Zayn schaute Niall nachdenklich an. "Ihr seid meine besten Freunde?", fragte er mit Tränen in den Augen und krallte seine Fäuste in die Bettdecke.
"Ach ja!" Plötzlich wurde er ganz hektisch und kramte in seinem blauen Geldbeutel, bis er das verknitterte Foto fand und es den Jungs unter die Nase hielt. "Ihr seid die Typen auf meinem Foto!" Er zeigte nacheinander auf einen der Jungs und wusste sogar noch ihre Namen. Nur bei Louis geriet er ins Stottern. Verdammt! Er wusste es war irgendetwas mit L. Leroy? Logan? Nein das war er nicht.
"Louis", meldete sich dieser vorsichtig und mit einem einfühlsamen Lächeln zu Wort. "Ja genau Louis", wiederholte Zayn mit einem entschuldigenden Blick. Einer nach dem anderen begutachtete nun das zerknüllte und teilweise eingerissene Stück Papier. Alle waren fassungslos und standen nur schweigend um Zayns Bett. Wie konnte es sein, dass er sich an wirklich nichts erinnerte? Als Niall sich das Foto angesehen hatte wurde er auf einmal ganz blass. Seine Hände fingen an zu zittern und er musste sich auf den weißen Plastikstuhl am Fenster setzten, weil er sonst vermutlich umgekippt wäre.
"Oh mein Gott Leute. Ich halte das nicht aus!", brachte er nur mühsam heraus, ehe er seine Jackentasche öffnete und seinen kleinen silbernen Flachmann herausholte. Seit es mit seinem Pub so schlecht lief, hatte er den kleinen Begleiter immer an seiner Seite. Ohne Alkohol konnte er einfach nicht mehr...es war nicht so, dass er richtig alkoholabhängig war, jedoch passierten in seinem Leben einfach zu viele schlimme Dinge, die er mit Whiskey einfach zu betäuben versuchte, was ihm leider nur teilweise gelang. Liam hatte kaum Zeit Niall einen sowohl fassungslosen als auch besorgten Blick zuzuwerfen, da klingelte auch schon sein Handy.
"Dr. Payne", meldete er sich ganz sachlich, sodass Niall sogar ein bisschen kichern musste, worauf hin er einen strafenden Blick von Louis kassierte. "Okay verstehe, ich bin unterwegs!", versicherte Liam und machte dabei einen besorgten Eindruck. "Ich muss leider los, es gibt einen Notfall im OP! Ich rufe an sobald ich fertig bin, damit wir uns treffen können." Mit diesen Worten verschwand er auch schon aus dem sterilen Zimmer und eine bedrückende Stille trat ein.
"Also", begann Louis vorsichtig mit krächzender Stimme, "was ist das letzte, an das du dich erinnern kannst Zayn?" Das war die Frage, die die drei vermutlich am meisten auf der Zunge brannte. Sie sahen gebannt zu Zayn, welcher angestrengt nachdachte und dabei seine rechte Augenbraue etwas anhob. "Um ehrlich zu sein", begann er und fuhr sich nervös durch seine ungestylten Haare, "daran, dass ich hier in diesem Bett aufgewacht bin und kurz darauf Liam hereinkam." Daraufhin brach Louis in Tränen aus, rannte zur Tür, riss sie auf und rannte kurzerhand auf den Krankenhausflur. Ängstlich sah ihm Zayn nach. Verdammt! Hatte er etwas Falsches gesagt? Es war aber wirklich das Letzte, an das er sich erinnern konnte. Er konnte sich nicht einmal daran erinnern einen der Jungs jemals gesehen zu haben, geschweigen denn, ihr bester Freund gewesen zu sein.
"Keine Sorge", beruhigte ihn Harry daraufhin und legte seine Hand auf Zayns Schulter. "Die Situation ist einfach ein bisschen viel für ihn. Ich kümmere mich schon darum." Daraufhin verließ auch Harry das Krankenzimmer, konnte jedoch mit seinen Worten Zanys Unsicherheit keineswegs vermindern.
Auf dem Flur angekommen entdeckte Harry Louis ein Stückchen weiter an der Wand gelehnt am Boden sitzen. Augenscheinlich hatte er sich wieder etwas beruhigt, sah aber immer noch ziemlich getroffen aus. Harry ging vorsichtig auf ihn zu und zögerte.
Was sollte er nun zu ihm sagen? Wie sollte er ihn aufmuntern, wenn er doch selber total niedergeschlagen war?
Kurzerhand ließ Harry sich neben Louis auf den Boden sinken und flüsterte:"Ich wünschte, wir könnten die Zeit zurückdrehen!"
Wahrscheinlich würde Louis nie erfahren, was genau Harry damit gemeint hat, denn gerade als er diese Frage stellen wollte, kam Niall, der einen im Rollstuhl sitzenden Zayn vor sich her schob, aus dem Zimmer.
"Was habt ihr denn vor?", meinte Harry verwirrt und sprang vom Boden auf.
"Wir suchen Zayn etwas Ordentliches zu essen, das was er zu Mittag bekommen hat, ist nämlich ungenießbar. Und außerdem ist die Luft hier drinnen echt schlecht!"
Damit waren Niall und Zayn schon an ihnen vorbeigelaufen beziehungsweise gefahren und ließen, Louis und Harry verdutzt zurück.
"Und jetzt?", meinte Louis, der inzwischen den kleinen Zwischenfall von vorhin fast wieder vergessen hatte.
„Hinterher!", grinste Harry, hielt Louis seine Hand hin und zog ihn vom Boden hoch. Der Moment als ich sich ihre Hände berührten war elektrisierend, ja nahezu berauschend. Aber genauso schnell wie er gekommen war, war er auch schon wieder vorbei und sie liefen beide ihren Gedanken nachhängend in Richtung Cafeteria, wo sie Niall und Zayn vermuteten. Tatsächlich standen die beiden an der Theke und bestellten gerade etwas zu essen.
"Ich denke ich nehme Fish und Chips und du Niall?", fragte Zayn den dunkelblonden Mann neben sich. Daraufhin beäugte ihn Niall sehr skeptisch. "Du hasst Fisch, Zayn!"
Der dunkelhaarige schien darauf etwas perplex und unentschlossen, was er jetzt bestellen sollte, weshalb Niall beschloss das für seinen alten Freund in die Hand zu nehmen.
Er lächelte die blonde Frau mittleren Alters, die sich hinter der Theke befand an und bestellte zwei Mal Spaghetti Bolognese. Außerdem holten die Jungs sich noch etwas zu trinken, ehe sie mit ihren Tabletten auf einen Tisch, an dem Louis und Harry bereits warteten, zusteuerten. Noch vor drei Tagen, war es für sie alle undenkbar gewesen, dass sie zusammen in einem Londoner Krankenhaus mittagessen würden, aber manchmal passierten eben Sachen, die man einfach nicht erwartete.
"Zayn wollte sich gerade allen Ernstes Fisch bestellen, Leute!" , rief Niall während er sich gegenüber von Harry niederließ.
Louis und Harry sahen auch nahezu schockiert aus und Zayn konnte nicht wirklich verstehen wieso. Natürlich konnte er sich keineswegs an seine Aversion gegen Fisch sowie allerlei Meeresfrüchte erinnern. Er konnte sich schließlich an nichts aus seiner Vergangenheit erinnern.
Harry schien zu bemerken, wie verwirrt er war, weshalb er zu einer Erklärung ansetzte: " Weißt du Zayn, wenn es eine Sache gibt, die du nicht leiden kannst, dann ist es Fisch. Du konntest früher nicht einmal den Geruch davon ausstehen".
Niall und Louis nickten daraufhin zustimmend.
"Na wenn ihr das sagt, dann muss es ja stimmen. Erzählt mir mehr, es ist komisch so gar nichts über einen selbst geschweige denn über seine Freunde zu wissen. Wie lange kennen wir uns schon?"
Es war einfach seltsam. In Zayns Kopf herrschte gähnende Leere. Wenn er die drei Männer, die mal seine besten Freunde gewesen waren anschaute, dann war da nichts, an das er sich erinnern konnte. Sie waren Fremde für ihn, obwohl er zugeben musste, dass sie ihm ziemlich sympathisch waren.
Louis räusperte sich:" Naja, wir kennen uns seit wir 10 Jahre alt sind. Wir sind damals alle in die selbe Klasse gekommen und waren vom ersten Moment an beste Freunde...."
So verbrachten Niall, Louis und Harry den gesamten Tag bei Zayn im Krankenhaus, erzählten ihm Geschichten von früher und hatten eine schöne gemeinsame Zeit. Und für einen Moment konnten sie alle ihre eigenen Probleme vergessen und einfach nur einen lustigen Tag zusammen verbringen. Louis machte sich keine Gedanken über den von seinen Eltern ausgehenden Druck und die Erwartungen an ihn, Harry machte sich ausnahmsweise mal keine Gedanken darüber, wer er sein wollte und auch Niall schob all die Gedanken über seine Geldsorgen beiseite.
Als Zayn spät am Abend aus dem Fenster seines Krankenhauszimmers auf das nächtliche London schaute, musste er lächeln. Auch wenn er bis jetzt noch keine Erinnerungen zurückgewinnen konnte, war er zuversichtlich, dass er dies mit der Hilfe der Jungs schaffen konnte.
Zur gleichen Zeit am anderen Ende von London, setzte sich ein vollkommen erschöpfter Liam mit einem Glas Wasser in der Hand auf sein schwarzes Ledersofa. Er war gerade eben von seiner Schicht im Krankenhaus zurück gekommen und hatte mal wieder unzählige Überstunden gemacht. In weniger als sechs Stunden musste er auch schon wieder zurück, also hatte er gerade mal vier Stunden Zeit um sich auszuruhen. Seufzend wollte er zu seinem Handy greifen, um zu checken, ob er irgendwelche Nachrichten bekommen hatte. Dann hielt er jedoch inne. Was machte er sich hier eigentlich vor? Er bekam nie Nachrichten. Von wem denn auch? Seine Eltern nutzen nur selten moderne Technik, wie Smartphones und griffen stattdessen lieber zum Festnetztelefon und Freunde hatte er keine. Er arbeitete den ganzen Tag und saß dann alleine auf dem Sofa. Vielleicht traf er sich ein zweimal im Jahr mit seinen Schwestern oder ging mal mit Arbeitskollegen essen, aber auch das war eine Seltenheit. Liam musste der Tatsache ins Auge sehen, dass er ganz alleine war. Hier war niemand, der ihn nach seinem Tag fragte, ihn ins Kino einlud oder einfach nur ein lustiges Video schickte. Es fühlte sich einfach nur beschissen an, zu wissen das er keinerlei Freunde hatte. Frustriert schnappte er sich sein Handy, schaltete das Licht im Wohnzimmer aus und ging in sein großes Schlafzimmer. Er zog sich seine Klamotten aus und ließ sie einfach auf den Boden fallen, schmiss sich auf sein riesiges Boxspringbett und deckte sich zu. Natürlich durfte er nicht vergessen sich einen Wecker zu stellen, weshalb er nochmal nach seinem Handy, das er bereits auf dem Nachtisch abgelegt hatte, griff. Als er den Bildschirm entsperrte, traute er seinen Augen kaum.
Er hatte drei neue Nachrichten!
Aufgeregt öffnete er die erste, sie war von Harry.Hi Liam,
schade, dass du vorhin so schnell losmusstest, mit dir wäre der Tag bestimmt noch lustiger geworden.
Niall, Louis und ich wollen Zayn morgen Nachmittag wieder besuchen, sollen wir zusammen zum Krankenhaus fahren?Bis Morgen, Harry !x
Die nächste war von Louis.
Hey Liam,
war dein Tag noch sehr anstrengend? Wir wollen Zayn morgen wieder besuchen, ich hoffe du kommst mit. Übrigens Danke nochmal, dass du uns alle kontaktiert hast, du hast definitiv die richtige Entscheidung getroffen. Zusammen können wir Zayn helfen.
Hoffe wir sehen uns morgen!Louis (:
Die dritte war von Niall.
Hallo Liam,
ich bin's Niall. Wir haben beschlossen Zayn morgen Nachmittag wieder zusammen zu besuchen und hoffen, dass du mitkommst.
Ich wollte fragen, ob wir davor zusammen Mittagessen gehen wollen, denn ich muss mich sowieso noch bei dir dafür bedanken, dass du mir den Flug gezahlt hast.
Sag einfach Bescheid, wann und wo!Bis dann, Niall.
Liam konnte nicht anders als über sein ganzes Gesicht zu strahlen. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Es war das erste Mal seit langer Zeit, dass sich jemand abgesehen von seiner Familie für ihn interessierte. Das war der Moment in dem Liam es verstand: Er war keineswegs allein, er hatte immer seine vier besten Freunde. Auch wenn sie eine Zeit lang keinen Kontakt hatten, sie waren und blieben beste Freunde. Er würde für diese Freundschaft kämpfen, Liam hatte nicht vor seine besten Freunde nochmal zu verlieren.
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Don't forget where you belong (One Direction)
Hayran Kurgu>When you're lost, you'll find a way< Die ehemals besten Highschool Freunde Niall, Liam, Harry, Louis und Zayn haben schon lange nichts mehr miteinander zu tun. Zu oft stritten sie sich und als Niall auch noch nach Irland zog, lebten die fünf Jungs...