Vor zehn Jahren...
Der Mond schien hell und voll über dem nächtlichen Wald. Ein Bild, wie von Künstler Hand gemalt. Nur eines schien in dieses Bild nicht zu passen: es war kein einziger Laut zu vernehmen, so als wäre der Wald jeglichen Lebens beraubt. Eine geradezu greifbare Stille hielt den Wald in seinem Bann. Plötzlich klangen Rufe durch den Wald. Ein Trupp Männer verfolgte einen jungen Mann, der hastig durch das Dickicht des Waldes rannte. Max Burchard rannte um sein und ihr Leben. Er musste die Soldaten die ihn verfolgten so weit wie nur irgend möglich von ihr fortführen. Sie durften sie nicht in ihre Gewalt bekommen, sonst waren all seine Bemühungen umsonst gewesen. Niemals würde er zulassen, dass er sie wieder in seine Gewalt bekommen würde. Niemals! Max hechtete weiter. Er strauchelte kurz und verlor das Gleichgewicht. Fast augenblicklich war er jedoch wieder auf den Beinen. Seine Verfolger waren ihm dicht auf den Fersen. Sie sind viel zu nah, ich brauche mehr Zeit... Plötzlich hallte ein Schuss durch den Wald und Max stürzte abermals zu Boden, mit einem Fluch auf den Lippen. Die Kugel hatte ihn am Bein getroffen. Wütend versuchte er wieder auf die Beine zu kommen. Er war noch nicht weit genug entfernt. Er musste weiter, koste es was es wolle, doch sein verwundetes Bein versagte ihm den Dienst. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als auf allen Vieren seinen Häschern zu entkommen. Die Soldaten holten ihn jedoch schnell ein und umzingelten ihn. Der Anführer der Gruppe zielte mit seiner Waffe auf ihn.
„Es ist vorbei Burchard! Wo ist sie?"
Max wandte sich dem Sprecher zu.
„Sie? Von wem zum Teufel redest du? Siehst du hier noch jemanden außer mir?", erwiderte Max mit einem Lächeln im Gesicht.
Vorsichtig versuchte er, ohne Aufmerksamkeit zu erregen, an seine Waffe zu gelangen, die er in seinem Hosenbund und unter dem Pullover versteckt hielt.
„Keine Scherze, Burchard! Wir wissen, dass du sie befreit hast. Also noch einmal ganz langsam zum Mitschreiben: Wo. Ist. Sie?"
Während er die letzten drei Worte aussprach lud er seine Waffe durch. Das dadurch verursachte Klacken klang in der sonstigen Stille des Waldes überlaut. Max schloss für einen kurzen Moment die Augen. Ihm wurde in diesem Augenblick klar, dass es für ihn keine Heimkehr mehr geben würde. Doch statt bei diesem Gedanken in Panik auszubrechen, verspürte er zuerst Bedauern. Bedauern darüber seine Frau zurück zu lassen und seine kleine Tochter nicht mehr aufwachsen zu sehen. Doch dann überkam ihn eine tiefe Ruhe. Er wusste was er jetzt zu tun hatte. Sein Opfer würde beider Zukunft sichern. Abschätzig schnaubend öffnete er die Augen. Sein Blick war klar und fest.
„Du kannst mich mal Arschloch!"
Mit diesen Worten riss er seine Waffe aus dem Hosenbund und zielte auf den Anführer. Bevor er jedoch den Abzug betätigen konnte, wurde er von seinem Gegenüber mit einem Kopfschuss niedergestreckt. Der Schuss verklang ungehört und verlor sich in den Tiefen des Waldes.
***
Vor drei Monaten...
Der Raum war weitläufig: eine Wand wurde vollständig von einem gewaltigen hochmodernen Display ausgefüllt, vor dem eine schmale Konsole stand. Das Display bestand aus einem hauchdünnen, durchscheinenden Material und hätte gut und gerne aus einem Science Fiction Film stammen können. Das einzige Möbelstück in diesem Raum war ein breiter, sehr gemütlich aussehender Sessel aus dunklem Leder. Der Raum selbst war in dämmriges Licht getaucht, dessen Quelle der Bildschirm bildete. Das Display zeigte eine unendliche Weite von tiefem Blau: eine traumhafte Unterwasserwelt in der ein großer Wal gemächlich seine Runden drehte. Der Sessel befand sich genau im Zentrum des Raums und war dem Bildschirm zugewandt. In ihm saß entspannt lässig ein Mann mittleren Alters. Schlank. Maßgeschneiderter Anzug. Die oberen Knöpfe des Hemdes waren lässig geöffnet. Silber-graue, kurze Haare. Stechend blaue Augen in einem markanten Gesicht; das Gesicht eines Mannes, der genau wusste was er wollte und wie er es bekommen würde. Er selbst nannte sich nur Janus; niemand kannte seinen wahren Namen. Den hatte er schon vor langer Zeit aufgegeben. Gerade nahm er einen tiefen Zug aus einer angezündeten Zigarette und blickte gedankenverloren dem vorbeischwimmenden Wal zu, als ein dezentes Summen durch den Raum klang. Ohne den Blick von dem Display abzuwenden, aktivierte er mit seiner freien Hand eine kleine Platte die sich in der Armlehne des Sessels befand, woraufhin diese grün aufleuchtete.

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Gen-X: Ouroboros
ParanormalEin immer wiederkehrender Alptraum. Eine Geiselnahme in ihrer High School. Ein geheimnisvoller und mächtiger Unbekannter, der bereit ist alles zu tun was nötig ist, um sein Ziel zu erreichen: die Verbesserung des Menschen! Noch ahnt Jessie nicht, da...