Thea:
Seit dem schönen Abend bei den Felsen hab ich fast jeden Abend mit Malte an diesem Platz verbracht. Vielleicht ist Cato deshalb noch unerträglicher geworden. Es ist schwer vorstellbar, dass er der Älteste und wir die Jüngsten sind. Selbst Niki und Steve sind genervt von Cato. Einige Tage später spielen wir alle im Meer Wasserball und ich darf mir, wie seit über einer Woche, zweideutige Sprüche von Cato anhören. Mein Magen dreht sich dabei immer weiter um. Mir entgeht nicht, dass Malte immer wieder genervt zu ihm schaut und sich wie zufällig immer zwischen Cato und mir aufhält. Passt du auf mich auf? Unwillkürlich muss ich lächeln. Das wäre irgendwie süß. Aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein. Irgendwann gelingt es Cato aber doch, mir näher zu kommen, als mir lieb ist. Wir versuchen beide, den wegtreibenden Ball zu erwischen und ich spüre, wie Catos Hände über meine Beine gleiten und er mir an den Hintern fasst. Ich zucke zusammen und trete ihn so heftig, wie es halt im Wasser möglich ist. "Wag es nie wieder!" Motze ich ihn an, die anderen schauen besorgt herüber. Verunsichert und geschockt schwimme ich zu ihnen ins flachere Wasser zurück. Mir ist plötzlich so elendig übel. Cato grinst blöd und winkt ab, als sie fragen, was los ist. "Ach nichts, Thea übertreibt. Mach keine Szene, Mädchen!" Ich bin fassungslos über seine widerliche Unverschämtheit und wie dreist er die anderen anlügt. "Ich soll keine Szene machen? Fass.. Fass du mich nie wieder an, mit deinen schmierigen Flossen!" Bringe ich stammelnd hervor. Malte sieht aus, als würde er gleich auf Cato losgehen. Steve starrt Cato entsetzt an, während Niki das Wort ergreift. "Was? Du hast sie angefasst? Hast du sie noch alle? Okay, es reicht! Du bist raus! Ich will dich nachher nicht mehr im Haus sehen, wenn wir kommen. Pack deine Sachen und hau ab." Nikis Ton ist unterkühlt, als sie Cato rausschmeißt. Der schaut sie ungläubig an, knallt frustriert den Ball auf die Wasseroberfläche und murmelt dann sowas wie "Ihr könnt mich alle mal!" bevor er wütend zurück zum Strand stapft. Im nächsten Moment fühle ich sanfte Finger an meiner Schläfe und weiß sofort, wer es ist. Er streicht mir durchs nasse Haar und zieht mich an sich. Ich fühle mich sofort in seinen Armen geborgen. Sicher. "Das war.. Das war so ekelhaft.." Flüstere ich, meine Stimme zittert. Ich merke, dass mein ganzer Körper zittert. Mir ist ganz kalt, obwohl wir bestimmt an die 30 Grad haben. "Ssshh. Er ist weg. Du musst ihn nie wieder sehen.. Es tut mir so leid, ich hab versucht, aufzupassen, dass sowas nicht passiert." "Es.. Es ist nicht deine Schuld.." Versichere ich ihm eilig. "Deine auch nicht! Du kannst nichts dafür!" Gibt Malte zurück, ich schweige, unsicher. Er legt die Finger unter mein Kinn und zwingt mich, ihn anzusehen. "Hast du verstanden, Thea? Du bist nicht Schuld!" Wiederholt er eindringlich, ich nicke. Es ist nicht meine Schuld! Dieser widerliche Idiot! Malte lässt mich nicht los, als wir zum Ufer zurück gehen. Naja, ich stolpere eher. Noch immer zittert mein ganzer Körper. Am Strand angekommen, lasse ich mich sofort in den Sand fallen. Niki legt mir mein Handtuch um die Schultern. Ich schaue auf und suche Maltes besorgten Blick. "Bleibst du einfach bei mir?" Frage ich leise. "Klar." er setzt sich neben mich. Streicht mir beruhigend über den Rücken, bis mein Zittern aufhört. Schlecht ist mir noch immer und ich fühle mich so dreckig. Steve geht mit Niki hoch zur Hütte. "Kommt einfach hoch, wenn du bereit bist, Thea. Cato wird dann weg sein, versprochen!" Ruft Niki noch, dann sind sie hinter den Bäumen verschwunden.
Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist, als ich Malte vorsichtig meine Hand entziehe, in die er unsichtbare Muster gemalt hat. Ich öffne die Augen und schaue ihn an. Maltes Blick ist noch immer besorgt und fragend. "Ich.. Ich möchte hoch gehen. Duschen.. Ihn abwaschen.." Erkläre ich, Malte nickt verständnisvoll. Er steht auf und zieht mich hoch. "Komm.." Unsere Finger verschränken sich miteinander, wie so oft in den letzten Tagen. Zusammen gehen wir den Weg ins Dorf hinauf, zur Hütte. Sofort fällt mir auf, das Catos Roller fehlt und atme auf. Er ist wirklich weg, wie Niki gesagt hat. Erleichtert betrete ich unser Häuschen, Niki und Steve, die scheinbar telefonieren, nicken mir aufmunternd zu. "Ich glaube, sie sprechen mit dem Organisator.. damit Cato wirklich verschwindet." Überlegt Malte laut, ich nicke. Es klingt wirklich danach. "Geh duschen.. Danach fühlst du dich bestimmt besser." Wieder nicke ich und gehe mit zitternden Knien nach oben. Ich spüre Maltes Blick auf mir und schaue zu ihm runter, ringe mir ein Lächeln ab. Er lächelt zurück, doch seine Grübchen zeigen sich nicht. Er macht sich immer noch Sorgen. Du bist so lieb. Was würde ich ohne dich machen? Ich löse meinen Blick von seinem Gesicht und gehe ins Bad. In der Dusche schrubbe ich mich von oben bis unten mit meinem Waschlappen ab, bis ich das Gefühl habe, Catos Berührungen abgewaschen zu haben. Ich wasche meine Haare und wickle sie in ein Handtuch, als ich aus der Dusche steige. Meine Bodylotion, die auf der Ablage am Fenster steht, fällt in mein Blickfeld. Nachdem ich mich komplett eingecremt habe, fühle ich mich eigentlich wieder ganz wohl. Wie ich selbst. Über Kopf rubbel ich meine Haare ein bisschen trocken und werfe das Handtuch über die Leine, bevor ich das Bad wieder verlasse. Sofort beobachten mich drei Augenpaare. Niki, Steve und Malte sitzen auf den Sofas. Mein Blick trifft Maltes, er lächelt wieder so lieb. "Ich komme sofort. Will nur meine Sachen wegräumen." Erkläre ich, bringe meine Sachen in mein Abteil. Mein Handy grinst mich auf dem Kopfkissen an. Soll ich Marlene schreiben, was passiert ist? Ich beiße mir auf der Unterlippe herum. Vermutlich würde sie bloß in Panik ausbrechen. Lieber nicht. Meine Klamotten landen im Wäschesack. Ab nach unten. Aufs Sofa. Zu ihm.
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Die Welt kann nicht zu bunt sein (Annenmaykantereit FF)
FanfictionFanfiktion über Malte Huck von Annenmaykantereit. Thea möchte weg. Ganz, ganz weit weg, von zu Hause, von ihrer nervigen, kleinen Schwester Elena, von dem blöden Abitur, das sie endlich gerade so in der Tasche hat und am Allermeisten: weit weg von...