Licht Im Dunkeln IX. - Prinzipien

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Gedankenverloren lag Magnus auf seiner Couch und hörte das neue Album von 'Echos' und der Song 'All I Want' hatte es ihm besonders angetan, er hörte ihn bereits zum vierten Mal.
Die vergangene Nacht hatte er buchstäblich kein Auge zubekommen, seine Gedanken waren unentwegt zu Alexander gewandert. Magnus hatte sich so sehr auf dessen Rückkehr gefreut und dann.. dann war irgendwie alles eskaliert. Er war nicht fair zu Alexander gewesen. Etwas in ihm hatte geschrien, denn er wollte nicht das Alexander ihn wieder verließ, um ehrlich zu sein, wollte Magnus ihn nie wieder gehen lassen. Und vorallem.. sollte er nur ihm gehören.

Die Selbstsucht in ihm hatte die Oberhand gewonnen. Denn mittlerweile war es Magnus einfach leid, sich an absurde Regeln und Prinzipien zu halten, die er sich selbst auferlegt hatte.
Alexander hatte sein perfekt organisiertes Leben völlig durcheinander gebracht und Magnus ging es gut damit. Er hatte sich nie lebendiger gefühlt, als in der Zeit mit Alexander.

"Alexander?" drang eine liebliche Stimme durch Alecs Zimmertür.
"Komm' rein." nuschelte Alec in sein Kopfkissen, ein Wunder wenn Maryse es verstanden hatte.
Vorsichtig öffnete sich die Tür und Maryse lugste mit ihrem Kopf ins Zimmer.
"Hey, Tante Maryse." murmelte Alec mit glasigem Blick auf die Tür.
Mit grazilem Gang betrat Maryse das Zimmer, setzte sich auf Alecs Bettkante und betrachtete ihn nachdenklich.
"Wie ich sehe, hast du schon all deine Sachen zusammen gepackt. Ist alles in Ordnung? Du bist den ganzen Tag nicht aus deinem Zimmer gekommen?"

"Hab' die Nacht schlecht geschlafen.." antwortete Alec mit kratziger Stimme.
"Offensichtlich, deine verquollenen Augen und dunklen Ringe sind nicht zu übersehen."
"Na toll. Hättest du nicht sagen können, wie gut ich heute aussehe?" grummelte Alec, setzte sich aber in seinem Bett auf, um mit seiner Tante auf Augenhöhe zu sein.
"Wir wissen beide, dass du gut aussiehst, aber heute wäre es wohl eine Lüge gewesen." kicherte sie kurz, setzte dann aber wieder eine besorgte Miene auf.
"Ich dachte eigentlich, du bleibst die gestrige Nacht auch wieder bei Magnus, schließlich fährst du morgen Früh wieder zurück nach L.A."
"Das dachte ich auch.. Wir haben uns gestritten." beichtete Alec.

"Oh Alec." fürsorglich streichelte Maryse Alec über den Handrücken.
"Ich kann noch nicht zurück nach Hause, bevor ich das mit Magnus wieder gerade gebogen habe, ich weiß nur nicht wie." seufzte Alec.
"Hast du ihm denn endlich gesagt," dass du wiederkommst und bleibst?
Alec hatte den Kopf gesenkt und schüttelte betrübt den Kopf.
"Warum nicht?" fragte Maryse erstaunt.
"Ich wollte, aber.."
"Aber?" hakte Maryse nach.
"Ich hatte das Gefühl, dass er es nicht hören wollte, er hatte sich bereits entschieden. Gegen mich." schnaubte nun Alec wütend.

"Das glaube ich nicht. Ihr beide ward in den letzten Wochen wie Pech und Schwefel. Bei allem was du mir erzählt hast, glaube ich, dass Magnus dich genauso sehr braucht, wie du ihn. Gib nicht auf, nur weil es gerade schwierig ist."
"Das tue ich nicht. Dasselbe habe ich zu Magnus gesagt, aber er wollte mir einfach nicht zuhören."
"Dann musst du ihn halt dazu bringen, dass er dir zuhört. Und falls das, aus irgendeinem Grund, nicht funktionieren sollte, musst du halt Taten sprechen lassen.." riet ihm Maryse.
"Was meinst du damit?"
"Du wirst es wissen, wenn es soweit ist." lächelte Maryse geheimnisvoll.

Lautes Türklopfen riss Magnus aus seinen wirren Gedanken.
"Magnus, bitte mach auf. Ich muss mit dir reden." hörte er eine männliche Stimme durch die Tür.
Barfuß ging Magnus mit leisen Schritten zur Wohnungstür und legte seine linke Hand an das glatte Holz.
"Alexander?" flüsterte Magnus.
Alec legte seine Stirn an die Tür und seufzte. "Ja. Bitte, mach auf." seufzte Alec.
"Ich dachte, du wärst längst wieder in Los Angeles." erwiderte Magnus erstaunt.
"Mein Zug geht morgen früh. Ich konnte noch nicht fahren, nicht wenn dieser dumme Streit zwischen uns steht." murmelte Alec.
Zögerlich öffnete sich die Tür, wodurch Alec überfordert nach vorn fiel, stolperte und fast auf die Nase fiel. Glücklicherweise konnte er diese Schmach im letzten Moment noch abwenden.

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