Es ist wirklich ein ganz besonderer Schmerz, wenn Salz in eine Wunde kommt. Es ist ein sehr besonderer und unnötiger Schmerz, den wirklich keiner braucht und der gut verhindert werden könnte.
Zum Beispiel, indem man nicht kocht, wenn man eine Wunde am Daumen hat.
William ist sich nicht einmal sicher, wie diese Wunde da hin gekommen ist, aber er weiß, dass er sie jetzt doppelt so intensiv spürt, wo er Salz in den Topf gegeben hat. Er hätte es einfach direkt hinein streuen sollen, anstatt auf Showmaster zu machen und die Körner zwischen besagtem Daumen und Zeigefinger zu zerreiben und sie elegant in den Topf gleiten zu lassen.
Denn der Effekt, den das ganze eigentlich auf Matthew, den er beeindrucken wollte, haben sollte, hatte es nun nicht, als William vor Schmerzen aufquietscht und seine Augen zusammenkneift.
Matthew teilt seinen Schmerz mit einem zusammen gezogenen Mund und einer geballten Faust. Er spürt den Schmerz quasi bei sich zur gleichen Zeit.
Und wie es doch wehtut.
„Vielleicht sollte ich das Kochen übernehmen, Will", schlägt er vor und drängt sich weiter an den Kochtopf. Er würde sich nicht als schlechten Koch beschreiben. Er würde sich eher als unerfahrenen Koch beschreiben. Als jemand, der noch nie so richtig kochen musste, um durch den Tag zu kommen.
William schüttelt sprachlos mit dem Kopf und rührt im Gericht herum. Es sind Penne mit einer leckeren Soße und sie sind fast fertig.
Es fehlte eben nur noch das Salz.
„Du darfst de letzte Prise über das ganze geben", murmelt William. Denn er ist vielleicht stur, aber er ist kein Masochist.
Matthew nickt, nimmt sich ein paar Körner zwischen die Finger und lässt sie über dem Kochtopf fallen.
„Willst du mich ärgern?", fragt William und sieht in Matthews Richtung.
„Nein?"
„Was war das dann? Nimm dir noch mal ein paar und reib sie diesmal in den Topf."
Matthew rollt mit den Augen. William kann beim Kochen ein richtiger Nerd sein.
Aber er macht es dann.
„Zufrieden?"
„Aber sehr doch!", nickt William überschwänglich.
William lässt vor dem Essen noch Wasser über seine Hand laufen und dann setzt er sich neben Matthew auf die Couch, wo der Fernseher läuft.
Während eine Drag Queen nach der anderen über den Laufsteg stolziert, essen die beiden ihre ersten Bissen.
Plötzlich steht William auf und lässt seinen Teller auf dem Couchtisch stehen.
Matthew runzelt die Stirn und macht sich dann aber nichts draus. William ist manchmal komisch und er hat sich daran gewöhnen. Er steht eben manchmal mitten beim Essen auf oder hat „wichtige" Ideen, wenn sie gerade Autofahren, weswegen Matthew dann eine Notiz auf seinem Handy verfassen muss.
Manchmal beziehen sich Williams Blitzgedanken auf seine Arbeit. Es ist schon öfters vorgekommen, dass Matthew Strategien oder Adressen aufschreiben musste.
Manchmal geht es bei Williams Ideen nur ums Kochen. Neue Rezeptideen, die Matthew auch schon ein paar Mal aufschreiben durfte.
Es macht auf ihn manchmal den Anschein, dass wenn William am stillsten ist und am inaktivsten scheint, bei ihm die Räder im Kopf nur so rattern und fantastische und manchmal weniger fantastische Ideen produzieren.

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Most Lovers
Ficción GeneralFortsetzung von „Most People" Cover by @SilberSchokokeks