„Was gibts heute?", fragte ich gierig und ließ mich auf meinen Platz am Tisch fallen. „Für dich noch gar nichts. Duschen, umziehen, dann bekommst du zu essen", schnauzte mich mein Vater an. Ich verdrehte die Augen und tat, was mir gesagt wurde.
Frisch geduscht und in neuen Klamotten saß ich eine Viertelstunde später mit meiner gesamten Familie am Tisch und aß genüsslich meine Portion Kalbsschulter. „Was hast du in letzter Zeit eigentlich mit Revas Časisto gemacht?", wollte mein Vater plötzlich wissen. „Wir arbeiten seit die Ferien begonnen haben an unseren Dressurkünsten, dazwischen hatte er immer mal wieder Pause oder wir haben Bodenarbeit oder einen Ausritt gemacht. Vorgestern sind wir dann eine Kür geritten, Hans hat uns zugesehen, er hat extra ein Turnier veranstaltet. Er hat mich da schon angemeldet, es ist nächsten Samstag. Ich werde die nächsten Tage jetzt noch daran feilen und sie ein bisschen üben. Ich brauch nur noch passende Musik", berichtete ich. Meine Eltern wechselten einen vielsagenden Blick. „Dann müssen wir einkaufen fahren. Du brauchst weiße Reithose, Turnierbluse, Jackett, Kopfnummern und eine weiße Schabracke. Revas hat ja noch keine, oder?", meinte nun meine Mutter.Ich verließ den Krämer mit vollen Taschen. Mit den benötigten Sachen und ein paar Extras stieg ich in den VW Tiguan meiner Mutter ein und wir waren nach kurzer Zeit schon am Stall, wo ich die Kür noch einmal durchgehen wollte. „Hi Großer", wisperte ich Časi zu, während ich ihn zwischen den Nüstern kraulte.
Ich machte ihn fertig, ritt warm und startete wieder meine Kür.
Časi ging noch schöner durchs Genick, seine Gänge federten mehr und die Pirouetten waren raumgreifender. So hatten wir eine Chance auf eine Platzierung.Freitagabend. Nur noch eine Nacht. Ich musste unbedingt schlafen. Sonst würde ich noch auf dem Pferd während meiner Kür einschlafen. Während ich über den nächsten Tag nachdachte, fielen mir irgendwann endlich die Augen zu.
„Das ist unser Moment!", wisperte ich Časi ins Ohr, als wir vom Abreiteplatz zum Prüfungsviereck gebeten wurden. „Begrüßen sie nun mit uns Elisabeth Steiner, eine Neueinsteigerin, auf ihrem achtjährigen Revas Časisto!", ertönte die Stimme des Ansagers. Die Melodie von "River flows in you" begann. Ich passagierte eine Runde, um dann auf die Mittellinie abzuwenden, zu grüßen und weiter zu passagieren. Die Zickzack-Traversalen schaffte er besser als je zuvor. Seine Gänge federten, er lief super durchs Genick. Die Seitengänge gelangen ihm perfekt. Von den Pirouetten und seinem weit ausgreifenden Galopp gar nicht erst zu reden. Ganz klar, er tanzte unter mir. Nach einer fünfminütigen Kür wendete ich nun wieder auf die Mittellinie und grüßte ein zweites mal. Danach konnte ich einfach nicht anders. Ich fiel meinem Wallach, mit Tränen in den Augen, um den Hals. Ich ritt noch vom Viereck, als auch schon mein Ergebnis verlesen wurde. „Meine Damen und Herren, das Ergebnis für Elisabeth Steiner: 79,54%! Die Führung für die Vorletzte Starterin!", rief der Ansager und ich erntete einen weiteren Applaus. Mir ging die Kinnlade nach unten. 79,54%! Unglaublich! Und das auf meinem ersten Turnier! Ich lobte Časi ausgiebig und ritt ein wenig am Abreiteplatz herum.
Ich konnte es noch immer nicht fassen. Časi bekam die goldene Schleife an die Trense geheftet und mir wurde gratuliert. Ich hatte am Ende mit fast 2% Vorsprung tatsächlich gewonnen! Ein paar weitere waren platziert worden, dann startete Musik und wir galoppierten für unsere Ehrenrunde an. Mit einem Affenzahn fetzten wir über das Viereck und ein paar Freudenbuckler konnte Časi sich nicht sparen, bevor wir wieder durchparierten und zum Abreiteplatz gingen. Ich ritt trocken, lobte mein Pferd noch oft und stellte es nach etwa einer halben Stunde wieder auf die Koppel. Das war unser Tag gewesen!
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I AM HERE
RandomEin Leben. Ein Bund. Eine Geschichte. Eine Seele. Zwei Körper. Elisabeth, eine siebzehn Jahre alte Gymnasiastin, führt ein völlig normales Leben. Bis auf eines: ihr Pferd. Zu Revas Časisto hat sie eine ganz spezielle Bindung. Diese droht allerdings...