Abschnitt 3

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Jessie stieg in ihr heiß und innig geliebtes auberginenfarbiges Cabrio. Ihre Mutter hatte es ihr zu ihrem Geburtstag geschenkt, kaum dass sie nach Ferryspring gezogen waren. Sie fuhr aus der Ausfahrt und machte sich auf den Weg ihre Freundinnen einzusammeln, die sicher bereits auf sie warten würden. Und tatsächlich, als Jessie ihren gemeinsamen Treffpunkt erreichte, standen ihre Freundinnen Kate, Amalia und Gina bereits an der Straße und warteten ungeduldig. Jessie hielt neben ihnen an.

„Sorry für die Verspätung. Ich hatte noch eine kleine Diskussion mit meiner Mutter."

Amalia stieg vorne bei Jessie ein. „Kein Problem, noch ist Zeit."

Kate verdrehte die Augen und stieg zusammen mit Gina hinten ein. „Was heißt hier „noch ist Zeit"? Wir werden ganz sicher zu spät kommen. Ich kann mir echt keinen Ärger leisten."

Gina quittierte Kates Einwand nur mit einem Schnauben und wandte sich stattdessen an Jessie. „Und... über was hast du mit deiner Mutter denn diskutiert?"

Nachdem alle eingestiegen waren fädelte sich Jessie wieder in den fließenden Verkehr ein. „Sie will wieder umziehen."

„WAS?", kam es unisono von Gina, Kate und Amalia.

Gina brachte es dann auf den Punkt. „Was soll denn die Scheiße?" Amalia konnte es ebenfalls nicht glauben. „Das kann sie doch nicht machen..." „Doch kann sie. Immerhin ist Jessie noch nicht volljährig.", warf Kate ein.

„Du und deine Klugschwätzerei." Gina sah Kate genervt an. Die Beiden warfen sich vernichtende Blicke zu. Bevor die Sache eskalieren konnte, kam Jessie dazwischen.

„Mädels, nicht streiten. Mir ist egal was meine Mutter sagt. Diesmal wird sie ohne mich fahren müssen. Ich will hier bei euch bleiben..."

Amalia legte ihr freundschaftlich eine Hand auf die Schulter und drückte sie. „Du musst auf jeden Fall hier bleiben. Du bist unsere beste Freundin und es wäre verdammt langweilig ohne dich."

„Dito.", kam es kurz und knapp von Gina.

Kate überlegte kurz. „Das können wir auf keinen Fall zulassen. Ich werde mal mit meinem Vater reden. Vielleicht hat er ja eine Idee." Kates Vater war Rechtsanwalt. Wenn jemand eine juristische Möglichkeit finden konnte, dann er.

Jessie hoffte, dass es nicht soweit kommen würde, dass sie die Dienste von Kates Vater benötigte; dennoch war sie von dem Zuspruch ihrer Freundinnen gerührt. „Danke Mädels. Jetzt geht's mir schon viel besser."

„Okay, wo wir das geklärt haben...wohin wollen wir heute Nachmittag alles shoppen gehen?" Damit war Kate wieder bei ihrem Lieblingsthema angekommen.

***

Jessie fuhr auf den Parkplatz der Ferryspring High School und parkte ihr Cabrio schwungvoll direkt neben Tom's Sportwagen; der einzige noch freie Parkplatz. Tom war Quarterback der hiesigen Football-Mannschaft und Kates Freund. Jessie konnte einfach nicht verstehen, was ihre Freundin an ihm fand; er war arrogant und überheblich. Tom saß lässig auf der Motorhaube und strahlte sie mit seinen unnatürlich weißen und ebenmäßigen Zähnen an.

„Na wenn das nicht unser Sunnyboy ist..." Gina hatte noch nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie Tom nicht ausstehen konnte. Für sie gehörte er als Quarterback ganz eindeutig zu den Snobs der Schule.

„Ich weiß gar nicht was du gegen ihn hast." Kate warf Tom hungrige Blicke zu und schien ihn gerade im Geiste auszuziehen. „Er ist einfach zum Anbeißen."

„Ich glaub mir wird schlecht..." Um ihre Worte zu unterstreichen steckte sich Gina einen Finger in den Hals und tat so als müsse sie sich übergeben. Amalia kicherte leise, was ihr einen verärgerten Blick von Kate bescherte bevor diese aus dem Auto stieg und sich Tom in die Arme warf.

Gen-X: OuroborosWo Geschichten leben. Entdecke jetzt