40 - Fortunade Lestrange

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Wenn mich an dem Tag Shacklebold gesehen hätte, hätte er seine Entscheidung wahrscheinlich bereut, vielleicht sogar sofort rückgängig gemacht. Obwohl ich mich bemühte, brachte ich nichts wirklich zustande. Ich gab den Elfen die Aufgabe, den Anweisungen zu folgen, die sie nicht wirklich verstanden und die restliche Zeit ertappte ich mich dabei, gedankenverloren irgendwo hin zu starren und zu blöd vor mich hin zu lächeln. Das war mein ganzer Tag. Eigentlich hatte ich den ganzen Tag nur darauf gewartet, endlich gehen und ihn wieder sehen zu können.

Er wartete wieder bei den Kaminen. Ich rannte beinahe, blieb nahe vor ihm stehen und strahlte ihn an: „Du bist doch jetzt mein Verlobter" sagte ich zu ihm, als ich vor ihm stand und musste ein Giggeln unterdrücken. Ich benahm mich gerade nicht wie die Leiterin der ministerialen Administration, sondern führte mich wie ein verliebter Teenager auf... was ich ja auch beinahe war. Kaum stand ich vor ihm, begannen sich die beiden Kurgel wie verrückt zu benehmen, sie rannten um Dracos Schulter und Hals herum und balgten sich.
„Jaaah?!" sagte er und suchte den Haken an der Sache.
„Darf ich dich dann jetzt küssen?"fragte ich und versuchte meinen Unschuldsblick aufzusetzen.
„Nicht wenn dir dein Ruf etwas wert ist." sagte er ernst. Ich seufzte... was hatte ich erwartet. Es hatte noch nie wirklich funktioniert. Bei Mom nie und bei Dad... nur ein bisschen... wieso sollte es bei Draco funktionieren.
Er schüttelte den Kopf und bewegte sich Richtung Kamine.
„Waaas?" fragte ich, von seinem Verhalten irritiert.
„Ich wusste nicht, dass du dich auch wie ein Teenager verhalten kannst." sagte er, immer noch kopfschüttelnd. Zuerst hatte ich keine Worte... dann blühte ein Grinsen über mein Gesicht und sagte: „Tja, leider zu spät... ich hatte dich gewarnt." Er lächelte zurück und ich musste mich mehrmals daran erinnern, dass ich als die administrative Leiterin der Ministeriums gerade mitten in der grossen Halle stand, wo alle mich sehen konnten, sonst wäre ich ihm hier und jetzt einfach um den Hals gefallen. Draco hatte definitiv recht... aber trotzdem. Am Kamin blieb er stehen, wartete auf mich. Als ich bei ihm stand und mit mir rang, ob die Leiterin der Administration wenigsten hier vor den Kaminen, die so gesehen nur ein Schritt von Zuhause entfernt waren, ihn jetzt küssen könnte, nahm er meinen Arm, warf das Flohpulver und zog mich ins seine Arm und küsste mich. Es dauerte einen langen Moment, während dem wir bei uns im Kamin standen, bevor ich bereit war, meine Lippen von den seinen zu lösen.
„Du bist verrückt." giggelte ich glücklich und überdreht.
„Nicht mehr als eine gewisse hohe ministeriale Beamtin." erwiderte er und küsste mich wieder. So würden wir nie aus dem Kamin herauskommen.
„Und wenn ich das ab jetzt immer so mache?" fragte ich neckend. „Hm... was mache ich dann nur, wenn meine Frau im ganzen Ministerium bekannt dafür ist, dass sie sich nicht beherrschen kann?"
„Schämst du dich für mich? Wollte ich wissen. „Ich kann ziemlich blamabel sein, dneke ich."
„Und ich habe dir gesagt, dass es mir gleich ist. Da musst du dir schon was besseres einfallen lassen, um da jemals wieder raus zu kommen."Der Ton, in dem er es sagte, war so ernst, dass ich erst einen Moment später das Lächeln in seinen Augen bemerkte. Ich nahm seinen Arm, zog ihn endlich aus dem Kamin.
Wir waren wieder daheim und es fühlte sich gut an. Ich drehte mich nochmals zu ihm um, liess unsere Lippen sich sanft berühren und genoss das Kribbeln, dass es auslöste. Nach einer Weile lösen wir uns voneinander und ich schaue mich etwas widerwillig um. Neben dem Kamin lag ein Brief. Von Ginny.
Ich getraute mich nicht, ihn zu öffnen. Während Draco das Abendessen machte, siegte dann doch die Neugier und ich riss ihn auf:

Dass du mit so vielen anderen herummachst, dass du nicht einmal mehr weisst, wer der Vater ist, ist traurig. Ich bereue es, jemals gedacht zu haben, wir wären befreundet. Wegen Dir ist Ron aus dem Trainingsprogramm geworfen worden. Und ich habe gehört, dass du dich jetzt Malfoy an den Hals geworfen hast. Du Schlampe!

Ginny... von ihr hätte ich das am wenigsten erwartet.

„Was ist? Schlechte Neuigkeiten?" fragte Draco, zwei Tabletts vor sich her schwebend lassen.
„Ich dachte sie wäre meine Freundin gewesen." sagte ich und warf den Brief in den Kamin. Es hatte etwas Symbolisches.
Er kam und setzte sich neben mich, legte mir den Arm um die Schulter. Ich lehnte mich an ihn und starrte auf den Brief, der gerade im Kamin verbrannte. Wie konnte sie nur? Wie konnte sie einfach glauben, was andere sagten...
„Ich bin wütend. Richtig wütend!" Sie würde mich nicht zum Weinen bringen. Damit war Schluss!
"Definitiv schlechte Nachrichten?" sagte er und hielt mich fest.
Ich fasst den Brief für ihn kurz zusammen: "Von Ginny. Sie glaubt Ron einfach so." Er seufzte, sagte aber nichts.
„Langsam glaube ich, das alle Weasleys..." grummelte ich vor mich hin.
„Nein. Nicht." unterbrach er mich. Ich sah ihn etwas überrascht an. „Was nicht."
„Mach das nicht. Verurteile nicht alle. Und wenn du kannst, auch nicht Ron und Ginny Weasley und Potter."
„Soll ich mich vielleicht bei ihnen auch noch bedanken?" Ich hatte das Gefühl, als wäre ich ganz allein und nicht mal Draco versteht mich, der doch sonst immer alles versteht. „Wieso bist du auf ihrer Seite? Habe ich es etwa falsch gemacht?"
Er lächelte und strubbelte mir mit der Hand durchs Haar, sodass sie wild abstanden. Ich verzog mein Gesicht sauer. Ich war schliesslich kein kleines Kind mehr.
„Ich bin auf deiner Seite und deswegen sage ich es dir." Es war wieder einer der Moment, wo er mich überraschte, nur diesmal so sehr, dass ich wirklich nicht hinterher kam.
„Sorry, du hast mich verloren." sagte ich entschuldigend.
„Ich habe es bei Fortunade Lestrangs Buch über Selbstflüche gefunden, ..."
„Selbstflüche?" warf ich ein. Zauber interessierten mich grundsätzlich. Umso mehr, wenn Draco sie für interessant hielt.
Draco nickte. „Es ist ein unscheinbares Büchlein und ich hatte mich zuerst gewundert, warum es in der Verbotenen Abteilung ist. Fortunade war eine Hexe irgendwann im 18. Jahrhundert und hat eine perfide Art entdeckt, wie man andere dazu bringt, sich selbst zu verfluchen."
„Wie das?"
„Indem sie ihnen Sachen gesagt hat und manchmal auch gemacht hat, die die anderen dazu brachten, zuerst ärgerlich, dann wütend zu werden und dann einen tiefsitzenden Groll auf sie zu hegen. Sie hat das wohl mehrmals gemacht und nach ihren Worten sind es drei Dinge, in denen der andere einen Groll entwickelt, schon hinreichend.
„Und dann?"
„Dann hat sie sich zurückgelehnt und zu gesehen, wie die anderen sich immer tiefer selbst in ihr Unglück trieben. Sie beschreibt es recht detailliert, wie diese die Freude am Leben verloren, später ihre Freunde und oft begann auch in den Familien Zwietracht zu blühen. Sie hat damit mehrere starke Familien wie die McMillians, Flints und die Burkes, die einst mächtige Zaubererfamilien waren und von denen heute nur noch kleine, versprengte Familien übrig sind, dahin gebracht, wo sie heute sind."
„Du meinst, die Weasleys wollen..." versuchte ich zu erfassen was er genau meinte.
„Ich denke nicht. Menschen machen das auch ohne genau zu verstehen, was sie da tun. Fortunade hat das nicht erfunden, sondern nur entdeckt und dann perfektioniert."
„Und was macht man dagegen?"
„Fortunade meint, dass man zuerst Herr seiner Gefühle sein muss und dann ein grosses Herz braucht, um dem Fluch zu entkommen."
„Wie das?" Ich verstehe was er sagt und doch nicht so ganz.
„Zu dem Ersten hat sie ein Beispiel in ihrem Buch: Eine Hexe lag unter einem Apfelbaum und döste während eines heissen Sommertags vor sich hin, als ein Apfel sie traf. Wutentbrannt sprang sie auf, bereit denjenigen, der ihre den Apfel angeworfen hatte, zu verfluchen. Aber da war niemand. Der Apfel ist einfach vom Baum gefallen. Da erkannte sie, dass nicht jemand anderes sie wütend gemacht hatte sondern sie selbst die Wut schon in sich hatte. Und das grosse Herz... trage es anderen nicht nach, was sie dir antun. Vergib ihnen und der Fluch verliert seine Kraft. Manchmal wendet sich der Fluch dann sogar gegen den Fluchenden, besonders wenn er selbst von Wut und Hass erfüllt ist."
Ich brauchte eine ganze Weile, während ich das, was er gesagt hatte, versuchte zu verstehen.
„Du meinst, ich sollte das alles ignorieren?"
„Das ist eine der Möglichkeiten, aber es kann sein, dass der Fluch mit der Zeit trotzdem anfängt zu wirken."
"Hast du das auch von Fortunade?" ich war beeindruckt. Draco war mir auch ebenbürtig, wenn es um Bücher ging.
„M-Hm." nickte er.
„Was dann? Wie soll ich das sonst machen?"
„Bedanke dich bei ihr für die gute Zeit, die du durch sie hattest. Behalte das im Herz. Fortunade empfiehlt, es auszusprechen oder zu schreiben und wenn möglich, dem Fluchenden sogar direkt zu sagen. Notfalls mehrmals, bis man daran denken kann, ohne auch nur den kleinsten Ärger zu spüren. Wenn man sich an das Gute dankbar erinnert und das Ereignis betrauert, dann, sagt Fortunade, ist der Fluch ganz sicher gebrochen."
„Das ist schwer."
„Sieh es wie einen Zauberspruch, den du lernst. So ist es am Einfachsten." riet er mir.
„Hast du auch..."
Draco grinst zwar, aber in seinen Augen sehe ich den Ernst in ihm. „Es war nötig. Und wirklich nicht leicht. In meiner Familie gibt es eine Menge von solchen Flüchen. Es sind nicht einmal alle neu. Das perfide an Fortunade's Methode ist, dass sie die meisten Familienmitglieder befallen. Sie sind ein schleichendes Gift, dass sogar über Generationen hinweg wirkt und es rafft auch die Stärksten hinweg. Voldemort ist das beste Beispiel dafür."
„Voldemort?"
„M-Hm. Er war ein Meister darin, sich selbst zu verfluchen. Er hat nie etwas vergeben, meinte immer sich rächen zu müssen und traute niemandem. Ich habe lange darüber nachgedacht... ich glaube Dumbledore hat das Buch auch gekannt. Ich kann es mir nicht anders erklären... er hat Voldemort dazu gebracht, sich immer mehr und immer schneller neue Flüche selbst anzuhängen." Es klang... beeindruckt.
„Und jetzt? Was soll ich machen?"
„Tränen sind ein guter Anfang. Sie schwemmen viel von den Gift des Fluches heraus." sagte er und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
Ich sah ihn an und die Erkenntnis liess mich lachen. Genau das Gegenteil von dem, was er mir geraten hatte. Er liess mich lachen, fragte nicht direkt, aber er zog seine Augenbraue fragend nach oben. Als ich mich beruhigt hatte sah ich ihn bewundernd an. „Ist es das, was dich so verändert hat?"
„Ich denke... aber ich weiss es nicht sicher."
„Hmmm." ich versuche es mir vorzustellen, schaffe es aber nicht. „Wie hast du das gemacht? Ich kann es mir nicht vorstellen."
„Du wirst lachen, aber dein Freund Potter hat mir dabei am meisten geholfen."
„Ich glaube nicht, dass er noch mein Freund ist." warf ich ein. Aber Draco ignorierte meinen Einwand, als er erzählte: „Er hat mich in Hogwarts aus dem Raum der Wünsche gerettet, in dem Crabbe das Dömonenfeuer losgelassen hatte. Ich hatte danach ein schlechtes Gewissen und das war der Start. Ich weiss nicht, wie ich sonst heute wäre. Der Rest war dann einfach nur noch harte Arbeit."
„Hmmm." brummte ich, immer noch unschlüssig.

Ich und DracoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt