Unser Platz

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Malte:

Man merkt richtig, wie Thea es genießt, dass Cato nicht mehr da ist. Abends kommt sie kaputt aber freudestrahlend von der Arbeit, die ihr endlich richtig Spaß macht. Sie erzählt beim Essen ohne Punkt und Komma, was sie alles erlebt hat, ob sie Tiere retten konnte und was für den nächsten Tag geplant ist, während Niki, Steve und ich uns amüsierte Blicke zuwerfen. Es ist total schön, sie so glücklich zu sehen. Sie ist endlich richtig angekommen, nach fast drei Wochen. Keinem von uns fehlt Cato. Und keiner verliert ein einziges Wort über das, was vor ein paar Tagen am Meer passiert ist. Stattdessen versuche ich alles, um sie das vergessen zu lassen. Ich weiß, dass Thea ein Auge auf meinen Bass geworfen hat. Vielleicht kann ich sie ja dafür begeistern? Am Freitagabend setze ich mich auf die Couch und spiele ein Bisschen. Thea sitzt mir gegenüber im Sessel und schaut sich auf ihrer Kamera die Bilder an, die sie heute gemacht hat.  Irgendwann merke ich, dass sie mich fotografiert. "Hey!" Empört halte ich inne, sie lacht frech. "Tut mir leid.. Das.. Das war bloß so ein schöner Moment. Man sieht dir an, dass Musik eine Leidenschaft von dir ist, wenn du spielst." Entschuldigt sie sich und knipst mich gleich nochmal. Ich lächel sie an, freue mich sehr über ihre Worte. Sie hat recht. Musik ist allerdings nicht nur eine meiner Leidenschaften, sondern meine größte. Thea legt ihre Kamera zur Seite und schaut mir zu, als ich weiterspiele. "Kannst du auch ein Instrument spielen?" Frage ich nach ein paar Augenblicken, Thea schaut mich überrascht an. Ist sie in ihrer ganz eigenen kleinen Welt gewesen? Ihre Wangen färben sich rötlich und die braunen Augen werden groß, als sie mich verdutzt mustert. Ihre Locken fallen ihr wirr in die Stirn. Ich kann nicht anders, als sie auch anzustarren. Wie schön du bist. Schließlich räuspert sich Thea und schüttelt den Kopf. "Nein.. Leider nicht.." Ich lasse meine Hände sanft über das Holz gleiten. "Möchtest du Bass spielen lernen? Ich meine.. Ich könnte dir ein Wenig beibringen." Biete ich ihr an. Thea strahlt mich an. "Ja? Ich meine.. Ja! Gerne!" Sie steht auf und kommt zu mir herüber, setzt sich neben mich. "Hast du Ahnung von Noten?" Sie nickt. "Wurden uns in der Schule eingetrichtert. Die vergesse ich nie wieder." Wir grinsen beide. "Das ist gut. Schau mal, wenn du die Finger so legst, spielst du ein a.." Ich mache es ihr vor, Thea sieht auf meine Finger. Sie scheint sich genau einprägen zu wollen, wo sie liegen. Ich gebe ihr mein Instrument. Sie sieht ziemlich verloren dahinter aus, als sie mich unsicher anschaut. "Meinst du wirklich, ich kann das?" "Natürlich!" Ermutige ich sie. "Weißt du noch, wie du greifen musst?" Sie nickt und versucht es. Bis auf einen kleinen Fehler hat sie es sofort raus. "Sehr gut! Willst du noch mehr wissen?" "Klar!" Gespannt schaut sie mir wieder zu. So geht es den ganzen Abend, immer wieder tauschen wir den Bass hin und her, damit sie den nächsten Ton lernen kann. Ich lasse Thea irgendwann die Tonleiter auf und ab spielen. Es ist niedlich, wie stolz sie auf sich selbst ist. "Du hast ein Talent dafür! Du hast das echt schnell verstanden." Lächle ich, sie freut sich sichtlich über mein Lob. Ihre Wangen erröten ganz leicht. Wieder sieht sie so schön aus. Ich strecke meine Hand aus und streife ihr die Locke aus der Stirn. Theas Blick trifft meinen, wir lächeln uns an. Meine Finger streicheln zaghaft ihre Wange. "Ich würde gerne zu den Felsen runter gehen.. Mit dir. Hast du Lust?" Frage ich leise, ihr Blick wird unsicher. Fast ängstlich. "Ich.. eigentlich gerne.. Aber ich war nicht mehr am Strand, seit.." Sie bricht ab, doch ich weiß genau, was sie meint. Mist. Jetzt hab ich sie doch daran erinnert. "Hey.. wir müssen nicht an der Stelle vorbei gehen, wenn dir das unangenehm ist. Wir können anders herum gehen. Es gibt noch einen anderen Weg. Komm mit.. zu unserem Platz." Ich ergreife vorsichtig ihre Hand, stehe auf. Thea macht es mir nach, ich ziehe sie sanft nach draußen. Führe sie durch das Dorf, oberhalb des Strandes entlang. Langsam scheint sie sich wieder zu entspannen. Unsere verschränkten Finger schwingen vor und zurück, ich schaue darauf. Es fühlt sich echt toll an, ihre Hand zu halten. Jedes Mal, wenn ich es tu, ist es noch schöner. Ich sehe Thea an, die sich neugierig umschaut. Hier war sie wohl noch nicht gewesen. Wir haben die Märkte hinter uns gelassen. Die kleine Straße wird zu einem Weg und schließlich zu einem schmalen Pfad, der durch die dichten Pflanzen zum Strand hinab führt. "Wir sind da. Komm." Hinter den Pflanzen kommt ein hohes Steinplateau zum Vorschein. Unser Felsen. Thea erkennt auch sofort, dass wir schon oben drauf sind und läuft zur Kante, um sich hinzusetzen. Ich lasse mich ganz dicht neben ihr nieder. "Ich hab es vermisst, her zu kommen." Murmelt sie, nachdem wir eine Weile einfach nur die Stille genossen haben. "Ja? Es ist wunderschön hier, nicht?" "Das stimmt. Man sieht so viel, was einem von da unten gar nicht auffällt. Die ganzen Farben.. wow.." Staunt Thea, als wenn sie zum ersten Mal hier ist. Ich sehe sie von der Seite an. "Ich war ein paar Mal hier in den letzten Tagen. Aber.. es war nicht dasselbe, ohne dich. Es ist doch jetzt unser Platz.." Verrate ich, zögerlich. Meine Finger legen sich auf ihre, Thea lächelt scheu. "Unser Platz." Wiederholt sie, dreht ihre Hand unter meiner und verschränkt unsere Finger miteinander. Da ist es plötzlich wieder. Dieses verrückte Kribbeln im Bauch, das ich seit einiger Zeit immer öfter spüre, wenn Thea bei mir ist. Wenn wir zusammen sind. Wenn sie mich mit ihren braunen Augen anschaut, oder mich berührt, auch wenn es nur beiläufig ist. Wenn ich sie lachen höre oder sie dabei erwische, wie sie ausgelassen zu einem Lied durch die Hütte tanzt, wenn sie glaubt, dass es keiner sieht. Ich kann meine Augen nicht von dem schönen Mädchen neben mir lösen. Thea bemerkt meinen Blick auf ihr und wird unruhig. "Was ist?" Flüstert sie unsicher. "Nichts.. Muss denn etwas sein? Darf ich.. dich nicht einfach ansehen, weil du so schön bist?" Frage ich leise und fühle, wie meine Wangen heiß werden. Thea schaut verlegen auf unsere Hände. Sie lehnt ihren Kopf gegen meine Schulter und ich spüre, dass sie lächelt, als sie ein leises "Danke." flüstert. Ich lächle ebenfalls und drücke zur Antwort sanft ihre Hand.

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Mein Lieblingskapitel bisher. 💞
Da ist jemand ein bisschen verliebt. 😊

Die Welt kann nicht zu bunt sein (Annenmaykantereit FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt