53 - Aussichtloser Kampf

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Als wir an dem brennenden Haus ankamen, war niemand da. Sean Murdoch löschte routiniert das Feuer mit ein paar Zaubern, während Cormus Alshire sich an die Arithmantik machte. Die anderen sicherten das Gelände oder fingen schon an, das Haus zu untersuchen, soweit das bei der Hitze schon möglich war.
Das letzte halbe Jahr war aufregend in sich gewesen... in der Abteilung für Personenschutz war praktisch immer etwas los. Hier ein Botschafter, dort ein Atachee, als nächstes ein Treffen zwischen wem-auch-immer. Die dauernde Aufmerksamkeit war kräfteraubend gewesen, aber eine gute Schule fürs Leben. Und nun Strafverfolgung... hier war vieles Aktenarbeit, selten einmal so wie heute ein Ausseneinsatz. Seit der Krieg vorbei war und die Todesser sich nicht mehr zu zeigen wagten, gab es viel weniger zu tun, sagten sie alten Hasen aus der Abteilung. Das machte es für mich verständlicher, warum wegen einem Hausbrand gleich zehn Leute mitkamen. Nun gut, vier von uns waren neu in der Abzeilung, praktisch Praktikanten, vier weitere unsere Tutoren, die die Gelegenheit nutzen, uns auf einen Einsatz mitzunehmen. So gesehen waren es nur zwei, die wirklich den Einsatz machten. Das Einzige was mich irritierte war die Nervosität, die in der Luft lag... vielleicht war das immer so bei einem Einsatz?

*

Wir waren schon recht weit, als unweit des Hauses zwei Personen auftauchten. Ein kleiner, dicker Mann und eine grosse, dürre Frau. Zwei Gegensätze, genau wie Fortescue und Merrythought. Neben mir verschluckte sich Sean Murdoch an seinem Tee. Zuerst dachte ich, er hätte zuviel Feuerwhiskey reingekippt – es war ein offenes Geheimnis, das er seinen Tee immer aufwertete, wie er es nannte. Dabei war das Mischungsverhältnis variabel, je nach seiner Laune. So gesehen hätte ich mir deswegen keine Gedanken gemacht. Aber es war nicht nur Sean, sondern auch Cormus, der plötzlich nervös wurde und die Strasse hinunter eilte. Todd Ullenbright setzte sich auf einmal auch in Bewegung, nur steuerte er auf die beiden Neuankömmlinge zu. Gründe genug, den beiden einen zweiten Blick zu widmen. Wenn ich gerade Tee getrunken hätte, wäre ich nun wohl auch am husten. Die beiden sahen nicht nur so aus wie Fortescue und Merrythought, es waren Fortescue und Merrythought. In meinem Kopf rutschten ein paar Informationen an die richtige Stelle und nun verstand ich, was los war. Das Haus, besser wohl die Tote, musste eine Verbindung mit Merrythought oder Fortescue haben, vermutlich aber Merrythought, sonst wäre Fortescue alleine gekommen. Und jeder, der Galatea Merrythought kannte – und da alle Auroren in den letzten 50 Jahren durch ihre Ausbildung gegangen waren, kannten alle sie – wusste, dass sie sich einen Dreck um Regeln und Strukturen scherte – zumindest dann, wenn sie ihr unbequem waren.

„Was ist hier passiert?" schnarrte sie überlaut mit der allen wahrscheinlich nur zu bekannten Stimmlage. Wenn man sie so hörte, wusste man, dass etwas ziemlich schief gelaufen war und das man nun alles tun musste, um das Schlimmste abzuwenden. So klang sie, als sie Ron rausgeworfen hatte und als sie Fleaman so zur Schnecke gemacht hatte, weil er drei Tage einfach weggeblieben war, weil es die die Schlussspiele der Quidditchmeisterschaft sehen wollte. Er hatte es, nachdem er die zwei Monate Strafarbeit abgeleistet hatte, die nächsten zwei Jahre nicht einmal mehr gewagt, über einen Antrag auf einen Freitag zu stellen, geschweige denn nochmals unentschuldigt zu fehlen.

Sie waren zu weit weg, als Todd Ullenbright ihnen gegenüberstand und da sie nun normal redeten, verstand ich nicht, was gesagt wurde. Aber ich sah es. Ullenbrights Haltung und wie er seine Hände bewegte... das war nicht der Leiter der Strafverfolgung, dass war ein kleiner Schuljunge, der vor der Lehrerin steht – mit einem sichtbaren schlechten Gewissen. Er nickte immer wieder, es sah so aus, als würde er nicht einmal den Ansatz machen, sich gegen Merrythought zu stellen.
Auf einmal erklärte mir das auch die seltsame Nervosität, die sich hier ausgebreitete hatte.

Ich hörte Sean neben mir seufzen. „Das wird was werden." murmelte er niedergeschlagen. „Sie wird alle Heben ziehen, um die Mörder ihrer Schwester zu finden. Merlin steh uns bei."
„Die Tote war Merrythoughts Schwester?! Wieso hat mir das niemand gesagt?!" platze ich immer noch etwas überrascht heraus. Sean zuckte mit den Schultern. „Nun weisst du es."

Ich und DracoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt