Herr Lehrer

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Malte:

"Freust du dich?" Frage ich Thea einige Tage darauf morgens in der Küche. Sie grinst mich hinter ihrem Honigtoast an. "Klar! Bin echt gespannt, was du den ganzen Tag mit den Kleinen machst." Sie steckt sich den letzten Bissen in den Mund und kippt ein Glas Obstsaft hinterher. "Das werden sie dir dann schon zeigen! Die freuen sich tierisch auf dich." Lächle ich. Übermotiviert hüpft Thea von ihrem Stuhl und geht zur Tür. Ihr fragender Blick trifft mich, als sie merkt, dass ich ihr nicht folge. Ich muss einfach schmunzeln. Ihr Grinsen schwindet. "Was?" Unsicher zupft an Thea an ihrem Shirt herum. Wieso bist du so unglaublich niedlich? Ich durchquere den Raum und nehme ihre Hände, ziehe sie an mich. "Ich liebe dich. Und.. du bist süß, wenn du aufgeregt bist. Und wenn du schüchtern bist.. Und.." "Malte.." Murmelt sie, spielt mit meinen Fingern. "Mh? Darf ich dir das nicht sagen?" Flüstere ich, noch immer amüsiert über ihre Verlegenheit. Ich beginne, ihren Hals zu küssen. Thea seufzt wohlig auf. "Doch.." Ihre Hände greifen in mein Shirt. "Na also.. Du bist süß, mein Schatz. Sehr, sehr süß.. Und so wunderschön.." Noch einen Kuss drücke ich an ihren Hals, dann schau ich sie an. Mit roten Wangen lächelt Thea zu mir hoch. "Danke, Schatz.. Ich liebe dich auch." Mein Bauch kribbelt wie verrückt. Ich beuge mich zu ihr und lege meine Lippen sanft auf ihre. Schließe meine Augen und genieße, wie sie meinen Kuss liebevoll erwidert. Wie sie sich an mich drückt, mir genauso nah sein möchte, wie ich ihr. Ihre weichen Lippen schmecken ganz leicht nach Honigtoast. Ich kann nicht genug von ihr bekommen. Lege meine Arme um ihre Taille, während sie ihre Hände in meinen Nacken schiebt und mit meinen Haaren spielt. Ich bekomme Gänsehaut und kann ein leises Stöhnen nicht unterdrücken. Thea kichert. "So schön?" Flüstert sie gegen meine Lippen, ich brumme nur wohlig. "Mhhmm.." Erneut versinken wir in einem innigen Kuss. Ein Räuspern lässt uns zusammenzucken. Niki steht oben am Geländer und lächelt uns verschlafen an. "Ich wollte euch echt nicht stören, ihr Süßen. Aber ich glaube, ihr müsst los." Mein Blick fliegt zur Uhr. Zehn vor neun. "Mist! Danke, Niki!" Rufe ich, ziehe die völlig überrumpelte Thea aus der Hütte.
Natürlich kommen wir zu spät bei der kleinen Schule an. Die Kinder begrüßen uns fröhlich, als ich die Tür öffne und Thea grinsend in den Raum schiebe. Sie ist knallrot im Gesicht. Ausgerechnet an dem Tag, an dem sie sich meine Arbeit anschauen und mir helfen will, kommen wir zu spät. Das fängt ja gut an. Aber scheinbar nehmen die Kinder uns das überhaupt nicht übel. Aufgeregt belagern sie Thea, fragen sie alle möglichen Sachen. Sogar, ob sie mich auch liebt. Mit belustigter Miene sieht sie mich an. "Vielleicht.. Hab ich mal erwähnt, dass.. ich dich sehr mag? Sie sind so neugierig.." Erkläre ich, beschämt. "So? Du magst mich sehr?" Neckend knufft sie mir in die Seite, ich piekse zurück. "Das ist wohl etwas untertrieben.." Grinse ich. Langsam wird es ruhiger in der Klasse, und Thea fragt, welches Projekt wir zuletzt gemacht haben. Stolz zeigen die Kinder auf die Pflanzen in der Fensterbank, die sie selbst gepflanzt haben und in eigener Verantwortung wässern. Thea zeigt sich beeindruckt. "Das sind diese Bohnen, oder? Das habe ich, glaube ich, damals auch gemacht. Meine ist allerdings gestorben, wenn ich mich recht erinnere." Gibt sie verlegen zu, ich schüttel amüsiert den Kopf. "Wenn du willst, kannst du dir eine machen. Und mit zur Hütte nehmen." Schlage ich vor, sie ist begeistert. Wie so oft fasziniert es mich, wie sehr sie sich über die einfachsten Dinge im Leben freut. "Okay.. Ich zeige den Kindern kurz, was wir heute machen und du kannst dir schonmal raus suchen, was du brauchst. Müsste alles noch im Schrank da sein." Thea nickt und macht sich ans Werk, während ich den Kindern zeige, was heute ansteht. Selbst Wasser filtern. Langsam gehen mir die Ideen für coolere Projekte aus. Doch die Kids stört das nicht. Sie sind so wissbegierig, dass sie alles, was ich mitbringe, begeistert annehmen. Sie stürzen sich auf die Materialien und teilen alles selbstständig auf. Ich gehe zu Thea hinüber und schaue ihr über die Schulter. Ganz konzentriert pflanzt sie ihre Feuerbohne ein. Thea zeigt mir fragend den kleinen Topf. "So?" Ich nicke. "Ja, das ist perfekt! Du bist perfekt. "Super! Kann ich dir jetzt bei irgendwas helfen? Wasser filtern, mh?" Ich nicke und ziehe sie zu den Tischen, an denen die Kinder schon die verschiedenen Materialien in ein Gefäß schichten. "Das Wasser fließt durch die verschiedenen Schichten und wird, weil die Materialien von oben nach unten immer feiner werden, immer sauberer. Ganz einfach eigentlich." "Stimmt. Und diese Projekte machst du jeden Tag?" Neugierig sieht Thea bei dem Tisch mit den ältesten Kindern zu. Ich helfe den Jüngsten, die nichtmal 8 sind. "Nein, nur ein oder zweimal die Woche. Wir machen auch normalen Unterricht. Mathe und Englisch. Und auch ein bisschen Musik.." Thea legt den Kopf schief. "Die haben hier Musikinstrumente?" "Natürlich. Alle selber gebastelt und gebaut." Zwinkere ich, nicke zu der Kiste neben dem Schrank. Thea geht hinüber und schaut sie sich an. "Ah, okay. Also nicht mit Noten, sondern.." "Mit Rhythmus.." Beende ich ihren Satz, sie lächelt. "Das ist echt cool. Hey, Lehrer, da ist eine Meldung." Sie schaut zu dem Tisch, wo die Großen sitzen, wir gehen hinüber. "Nenn mich nie wieder Lehrer. Sonst fühle ich mich so alt." Grinse ich, Thea lacht. "Okay.. Lehrer." Ich zwicke sie wieder in die Seite und widme mich dem Jungen, der sich meldet. Nach einem lustigen Tag, voller spannender Entdeckungen für die Kleinen, entlasse ich sie am frühen Nachmittag. Thea schlingt ihre Arme um meinen Hals und schaut mich verschmitzt an. "Das war sehr interessant heute, Herr Lehrer." Kichert sie, ich verdrehe die Augen und umarme ihre Taille. "Halt die Klappe.." Murmel ich und küsse sie einfach, ziehe sie an mich. "Nach Hause?" Frage ich, sie überlegt. "Nee.. Ist noch so früh. Unser Platz?" Ihre Finger streichen sanft meine Wange, ich lächle sie verträumt an und nicke. Beim Felsen sind wir länger nicht gewesen. "Ja.. klingt gut." Sie möchte sich von mir lösen, doch ich halte sie fest und küsse sie wieder, liebkose ihren Hals. Thea sinkt gegen meine Brust, sie kichert leise. "Du bist heute ganz schön verschmust, mein Schatz.. Nicht, dass ich was dagegen hätte.." Noch ein Kuss, ich lächle gegen ihre Lippen. "Du bist halt heute ganz besonders unwiderstehlich.. Ich.. Ich liebe dich, Thea." Meine Hände streichen an ihrem Rücken auf und ab. "Ich liebe dich auch, Malte." Ihre Wangen erröten, mein Bauch kribbelt wie verrückt. Hör bitte niemals auf, so niedlich zu sein. Nochmal küsse ich sie, ganz zärtlich. Ihre Finger streifen meine, wir verschränken sie vorsichtig miteinander. Thea beendet den Kuss ganz langsam. "Komm.." Lächelt sie, und zieht mich an den Händen zur Tür. Ich folge ihr widerstandslos. Ein freier Nachmittag mit meiner Freundin an unserem Lieblingsplatz klingt wundervoll. Ich kann es kaum erwarten.

Die Welt kann nicht zu bunt sein (Annenmaykantereit FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt