Falscher Augenblick

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Ich hab das Gefühl, mit Malte an meiner Seite vergeht die Zeit hier auf Bali unglaublich schnell. Zu schnell. Mein Besuch in der Schule ist schon wieder über eine Woche her und heute hat Malte auch mich bei meiner Arbeit begleitet. Ich habe ihm die Tierrettungsstation gezeigt und wir sind mit dem Boot und dem Auto zu ein paar Einsätzen gefahren. Malte weiß jetzt, warum ich abends oft so fertig aber gut gelaunt zur Hütte zurück kehre. Den Tieren das Leben zu retten ist wahnsinnig anstrengende, körperliche Arbeit, aber sie macht auch wahnsinnig glücklich. Andererseits versteht er jetzt auch, warum es manchmal nicht so ist. Warum ich manchmal traurig wiederkomme. Manchmal kommen wir nämlich doch zu spät. Für Malte ist es schwer zu ertragen gewesen, als wir eine tote Schildkröte aufs Boot geladen und zur Untersuchung auf die Ursache in die Station gebracht haben. So war es mir am Anfang auch gegangen. Nur habe ich noch einige Tränen mehr vergossen, als er.
Am Abend liegen wir in der Hütte auf Maltes Bett, ich kuschel mich mit dem Kopf auf seine Brust und starre auf die Bettdecke. Malte umarmt mich und beginnt, sanft meinen Rücken zu streicheln. "Was hast du, mein Schatz? Ich merk doch, dass du traurig bist. Ist es noch wegen der Schildkröte?" Fragt er, ich seufze. "Nein, es.. Mir ist heute was aufgefallen, als ich den Bericht geschrieben habe.. Es ist ja schon der 23. September.. Noch.. eine Woche.." Meine Stimme wird immer leiser und Maltes Umarmung immer enger. Er weiß, was ich meine. "Mein Schatz.." Flüstert er, ich kralle meine Hand in sein Shirt und versuche, gegen die Tränen anzublinzeln. "Ich werd dich so vermissen." Schluchze ich schließlich doch, Malte streichelt mir zärtlich über den Kopf, immer wieder. "Ich dich auch.." Murmelt er, wiegt mich leicht hin und her. "Ich dich auch.. Ich liebe dich." Seine Worte beruhigen mich immer mehr, je öfter Malte sie mir zuflüstert. "Ich liebe dich so sehr, Thea." Ich schaue auf und wische mir über die Augen. "Ich bin eine Heulsuse. Tut mir leid.." Verlegen sehe ich ihn an. Seine Wangen sind feucht. Überrascht ziehe ich die Augenbrauen hoch. "Dann bin ich auch eine." Lächelt er, doch seine Grübchen erscheinen nicht. Seine Augen glänzen verräterisch. Er ist genauso traurig, wie ich. Ich lege meine Hände an seine Wangen und trockne sie sanft. "Ich liebe dich, Malte. Ich liebe, liebe, liebe dich." Zärtlich küsse ich ihn, schließe meine Augen. Streichle seinen Hals, Malte seufzt wohlig auf. Seine Hände zuppeln am Saum meines Shirts, wandern zögerlich darunter. Sanft streicht er über meinen Bauch, meine Seiten, kitzelt mich leicht. Ich kann mir ein Kichern nicht verkneifen. Doch es verstummt, als Malte vorsichtig meine Brust berührt. Meine Lippen öffnen sich für ein leises Stöhnen, Malte nutzt den Moment, um meine Zunge mit seiner zu stupsen. Ich lasse mich in den innigen Kuss fallen. Sanft berühren wir uns, liebkosen einander. Das hier ist neu für uns beide. Neu, aber so, so schön. Malte beendet den Kuss, um sich über mich zu drehen. Ich greife nach seinem Shirt, ziehe es höher, über seinen Kopf. Werfe es auf den Boden. Sofort sind Maltes Lippen wieder auf meinen. Wir können nicht aufhören, uns zu küssen. Meine Hände lege ich in seinen Nacken, spiele leicht mit seinen Haaren. Ich weiß, wie schön er das findet. Prompt stöhnt Malte auf, drückt sich mir entgegen. "Thea.. wir.." Er stockt, als ich mit zittrigen Fingern seinen Gürtel öffnen will. "Nicht.." Flüstert er, kniet sich hin und hält meine Hände fest. Mit großen Augen und heißen Wangen sehe ich ihn an, setze mich auf. Hab ich was falsch gemacht? Das wäre jetzt so peinlich. Ich senke den Blick, damit er die Tränen nicht sieht, die sich schon wieder in meinen Augen sammeln. "W.. Wieso? War das falsch? Ich.. Möchtest du das.. Möchtest du mich nicht?" Seine Hände umschließen sanft mein Gesicht, zwingen mich, ihn anzusehen. "Schatz.. Gar nichts hast du falsch gemacht. Das.. Das war total schön.. Natürlich möchte ich dich. Aber ich möchte nicht, dass es aus der Verzweiflung über den Abschied heraus passiert. Das hier.. ist nicht der richtige Augenblick. Mh?" Mein Herz schlägt mir bis in den Hals. Ich möchte dich auch. Aber er hat recht. Es war der falsche Augenblick. Ich nicke. "Ein Wiedersehen wäre wohl der schönere Moment, oder?" Fragend sehe ich ihn an, Malte beginnt zu grinsen und küsst mich erneut. Es ist ein langer, liebevoller Kuss. "Du weißt nicht, wie wunderbar du bist." Er legt seine Arme um mich, zieht mich mit sich ins Kissen. Meine Wange liegt auf seiner nackten Brust, ich schmiege mich an ihn. Male mit den Fingerspitzen unsichtbare Muster auf seinen Bauch, Malte bekommt eine Gänsehaut und erschauert unter einem leisen Seufzen. Er zieht mich noch enger an sich. "So.. schön.." Nuschelt er, ich kichere. "Du bist so ein Genießer, Schatz." Seine Brust vibriert, als er lacht. "Achso.. Und du nicht?" Seine Finger wandern in meinen Nacken, ich beiße mir auf die Lippe. Ich ahne, was er vor hat. Zärtlich krault er meinen Nacken. Ich schließe automatisch die Augen und halte inne. Kann das leise Stöhnen nicht zurückhalten, als ein wohliger Schauer über meinen Rücken läuft. Benebelt von meinen Gefühlen sehe ich zu ihm auf, lächle total verknallt. Er grinst. "So viel dazu." "Ja.." Seufze ich, völlig neben der Spur, schließe die Augen und gebe mich seinem Streicheln hin. Ich möchte nicht, dass er in einer Woche heim fliegt. Zurück nach Köln. Ich möchte nicht in einer Woche um diese Zeit alleine in diesem Bett liegen. Ich möchte ihn nicht vier Wochen lang vermissen müssen. Doch etwas dagegen tun kann ich nicht.

Die Welt kann nicht zu bunt sein (Annenmaykantereit FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt