Vier gewinnt!

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Alya und ihr Ladyblog trieben sie in den Wahnsinn. Ein Akuma sorgte direkt unter ihnen für Angst und Schrecken – und Alya zückte die Kamera. Dazu ihre irre Unterstellung, eine Liebesbeziehung mit Cat Noir zu führen.
„Pfha! Selbst wenn ich Gefühle für Cat Noir hätte! Er macht mir nur als Ladybug den Hof. Zu mir, als Marinette, ist er zwar feinfühlig, aber in seinem Kopf geht es doch immer nur um Ladybug. Er weiß doch gar nicht, wer ich bin, wie können seine Gefühle da echt sein!"
Marinette schüttelte verärgert den Kopf und seufzte.
„Klasse, jetzt fange ich schon genauso an, wie Alya. Ich. Liebe. Adrien! Warum sieht sie es nicht einfach ein?! Sie sollte mir einfach zuhören, statt wild drauflos zu interpretieren ..."
Sie stieß die Tür zum Treppenhaus auf und rief die drei Worte, die sie in Ladybug verwandelten.
Jetzt würde sie Alya und Nino erst einmal aus der Gefahr holen. Um Nino machte sie sich weniger Sorgen. Es war eher Alya, die halsstarrig ihr Handy umklammerte und jede Gefahr ausblendete. Hastig riss sie die Tür auf und erstarrte, als ein kleines Insekt durch die Luft flatterte.
„Noch ein Akuma?", dachte sie verwundert zwischen Schreck und Faszination.
„Alya! Nino! Passt auf! Akuma!", rief sie ihnen über Bücherwände hinweg zu. Sie versuchte, den Schmetterling vom Kurs abzubringen. Sie schleuderte ihm alles entgegen, was sie in ihrer Nähe fand. Dicke Wälzer und schmale Bücher flogen durch die Luft. Sie wusste, dass sie ihn damit nicht aufhalten konnte.
Etwas Großes krachte gegen die Glasscheibe hinter ihr. Sie fuhr zusammen, wirbelte herum und verlor den Akuma aus den Augen.
Das erste was sie sah, war sein Kostüm. Blau und kariert und in einem Kilt steckend stützte sich er sich mit beiden Händen vom Boden auf. Als er den Kopf hob und sich die Stirnpartie rieb, erkannte sie, dass er maskiert war.
Sie griff nach ihrem Jo-Jo, bevor sie zögernd die Tür öffnete.
Wenn sie der Kampf gegen „Volpina" eines gelehrt hatte, dann war das ein gesundes Misstrauen gegenüber plötzlich auftauchenden Superhelden. Immerhin war es nicht Lila, die ihr gegenüberstand.
Er ächzte und machte sich daran, aufzustehen, während seine Augen zwischen ihrem Gesicht und dem Jo-Jo hin- und herpendelten. Als sein Blick höher glitt und einen Punkt über ihrem Kopf fixierte, weiteten sich seine Augen.
„Ladybug, Achtung", schleuderte er ihr entgegen und griff nach ihr.
Reflexartig ließ sie ihr Jo-Jo nach vorn schnellen, um ihn damit einzuhüllen, doch sein Arm hatte ihr Handgelenk bereits gepackt und riss sie zu Boden.
Sie verlor die Kontrolle über ihre Waffe. Ihr Jo-Jo schlang sich um sie beide und presste sie wie einen Rollbraten zusammen.
„Hrrmn", knurrte sie und zappelte in der selbst gelegten Falle.
Der Schotte flüsterte lediglich ein Wort: „Akuma."
Er reckte den Kopf in Richtung Glastür.
Ein eisiger Schauer rann ihr den Rücken hinab und sorgte dafür, dass ihre Arme unangenehm prickelten. Sie sog hörbar die Luft ein.
Ganz zart konnte sie die näher kommenden Flügelschläge ausmachen.
Sie intensivierte ihr Bemühen, sich aus den Schlingen zu befreien und riss an ihnen.
Spürte sie bereits den Luftzug der Flügelschläge über sich?
Ihr Gegenüber begann, leise zu summen. Er hatte die Augen geschlossen und hielt still. Es war eingängige Melodie. Sie drang in ihre Ohren und spiegelte ihre Emotionen, die zuerst wie eine stürmische See tobten, dann aber nach und nach abflauten. Sein Summen wirkte beruhigend. Es half ihr, sich zu sortieren.
Sie erreichte das Ende der Schnur. Es gelang ihr, daran zu zupfen.
Endlich. Die Schlingen lösten sich, als die Schnur zurück ins Jo-Jo schnellte.
Die Augen des Schotten öffneten sich wieder.
Mit einem Sprung hechtete Ladybug zur Seite und suchte hektisch die Umgebung ab.
„Er ist umgekehrt", sprach der Schotte leise und machte sich zum zweiten Mal daran, aufzustehen.
Kurz blickten beide zurück zur Glastür, die verschlossen war.
„Wer bist du?", wandte sich Ladybug an ihn und verschränkte die Arme unterhalb der Brust. Sie musterte ihn unverhohlen.
Fragend zog er die Augenbrauen hoch.
„Mist. Ein Name ...", schoss es ihm durch den Kopf. Er erinnerte sich an Lairds Worte, dass er seine Identität niemandem verraten sollte. Grübelnd spielte er mit der Kette des Chronometers.
„Ich ...", setzte er an, brach dann aber ab. Unter Druck gesetzt fiel ihm nichts Gescheites ein.
Die Geduld der Heldin vor ihm schien ihre Grenze erreicht zu haben. Sie atmete hörbar aus und tippte mit ihrem Fuß auf den Boden.
Sie hörten, wie jemand aufgeregt den Flur hinter der Tür entlang rannte und wandten sich um.
„Marinette!", hörten sie abwechselnd Nino und Alya rufen.
Sie kamen näher.
Ladybug bedachte ihn mit einem nachdenklichen Blick, bevor sie die Tür öffnete.
Als Alya sie erblickte, zuckte ihre Hand unweigerlich zum Handy.
„Oh man. Ich fass es nicht. Ladybug", plapperte sie mit deutlich höherer und aufgeregter Stimme drauf los.
„Der Akuma ist zur Empore zurückgeflogen", meldete sich Nino atemlos zu Wort.
Ladybug wollte sich bereits auf den Weg machen, als sie von ihm zurückgehalten wurde.
„Ladybug. Unsere Freundin Marinette ist hier noch irgendwo. Wir haben sie aus den Augen verloren", erklärte Nino besorgt.
„Wir ... haben uns gestritten", gab Alya zerknirscht zu. „Nicht, dass der Akuma ...", sie wagte es nicht, den Satz zu Ende zu führen. Mit gläsernen Augen schaute sie die Heldin flehend an, bevor ihr Blick irritiert abglitt. Ihre neuen Bekanntschaft lehnte im Türrahmen und hob grüßend die Hand.
„Ein neuer Superheld?", entwich es ihr ungläubig. Jetzt zückte sie doch das Handy, um den Aufnahmemodus zu starten.
Ladybug strich sich hektisch die Haare aus dem Gesicht.
„Ich bin sicher, Marinette geht es gut. Der Rest klärt sich hoffentlich später", erklärte sie mit nachdenklichem Blick, bevor sie ihr Jo-Jo auswarf und sich davonschwang.

Countess of BoredomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt