Kapitel 1

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Leona lag schlafend in ihrem Bett, die Vorhänge waren zugezogen und das einzige Licht, das den Raum leicht erhellte, war das ihres Weckers.

Sie sah so friedlich aus, dass wahrscheinlich niemand auf die Idee kommen würde, sich dem schlafenden Engel auch nur zu nähern.

Doch ihre Mutter dachte anscheinend nicht ganz das selbe.

,,Liebling! Es wird Zeit aufzustehen, die Schule ruft."

Mit einer Handbewegung ihrerseits, schoben sich die Vorhänge, wie von selbst an die Seiten des großen Fensters.

Seufzend drehte sich die rothaarige in ihrem Bett um, bevor sie sich eines ihrer Kissen auf das Gesicht drückte und den Versuch wagte, ein weiteres mal einzuschlafen.

Grinsend schüttelte Leonas Mutter den Kopf.

,,Schätzchen, müssen wir das wirklich jeden Morgen machen?" Fragte sie, die Hände in die Hüften stemmend.

Miss Walker erwartete nicht von ihrer Tochter, dass sie ihr eine Antwort gab, weshalb es sie nicht überraschte, als genau dies zutraf.

Mit einem Schnipsen der Finger, erschien über Leona ein Glas, das bis zum Rand mit kaltem Wasser gefüllt war.

Als die Frau, das Zimmer ihrer Tochter verließ, schnipste sie ein weiteres mal mit den Fingern, was dazu führte, dass sich das Glas über Leona leerte.

Ein heller Schrei, war im ganzen Haus zu hören, als sich die kalte Flüssigkeit über das zu schlafen scheinende Mädchen ergoss.

,,Mum!"

Leona hörte, wie ihre Mutter kichernd die Treppe hinunter lief.

,,Steh jetzt bitte auf Schatz. Du möchtest doch schließlich an deinem ersten Tag nicht zu spät kommen."

,,Nein, das möchte ich nicht." Flüsterte sie, sarkastisch.

Seufzend erhob sie sich von ihrem Bett, suchte sich ein Outfit zusammen und verschwand anschließend in dem, an ihr Zimmer angrenzendes, Badezimmer.

Nach einer 30 minütigen Dusche, stand Leona nun umgezogen und Haare föhnend vor dem ganz Körper Spiegel, der gegenüber von ihrem Bett hing.

,,Bist du nervös?"

Erschrocken ließ sie den Föhn fallen, während sie ihre Hände in einer abwehrenden Position vor sich ausstreckte.

Als die 17 jährige jedoch sah, dass die Stimme lediglich ihrer Mutter zu zuführen war, nahm sie die Hände runter und kümmerte sich um den auf dem Boden zerschälten Föhn.

Auf eine Antwort wartend stand Miss Walker weiterhin am Türrahmen gelehnt und sah ihrer Tochter zu, wie sie mit Hilfe einiger Handbewegungen vergeblich, versuchte den Föhn wieder herzurichten.

,,Hier, lass mich mal."

Sie begab sich neben Leona und fuhr ein einziges mal mit der Hand, oberhalb des kaputten Gegenstandes, über diesen.

,,Du hast noch sehr viel Zeit, um zu lernen." Sagte die ältere von den beiden und sah zu, wie sich die Teile des Föhns wieder zusammen setzten.

,,Und wie viel Zeit bleibt uns, bis wir uns das nächste Haus in einer neuen Stadt ansehen müssen?"

Es war schwer für das junge Mädchen in jeder neuen Stadt Freunde zu finden, um sie dann einige Wochen später wieder verlassen zu müssen und das wusste ihre Mutter, denn auch ihr fiel es nicht leicht, einen Ort zu verlassen, den sie für ihr zu Hause hielt.

,,Ach süße."

Miss Walker zog ihre einzige Tochter an sich und strich ihr sanft mit der Hand über den Rücken.

,,Es wird eine Zeit geben, in der wir nicht mehr vor dem weglaufen müssen, was wir sind. In dieser Zeit wird es nicht mehr wichtig sein, seine Kräfte so schnell wie möglich unter Kontrolle zu bekommen, denn dann sind wir frei."

Leona nickte zustimmend.

Auch sie glaubte daran, dass die Zukunft für Wesen wie sie bald besser aussehen würde, doch sie hätte sich gewünscht, dass diese Zukunft bereits die Gegenwart war.

,,Komm. Ich fahre dich zur Schule."

,,Das ist nicht nötig Mum danke. Ich würde gerne selbst fahren."

Zusammen verließen die beiden Leonas Zimmer und liefen die Treppe hinunter, die zu einem langen Flur führte.

Als sie diesen entlang liefen, fiel ihr das selbe Bild ins Auge, das für sie immer heraus stach.

Es war das einzige Bild, das ihre Mutter, aus dem brennenden Haus retten konnte, das Leona ausversehen anzündete, was auch der Grund ihres Umzugs war.

Auf diesem Bild war sie abgebildet, wie sie an der Hand ihrer Mutter und an der eines Mannes versuchte zu laufen.

Ihre Mutter hatte ihr erzählt, dass dieses Foto entstand, als ihre Eltern, das erste mal mit ihr an das Meer fuhren und sie versuchte ihre ersten Schritte zu machen.

Sie erzählte ihr auch, dass ihr Vater einige Tage nachdem dieses Bild gemacht wurde, starb.

Er war bei der Flucht, vor Jägern, die allen nicht Menschen ähnlichen Wesen den Krieg erklärten, ums Leben gekommen.

Leona behielt ihn als den tapferen Mann in Erinnerung, der sein Leben, für das seiner Familie aufgab.

So wollte es ihre Mutter.

Denn Leona sollte niemals herausfinden, dass ihr Vater nicht genau so ein Wesen war, wie sie oder ihre Mutter es waren.

Sie sollte nie herausfinden, dass ihr Vater ein gewöhnlicher Mensch war, der seiner Familie den Rücken zuwandt und den Jägern beitrat.

Nie sollte sie erfahren, dass ihr Vater einer der Menschen war, die sie und all die anderen ihres Gleichen, tot sehen wollte.


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