Kapitel 6.

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Jungkook

"Hast du... Naja, hast du jemals den König gesehen?" fragte ich Rose, die wie das erste Mal, das ich sie hier gesehen hatte, in der Küche an einem kleinen Tisch saß und Kartoffeln schälte. Sie meinte, dass ich ihr nicht helfen könnte und ich nur meine Klamotten schmutzig machen würde, was nicht gern gesehen war.

Denn anderst als sie, trug ich keine Kochschürtze oder Klamotten, die dreckig werden konnten. Da ich auch hin und wieder an Zeremonien als Butler an der Seite des Königs stehen würde, trug ich immer ein weißes Hemd aus einem Stoff, den ich so zwar nicht kannte aber Rose meinte, es wäre angemessen für einen Butler.

Doch sie nickte nur mit einem sanften Lächeln, während sie weiter ihre Arbeit erledigte.

"Natürlich, jedes Kind hat den König gesehen. Zwar bin ich nicht wie du und sehe ihn so oft, dennoch habe ich auch schon den König sehen dürfen. Sowie seinen Bruder und seine Schwester. Sie sind wirklich alle wunderschön" erklärte sie mir und ich nickte nur verstehend, während ich meine Hände zwischen meine Beine klemmte und etwas unsicher auf meine Lippe biss.

"Seinen Bruder habe ich noch nicht gesehen... Weder seine Schwester... Sehen sie... So aus wie er?" fragte ich das Mädchen, das mich nur weiterhin liebevoll anlächelte. Ich wusste zwar nicht, wie alt genau sie war, was ich auch nicht fragen würde, aber ich konnte an ihr erkennen, dass sie doch ein wenig älter war als ich. Und für sie war ich wohl eher wie ein Kind, auch wenn ich lieber in die Arme meiner Mutter rennen würde... Vielleicht würde ich sie ja nie wieder sehen...

Denn verlassen durfte ich das Schloss nur auf Wort des Königs. Und der dachte wohl, dass ich sein Butler sein wollte, auch wenn er sich so komisch verhielt.

"Oh ja, man erkennt, dass sie die Königsfamilie sind. Und du hast keine Ahnung, wie viele Mädchen hinter dem König und seinem Bruder her sind. Sie vergöttern sie, aber wie kann man es ihnen verübeln" meinte sie, jedoch seufzte sie dieses Mal nach ihren Worten, weshalb ich meinen Mund einen kleinen Spalt öffnete und sie unsicher ansah.

"Aber... Du bist doch auch ein Mädchen? Tust du es also nicht?" fragte ich also das Mädchen, das nach meinen Worten aufstand und auf mich zu ging. Sie kniete sich vor mich, da ich auf einer Art Bank saß und legte eine ihrer leicht rauen Hände, aufgrund ihrer Arbeit, auf meinen Oberschenkel und ihre andere sanft an meine Wange.

"Du bist wirklich zu gut für diese schreckliche Welt, kleiner... Und zu gut für das, was der König von dir will..." hauchte sie leise und ich wusste nicht genau, was ich mit ihren Wörtern anfangen soll. Jedoch blieb mir die Zeit auch nicht, zu fragen. Denn nachdem sie ziemlich sanft mit ihrem Daumen über meine Wange gestrichen hatte, stellte sie sich wieder auf und machte sich daran, die Kartoffeln weiter zu schälen, damit sie auch irgend wann fertig werden würde und ich ihr dabei zusah.

"Ich habe meiner Mutter auch immer beim Kochen geholfen... Wenn mein Vater ohne mich auf dem Feld war... Dann hat sie mich zu sich geholt und mir beigebracht, wie man kocht. Zwar wurde ich deshalb von meinen Freunden und Bekannten in der Umgebung immer ausgelacht, da es ja als Frauenarbeit gilt, aber ich bin froh, dass sie es mir gezeigt hat." erklärte ich dem Mädchen, welches nach meinen Worten wieder anfing zu lächeln, während sie Arbeitete. Es musste anstrengend sein, den ganzen Tag nur hier zu arbeiten bis einem die Hände wund werden, aber sie beschwerte sich nicht.

Sie war stark. Das bewunderte ich an ihr.

"Deine Mutter hat wirklich einen tollen Sohn erzogen. Denn das bist du, deshalb hat dich der Mann damals auch von zu Hause geholt. Nicht nur, weil du ein hübsches Gesicht hast. Du hast ein Herz, solche Leute trifft es leider viel öfter." meinte sie und man konnte ihr Leid aus ihren Worten hören. Und irgend wie tat es mir weh, wenn sie so sprach. Denn es zeigte mir immer mehr, wie schlimm diese Welt wirklich war.

Diese Welt, in der ich so viele Träume hatte, die sich sowieso niemals erfüllt hätten. Ich war ein armer Bauernjunge mit Eltern, die ihm die reale Welt vor enthielten. Doch jetzt, hier, war ich garnichts mehr. Ich war weder ein Bauernjunge, noch ein Junge mit Träumen.

Also musste ich selbst heraus finden, wie unfair diese Welt ist. Und musste alleine daran wachsen...

"Hast du... Hast du Eltern?" traute Ich mich dann doch zu fragen, immerhin war sie die einzige hier, der ich wirklich vertrauen konnte. Und sie schien gerne mit mir zu reden, vielleicht fühlte sie sich, wie ich, sich nicht so alleine, wenn wir beieinander waren. Auch, wenn sie mir gesagt hatte, dass ich nicht so oft Zeit haben werde, bei ihr zu sein.

"Natürlich Jungkook, jeder Mensch hat Eltern. Nur manche wachsen mit ihnen auf und manche nicht. Meinen Vater zum Beispiel hatte ich nie kennen gelernt. Und meine Mutter hat ihren Körper verkauft, bis sie dabei erwischt und getötet wurde. Und da ich es nicht wert war, in ein Heim zu kommen, musste ich, seit ich 14 war, hier arbeiten." erklärte sie mir wieder und so schluckte ich nur schwer und merkte, wie mein Herz innerlich zerbrach.

"Dabei war das einzige, was meine Mutter damit wollte, mich zu versorgen. Da unser Vater uns verlassen hatte und sie es schwer hatte, eine Arbeit zu finden, hat sie so Geld nach Hause gebracht, damit ich nicht an Hunger und Durst sterben musste. Nur, um am Ende dafür umgebracht zu werden. Weil sie ihr Kind versorgen wollte. Aber ich wette, bei dir war es nicht anderst, Jungkook... Das haben wir beide wohl gemeinsam"

~

Das hier, was ich geschrieben habe ist übrigens nicht meine Meinung. Für mich ist kochen sicher keine 'Frauenarbeit', because I'm not zurückgebildet haha ups, aber das war eben die Denkweise zu der Zeit, in der ich schreibe, so I hope you understand ;)

Btw, wie findet ihr Rose? ;)

Sweet Desire // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt