Survivor

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Angst. Das würde angemessen der Situation meine Stimmung gerade am besten Beschreiben. Gefangen in einem Labyrinth aus Gefühlen und Gedanken wurde ich immer panischer. Nicht so schlimm, kann man sich denken, sind ja nur Gedanken und Gefühle, es gibt immer einen Ausweg. Aber nein, die ersten vier Wörter entsprechen der Realität. Gefangen in einem Labyrinth. In einem verdammt großen und noch viel viel gefährlicherem Labyrinth. Denn es hatte noch nie jemand eine Nacht im Labyrinth überlebt. Am liebsten würde ich vor Frustration aufschreien, aber zu meinem Glück erstickte meine Stimme im Hals, ansonsten würde ich mich in eine noch viel größere Gefahr begeben. Ansonsten, würde ich einen Griewer auf mich aufmerksam machen. Klonk! Doch selbst in dieser aussichtslosen Situation stahl sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen, als ich an ihn dachte. Er war einfach das was ich brauchte und dennoch leider auch das was ich niemals bekommen würde. Es war für die anderen Jungen kein Geheimnis, dass ich seit 8 Monaten für ihn, Newt, schwärmte. Ansonsten kann ich mir ihre ganzen Anspielungen nicht erklären, denn der einzige der es offiziell wusste war Minho, mein bester Freund. Langsam rannten Tränen meine Wangen hinunter. Ich würde sie nie wieder sehen, sie nie wieder in den Arm nehmen können, ihnen nie wieder sagen, wie viel sie mir bedeuteten. Und ich konnte ihm nie sagen, wie sehr ich ihn liebte. Und zwischen all den Tränen erinnerte ich mich daran, als er mir unter Lachen sagte, dass mich meine Tollpatschigkeit noch umbringen wird. Wie Recht er doch hatte. Nun saß ich hier, mit einem geschwollenen Knöchel und wartete praktisch auf meinen Tod. Er fand es nie gut, dass ich ein Läufer geworden bin und dennoch konnte er nichts dagegen tun, denn er wurde nach einigem hin und her überstimmt. Als ich ihn fragte, warum er mich nicht gehen lassen wollte, antwortete er, dass er mich nicht an das Labyrinth verlieren wollte. Eine Flut von neuen Gefühlen überrollte mich und durch ihre neue Energie wurde ich immer entschlossener. Ich würde hier lebend raus kommen! Das hatte ich ihm versprochen. Ich wollte in seine sanften braunen Augen sehen und ihm sagen, dass ich ihn liebte. Gefüllt von neuer Hoffnung stand ich auf und lief ein Stück, bis mich ein mir wohlbekanntes Geräusch aufhorchen ließ. Erschrocken fuhr ich herum und erblickte einen Griewer am Ende des Ganges. Von Angst gepackt humpelte ich schnell um die nächste und Sackgasse. Klonk! Klonk! Klonk! Wenn ich zurück gehen würde, könnte ich mich auch direkt vor einen Griewer stellen und ihn an brüllen, dass er mich stechen soll!
Verzweifelt drückte ich mich an die Wand und stolperte auf einmal zurück. Vor Schreck keuchte ich auf, dennoch presste ich mir meine Hand schnell vor den Mund. Ich hatte soeben eine Nische zwischen den Wänden, getarnt von Ranken entdeckt.
Stunden später, etwas nach Sonnenaufgang humpelte ich aus der Nische raus. Die Nacht wurde geprägt von Angst zerreißenden Momenten, als Griewer vor der Nische einen kleinen Spaziergang machten. Übermüdet und durstig versuchte ich so schnell wie möglich aus dem Labyrinth zu humpeln, als ich an der nächsten Ecke plötzlich mit etwas zusammen stieß. Oder besser gesagt mit jemandem. Blinzelnd  schaute ich auf und blickte geradewegs in das ungläubige Gesicht von Minho, welcher sich in der nächsten Sekunde zu mir auf den Boden geschmissen hatte und mich in eine feste Umarmung zog. ,,Aber du du du du lebst?! Wie, wie kann das sein? Was ist passiert? Geht es dir gut? Oh Gott wir haben uns solche Sorgen gemacht, ich hab mir solche Sorgen gemacht", redete er verzweifelt auf mich ein, woraufhin ich die Umarmung verstärkte. ,,Hey Minho, siehst du! Ich bin hier, ich bin da! Du brauchst dich nicht mehr zu fürchten, okay? Alles ist okay. Mir geht es gut. Ich lebe!", redete ich beruhigend auf ihn ein. ,,Nach ein paar Minuten zog er mich hoch, ich jedoch sackte zischend wieder zusammen. ,,Mein Fuß", keuchte ich und ohne zu überlegen hob mich Minho hoch und trug mich Richtung Lichtung. Auf dem Weg zurück erzählte er mir davon, wie schlecht es Newt ging und wie viele Vorwürfe er sich gemacht hat. Dieser Strunk! Das war nicht seine Schuld! Und das werde ich ihm gleich auch erstmal schön einreden! Minho bog um die Ecke und ich konnte den Eingang zum Labyrinth erkennen. Als Minho wieder auf dem Gras der Lichtung stand ließ er mich runter und schrie über die gesamte Lichtung: ,,Ich hab euch ne Überraschung mitgebracht!" Binnen weniger Sekunden versammelten sich alle Lichter um mich herum und musterten mich geschockt. Sofort bombardierten mich alle mit Fragen und ich saß komplett überfordert auf dem Boden, und keuchte vor mich hin. ,,Wo ist Newt?", fragte ich in die Runde. Sofort verstummten alle und sahen sich an. Plötzlich schrie Zart über die gesamte Lichtung: ,,Newt du Neppdepp, komm her!" Nach langen etlichen Sekunden tauchte ein Blondschopf in meinem Sichtfeld auf. Newt. ,,Was ist de..?", fing er an und unterbrach sich selber, als er mich hier unten am Boden sitzen sah. Verschwitzt, keuchend, leicht verletzt, aber am Leben. Und das war alles was gerade zählt! Newt sank auf die Knie und seine Augen begannen zu funkeln. ,,Du bist hier", flüsterte er. ,,Ich habe dir versprochen, immer zu dir zurück zu kehren", antwortete ich ihm genauso leise. Nach einigen Momenten des Schweigen fing ich an, ihm eine Moralpredigt zu halten, dass er sich nicht die Schuld geben soll, doch mit einem Mal kam er mir näher und meine Worte erstickten. Seine Lippen waren nur noch Millimeter von meinen entfernt und ich überbrückte den letzten Abstand und küsste ihn vorsichtig. Er erwiderte sofort und der Kuss wurde immer fordender. Ein Räuspern ließ uns auseinander schrecken und alle Lichter grinsten uns wissend an. Newt schlang seine Arme um mich und ich blickte zu Minho hoch, welcher mit den Augenbrauen wackelte. Ich verdrehte die Augen und wendete mich nun an ihn: ,,Achso Minho übrigens!" ,,Ja?" ,,Ich kündige!", erwiderte ich trocken. Die Lichter begannen zu lachen und er grinste: ,,Glaub mir, dein Strunk von Freund da hätte dich da auch nie wieder rein gelassen!" Lächelnd sah ich zu Newt, dieser jedoch zog mich in einen weiteren Kuss und für den Moment war ich wunschlos glücklich.

Maze Runner ImaginesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt