6. Kapitel

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"Wo soll ich meinen Koffer hinräumen?", Niall betrat mitsamt seinem riesigen blauen Koffer Liams Wohnung.
"Stell ihn einfach ins Gästezimmer...die zweite Tür rechts."
Liams Wohnung war riesig. Sie lag im obersten Stock eines gewaltigen Hochhauses, hatte also eine schöne Dachterasse, von der aus man über halb London schauen konnte. Niall seufzte bei diesem schönen Anblick und räumte verträumt seinen Koffer aus.
Die Idee, dass Niall ja bei ihm wohnen könnte, kam Liam ganz spontan. Aber er bereute den Vorschlag auf keinen Fall! Er fühlte sich in seiner riesigen Wohnung so verloren, wenn er alleine war. Klar war er nicht wirklich viel Zuhause, da er die meiste Zeit arbeitete, aber es war echt einsam alleine zu wohnen. Alleine aufzuwachen. Alleine am Tisch zu essen. "Oh mein Gott Liam ich sterbe vor Hunger! Soll ich uns schnell Sandwiches machen?", fragte Niall und schleppte sich in die Küche, als wäre er dem Hungertod nahe. Liam musste lachen. Nein, er bereute die Idee auf keinen Fall. Niall war einer seiner besten Freunde und man musste ihn einfach gern haben. Niall stellte seine eigenen Probleme stets in den Hintergrund, wenn es darum ging seinen Freunden zu helfen. Aber Liam merkte, dass ihn irgendetwas große Sorgen bereitete, denn seine Freude wirkte manchmal nicht zu 100 Prozent echt...

"Hey Leute, habt ihr Lust heute Abend mit mir was trinken zu gehen? Harry!x", schrieb Harry schnell in die WhatsApp Gruppe der Jungs, als er die Tür zu seinem Hotelzimmer öffnete. Zayn fehlte noch, aber sie wollten ihm schnellst möglich ein Handy besorgen, sobald sich sein Zustand etwas gebessert hat. Erschöpft ließ sich Harry auf das Doppelbett fallen.
Oh mein Gott. Die ganze Sache mit Zayn überforderte ihn einfach. Und dann noch das mit Louis...Harry fühlte die Trauer in sich. Aber gleichzeitig mit dieser Traurigkeit kam auch Wut auf. Warum? Das hatte er sich in den letzten Jahren so oft gefragt...warum? Harrys Gedanken wurden durch das Vibrieren seines Handys unterbrochen. Es war Liam:" Sorry Harry, wann anders gerne, aber Niall und ich sind echt fertig. Bis morgen."
Na toll! Er konnte doch nicht ohne Niall und Liam mit Louis in eine Bar gehen. Harry schüttelte den Kopf und seufzte. Normalerweise waren die Jungs echt spontan und nachtaktiv. Das sind sie schon immer gewesen, aber die jetzige Situation raubte wohl allen den letzten Nerv. "Naja dann gehe ich eben alleine", murmelte Harry vor sich hin. Er machte sich nicht einmal die Mühe sich umzuziehen, geschweige denn seine Haare zu machen. Er nahm sich nur seine erstbeste Jacke von der Garderobe und verschwand kurzerhand durch die Hotelzimmertür. Als er das Hotel verließ durchfuhr ihn eine stechende Kälte. Warum war es in London immer so kalt? Sogar im April? Er zog seine Jacke fester zu und machte sich auf den Weg zu der Bar, die er heute früh gesehen hatte. Eigentlich war sie gleich in der Nähe, aber im Dunkeln sah einfach alles so anders aus. Nachdem Harry ein paar Passanten gefragt hatte war er schließlich vollkommen durchgefroren an der Bar angelangt. "Kiwi". Gerade als Harry noch über den merkwürdigen Namen nachdachte und überlegte wie man wohl auf "Kiwi" kommen würde, tippte ihm jemand auf die Schulter. Erschrocken drehte er sich um und sah direkt in die grünen Augen einer großen, schlanken Brünette.
"Harry? Was machst du denn hier?", begrüßte sie ihn mit einem strahlenden Lächeln und umarmte ihn. Sie roch gut. Sehr gut sogar. Aber er konnte sich keineswegs an sie erinnern. "Ähm hey", Harry räusperte sich verlegen "schön dich wiederzusehen" Harry lächelte die braunhaarige Schönheit mit seinem charmanten Styles-Lächeln an und hoffte, dass sie es dabei belassen würde. Tatsächlich lachte sie nur übertrieben laut und unecht, sodass Harry die Augen verdrehen musste und einen Abgang machte.
Erleichtert setzte sich Harry auf den letzten freien Barhocker, direkt neben einem kleinen Typen, der definitiv viel zu jung aussah, um Alkohol zu trinken und eine sichtlich beschwipste Frau mittleren Alters. "Jacky Cola", bestellte Harry bei dem Barkeeper. Das war jetzt genau das, was er brauchte. Er musste einfach alles aus seinem Kopf bekommen. All die Gedanken, die ihn fertig machten.
Nach vier Stunden, unzähligen Drinks und Flirts später machte sich Harry mit Lucy, einer kleinen Blondine, auf zu seinem Hotel. Harry versuchte die Zimmerkarte in seiner Jackentasche zu finden. Doch das war gar nicht so einfach, da sich der Boden wie Wackelpudding anfühlte und er sich bemühen musste überhaupt stehen zu bleiben. "Ach komm schon Harry jetzt mach die Tür auf", quängelte Lucy neben ihm und fuhr mit ihrer Hand unter Harrys T-shirt. Da sein Körper allerdings vollkommen betäubt von dem Alkohol war, bemerkte Harry es kaum. Nach gefühlten zwei Stunden gab er die Suche auf. Er musste den verdammten Schlüssel anscheinend in dem Hotelzimmer vergessen haben. Harry hatte keine Kraft mehr stehen zu bleiben und ließ sich auf den Boden fallen. Fast wäre er in dieser Position eingeschlafen, doch da stampfte die Blondine neben ihm auf den Boden und beschimpfte ihn:" Ganz ehrlich was läuft eigentlich bei dir falsch? Erst willst du unbedingt, dass ich mitkomme obwohl ich auch mit meinen Freundinnen auf eine Rooftopparty hätte gehen können und dann hast du nicht einmal die Zimmerkarte dabei und schläfst auf dem Boden ein!?" Mit diesen Worten drehte sie sich auf dem Absatz um und verschwand mit wehenden Haare den Hotelflur hinunter. Sie hatte recht! Harry war ein einziges Disaster. Warum musste er auch so panisch aus dem Zimmer stürmen ohne nur ansatzweise an die Karte zu denken? Toll und jetzt schlief er fast auf dem Flur ein, weil er zu viel getrunken hatte. Mal wieder. Mühsam richtete Harry sich so weit auf, dass er sein Handy, das glücklicherweise noch da war, aus seiner Hosentasche holen konnte. Nacheinander rief er erst Liam und dann Niall an, die natürlich beide nicht rangingen. Wen wunderte es? Es war schließlich drei Uhr nachts. Was sollte er nur machen? Sollte er Louis anrufen? Wahrscheinlich schlief er sowieso schon. Aber was wenn nicht? Was sollte er ihm dann sagen? Hey Louis ich bin todesbetrunken, habe meine Zimmerkarte vergessen und schlafe jetzt auf dem Flur? Ach nein! Er konnte doch einfach zur Rezeption gehen. Begeistert von seiner Idee sprang Harry auf und rannte förmlich die zwei Stockwerke hinunter, wo er den großen Mann mit rundem Bauch und grauen Haaren erwartete. Doch die Eingangshalle war wie leergefegt und auch hinter der Rezeption stand niemand. "Super gemacht Harry", lobte er sich selbst und musste anfangen zu lachen. Die Situation war einfach zu komisch. "Hallo Harry? Warum zur Hölle rufst du um 3 Uhr nachts an?", ertönte es plötzlich aus Harrys Hand. Erschrocken zuckte er zusammen und ließ vor Schreck sein Handy fallen. Verdammt! Hatte er etwa gerade in der Hektitk aus Versehen Louis angerufen? Das konnte doch nicht wahr sein. Harry hob sein Handy mühsam auf und war kurz davor einfach aufzulegen, aber er wollte wirklich nicht auf dem Flur schlafen...   
"Ähm hey Lou, ich habe meine Zimmerkarte vergessen und komme nicht mehr rein und an der Rezeption ist niemand mehr und ich weiß nicht, was ich jetzt machen soll und...", begann Harry. Die Worte sprudelten einfach so aus ihm heraus, er konnte sie nicht zurückhalten. "Bleib wo du bist Harry, ich komme." Mit diesen Worten legte Louis auch schon auf. Harry machte sich langsam schlendernd auf den Weg nach draußen. Alles war so still. Es fuhren nur wenige Autos und man konnte weit und breit nur eine Hand voll Menschen sehen, die entweder betrunken waren oder völlig gestresst von der Arbeit kamen. Harry hing noch eine Weile seinen Gedanken nach, bis Louis' Porsche direkt vor ihm anhielt. Harry strahlte über das ganze Gesicht. "Louis!", rief er, riss die Autotür auf und ließ sich auf den Beifahrersitz fallen. Ach du scheisse, dachte sich Louis. Harry war wirklich betrunken. Seine Fahne verteilte sich prompt im ganzen Auto, sodass Louis die Fenster öffnen musste. "Hey Haz", er sah wirklich fertig aus. Tiefe Augenringe, dreckiges T-shirt, ungestylte Haare...aber Harry war nicht der Einzige, der Probleme hatte. Er musste es ihm einfach sagen. Am besten so schnell wie möglich. Er konnte nicht anders. "Harry meine Mum hat gerade angerufen. Sie hat jetzt einfach meine Verlobung mit dieser Tochter von den Schnöseln, Eleanor offiziell gemacht."

Don't forget where you belong (One Direction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt