Kapitel 4
„Hol den Tee, April!“, wiederholte April beleidigt die Sätze ihre Familienmitglieder. „Wir wollen Tee, April, hol ihn uns!“
Heute war Familienfrühstück in der Suite von den Erwachsenen angesagt. Sie hatten einen langen Tisch aufgebaut und jeder saß hungrig da. Und jeder wollte Tee.
Sie waren doch keine Engländer!
Und nun stolperte April mit drei Packungen Tee durch die Flure und wurde mit den Leuten mit seltsamen Blicken bedacht, was sie jedoch gewohnt war, vor allem in dem Suarez- Trikot, das sie immer noch trug.
Und nun stand sie vor dem Aufzug und holte tief Luft. Wieso bekam sie eigentlich immer diese dämlichen Aufträge wie Tee holen? Konnte das nicht Jason machen oder Serena oder Jasmine? Sie schüttelte erbost den Kopf. Nein, April war zuständig.
„April, tu dies, April, tu das…“, murmelte sie und stieg in den Aufzug. Sie drückte auf den Knopf zum 9. Knopf, denn sie war außerdem damit beauftragt, Joey, Liu und ihre Eltern abzuholen, die offensichtlich verschlafen hatten.
Sie stellte sich wieder in ihre Ecke und schloss die Augen. Der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung und sie spürte, wie ihr Körper anfing zu zittern.
Dann musste sie an die vergangene Nacht denken und die seltsamen Dinge, die Matthew erzählt hatte. Sie biss sich auf die Lippe und begann zu überlegen, denn irgendetwas war faul.
Da war etwas, was nicht stimmen konnte, aber sie konnte sich nicht daran erinnern, was es war. Schon heute Morgen, als sie Matthew neben sich, tief in die Decke eingegraben, gesehen hatte, kam ihr irgendetwas spanisch vor, aber sie wusste einfach nicht, was es war. Egal, wie sie sich anstrengte, sie kam auf keinen grünen Punkt. Oder blauen? Vielleicht auch roten?
Was hatte sie dann gemacht? Sie hatte sich gestreckt und die Decke zurückgeschlagen. Dann hatte sie das Bett verlassen und war noch einmal zurückgekrochen, um Matthew zu wecken, der genauso verwirrt war wie sie.
Dann hatten beide das BETT verlassen, hatten das BETT frisch gemacht, obwohl sie eigentlich zu faul dazu waren. Das BETT sollte ja schließlich schön aussehen, wenn sie sich das nächste Mal in ihr BETT legte.
Sie schlug sich gegen den Kopf. Das war kein Wink mit dem Zaunpfahl, das war der Zaunpfahl, wie er ihr ins Gesicht geschlagen wurde.
Sie konnte sich nämlich gar nicht daran erinnern, wieder ins Bett gegangen zu sein. Und Matthew mitgenommen zu haben, davon wusste sie auch nichts.
Sie schluckte. Wie waren sie dann ins Bett gekommen?
Der Fahrstuhl hielt stockend an. Auf der digitalen Anzeigetafel stand eine rote 9.
Die Türen öffneten sich und April sah zu, dass sie rauskam. Nun musste sie nur noch den Gang entlang bis zur Nummer 602. Das war die Nummer des Zimmers, in dem Joey mit seiner Familie wohnte.
Sie lief eilig in die Richtung, denn ihr Magen begann zu knurren. Sie hatte heute noch nichts Essbares zu sich nehmen können und ihr Bauch beschwerte sich nun offensichtlich über sie.
„Du kriegst ja bald etwas!“, fuhr sie ihn an und erhöhte ihr Tempo. Dabei sah sie andauernd nach rechts und links, um die Nummer auch nicht zu verpassen. Je schneller sie sie fand, desto früher konnte sie etwas essen. Und wehe ihre Familie hatte bis dahin alles weggefuttert!
589… Die 602 konnte nicht mehr weit sein. Erneut verschnellerte sie sich.
Boom.
April krachte schmerzhaft in etwas, das genauso schnell war wie sie, aber viel härter und taumelte einige Schritte zurück, während die drei Teepackungen auf den Boden plumpsten. Eine davon sprang auf und ihr Inhalt, circa 30 Teebeutel verteilten sich über den Boden.
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Love Kills
Roman d'amourFamilienausflug in ein Nobelhotel und das nur, weil deine verpeilte Tante ein Preisausschreiben gewonnen hat? Klingt doch eigentlich super. Aber wenn man bedenkt, dass April und ihre Familie direkt in einem Hotel landen, in dem ein Killer sein Unwes...