur nicht Ort, wurde Crowley, während er sich gelangweilt auf seinem Thron räkelte und bereits friedlich begann einzuschlummern, von einer kratzenden und ächzenden Stimme aus den höllischen Träumen gerissen.
Hastur blickten ihm, in Gestalt eins schwarzgeschuppten Drachen, drohend in die dösenden Gesichtszüge. Dass der Dämon keine Vorliebe für Drachenfilme und Mittelalterfilme besaß, konnte Hastur ja nicht wissen.
Da Crowley solche Filme dennoch ansah, fiel er öfters in einen angenehmen Mittagsschlaf.
So endete Hastur's Gestalt schlussendlich in der eines Drachen.
,, Beelzebub verlangt !".
Schon waren die gelben Schlangenaugen des Dämon's aufgeschlagen.
Ein genervtes Stöhnen, verließ eindeutig mit zu lärmender Stärke, die Kehle des nicht besonders dämonischen Handlanger Satan's.
Weshalb Crowley seiner Frustration und Unlust, solche Luft machte, war aufgrund einer ganz einfachen Bitte, wenn man dies von Beelzebub's Befehlen behaupten konnte.

Eine persönliche Danksagung,
persönlich verfasst von Beelzebub und Hastur und ebenfalls persönlich überliefert, von einem Sohn Satan's

Auch wenn Crowley kein Sohn des ersten Gefallenen war, was er natürlich auch nicht betrauerte, hatte er keine andere Wahl.
Mit gerümpfter Nase, blickte der Dämon seinen Vorgesetzten nicht einmal interessiert an, eher waren seine Gedanken der persönlichen und selbstgedichteten Danksagung zugewandt.
Wie diese wenigen Zeilen, voller düsterer Schleimerei, wohl klingen mag, ist nicht zu beflügeln. Denn, wie sich schon öfters herausstellte, waren Beelzebub, wie auch Hastur, nicht mit der Gabe des Verfassens und Dichtens gesegnet.
(Wohl eher des Gegenteils)

Noch eine Weile brodelte und gurgelte der zuvor schuftende Motor und begann nun nach und nach abzukühlen.
,, Täuscht es mich, oder hört sich dein Auto etwas verschnupft an ? Irgendetwas scheint anders", bemerkte Aziraphale, während er zügig aus dem Bentley kletterte. Seine gepflegte Hand fand passenden Halt an der glühenden Karosserie, welche sich nach der rasanten Fahrt ungewöhnlich aufheizte.
,, Ouch ...", murmelte er, als er seine rotgewordene Handfläche begutachtete, denn diese war, aufgrund des heißen Metalls, etwas angeschmoren.
(Im übertriebenen Sinne, natürlich)
,, Was ? Mein Auto ? Rede keinen Stuss".
Crowley schien gereizt, reichlicher als sonst, musste der Engel stutzig feststellen.
Beschwichtigend schenkte er darauffolgend dem Dämon ein sanftes Lächeln. Etwas, was der gefallene Engel wohl auch benötigt hatte.
,, Tut mir lei.... es ist momentan alles etwas viel... und" - ,, ich weiß", unterbrach ihn Aziraphale und ließ die Tür des Bentley's langsam in das Schloss zurückfallen.
In den vergangenen Wochen und Monaten, fühlte sich Crowley, wie ein kleines leichtes Blatt, welches durch den Wind, von Befehlen und nervenzerreißenden Treffen der Dämonen, auf das teuflischste, durch die Gegend quirlte.
,, Langsam haben wir es eilig". Aziraphale unterbrach Crowley's Gedankenschwelgerei, riss ihn zurück ins jetzt, dort wo er eigentlich nicht sein wollte, zu mindestens nicht mit seinem Engel.
"Ein kleines Café würde es auch tun", dachte er sich vakant.

,,Dürfte ich dich zu einer wohltuenden Speise verführen, mein Lieber ?".

Good Omens - Mother love Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt