18. Gedanken

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Die Sonne schien auf mein Gesicht, als ich am Nachmittag auf den Schulhof trat. Bale ist mir in den Pausen keine Sekunde von der Seite gewichen, als würde ich es mir nochmal anders überlegen, wenn er gerade mal nicht bei mir wäre. Die letzten zwei Stunden hatten wir getrennt Unterricht gehabt, weshalb ich auch noch einmal aufatmen konnte. Es war verdammt einschränkend und bedrückend, wenn man von der ein auf die andere Sekunde einen Werwolf an der Seite hatte, der einen nicht aus den Augen lies. Versteht mich nicht falsch, ich mochte die Aufmerksamkeit von ihm, ich mochte es in seiner Nähe zu sein, aber für eine Person, die eigentlich immer alleine war und Angstzustände hatte, fiel es schon schwer jemanden auf einmal so nah in sein Leben zu lassen. Zumindest ging es mir dabei so. Und vielleicht sollte ich darüber nochmal mit ihm sprechen. Wäre also jetzt nicht genau der richtige Zeitpunkt? Ich hatte ihn gerade auf dem Parkplatz entdeckt, er wartete an sein Auto gelehnt auf jemanden, auf mich. Zumindest ging ich stark davon aus, denn als er mich sah, drückte er sich von seinem Auto ab und kam auf mich zu.

Kurz drückte er seine Lippen auf meine, bevor er mich an die Hand nahm und mich mit zum Auto zog. "Soll ich schon nach Hause bringen oder kommst du noch mit zu mir?", lächelte er mich an. "Bale? Ich glaube, wir sollten nochmal miteinander reden." Sein Lächeln verschwand keine Sekunde später von seinen Lippen. "Hast du es dir anders überlegt? Ich wusste es. Ich wusste, dass es nicht real sein kann." "Ich hab es mir nicht anders überlegt. Ich will nur mit dir reden. Also lass uns zu dir fahren.", lächelte ich ihn an.


"Kommst du oder willst du im Auto sitzen bleiben?" Ich konnte wirklich nicht sagen, was mich eben dazu geritten hatte zu sagen, dass wir zu ihm fahren. Hatte ich nicht eine Sekunde drüber nach gedacht, wer hier wohnt? Aber ich konnte doch schlecht mein ganzes Leben, zu dem ich ja verdonnert war mit Bale zu leben, da ich seine Mate war, Angst haben hier zu sein. In dem Moment wurde mir erst weder richtig bewusst, worauf ich mich hier eingelassen habe. Ich hatte ein Leben und das sollte ich mit nur einem Mann leben. Ich war noch jung, ich hatte noch gar nicht richtig gelebt, um sagen zu können, dass ich bereit wäre mich für Ewig zu binden. Doch genau, dass gab mir die Sicherheit, die ich solange nach dem Tod meines Vaters doch gesucht hatte. Ich konnte mich einer Person voll hingeben, sein wie ich bin, ohne das sie mich verlassen würde. Ist es nicht das was jedes Mädchen sich wünscht? "Fabel? Bist du noch da?", wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, die gerade nur so durch meinen Kopf schwirrten. "Ja.", stieg ich aus dem Wagen aus und lief zu dem großen Haus, was sich vor uns erstreckte.

Wir gingen gerade durch den Flur zu Bales Zimmer, welches am Ende des Ganges in einer ruhigen Ecke lag, als sich eine Tür kurz vor uns öffnete, jemand hinausstürmte und gegen mich lief. Ich zuckte aber erst zusammen, als ich einen dumpfen Knall kurz darauf hörte. Bale hatte den Jungen, der mich kurz zuvor angerempelt hatte, gegen die Wand gedrückt. Und obwohl ich wusste, dass der Junge ein Wolf war, hatte ich davor weniger Panik, als das was sich gerade vor mir abspielte. Denn gerade fing Bale mit einer ungewohnt tiefen und dominaten Stimme an den Jungen zu drohen.

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