Schmerzen betäuben

240 11 4
                                    


Mein Kopf brummte als ich wach wurde und versuchte meine Augen zu öffnen. Ich erkannte sofort das Ich in einem Krankenzimmer lag und mir kamen sofort die Bilder von letzter Nacht wieder hoch. Panisch setzte ich mich auf und sah mich in meinem Krankenzimmer um. Neben mir im Bett lag Madelaine und schien zu schlafen. Etwas beruhigter versuchte ich langsam aus meinem Bett aufzustehen als die Tür aufging und eine Ärztin, in einem typischen weißen Kittel, herein kam.
„Ah Mrs. Morgan Sie sind wach wie schön, Ich bin übrigens Prof. Dr. Mills. Wie geht es ihnen?" „Mein Schädel brummt, aber was ist mit meiner Frau?" „Oh ihrer Frau, ja Sie ... Also ... Was ich ihnen jetzt mitteilen werde wird ihnen sicher nicht gefallen, aber bitte versuchen Sie so ruhig wie möglich zu bleiben. Also Ihrer Frau wurde gestern Abend mit ihnen zusammen hier eingeliefert. Sie waren immer noch bewusstlos, so das wir erst einmal ihre Wunden versorgt haben und ein anderes Team sich um ihre Frau gekümmert hat. Allerdings wurde Ihr so heftig in den Bauch getreten das Sie dadurch ihr Kind verloren hat. Es tut mir unendlich leid für Sie beide Mrs. Morgan, aber wir mussten ihr Frau in ein künstliches Koma versetzten nach dem Sie die Diagnose bekam. Ihre inneren Verletzungen waren zu groß" Sie zog den Vorhang neben meinem Bett weg und gab damit den Blick auf meine Frau preis die neben mir in einem Bett lag.
Ich war wie erstarrt. 

Hatte Dr. Mills wirklich grade gesagt das wir unser Kind verloren hatten und Madelaine im Koma lag? Meine Fingernägel hatten sich in meine Oberschenkel gekrallt, doch der Schmerz konnte nicht den Schmerz in meinem Herz übertünchen. Ich war sauer, traurig, wütend und voller Schuldgefühle. Die Ärztin sagte noch etwas doch es klang für mich nur wie ein leises rauschen. Den Blick immer noch auf Mad's gerichtet stand ich auf, zog mir die Nadeln aus dem Arm und lief zu Ihr ans Bett um ihre Hand in meine zu nehmen.
„Babe, wach bitte wieder auf. Ich brauche dich in meinem Leben" flüsterte ich Ihr ins Ohr in der Hoffnung das es ihr Unterbewusstsein erreichen würde.


Noch am selben Abend holten mich Cole und Casey ab. Ich sagte ihnen das ich gerne was trinken gehen würde um mich abzulenken. Sie willigten ein und wir suchten uns eine Bar in der nähe.
„Einen doppelten Whiskey, Für ihn ein Wodka Redbull und für diesen jungen Mann ein Bier bitte" bestellte ich für uns drei. Der Barkeeper schenkte mir ein und ich leerte das Glas in einem Zug. Ich spürte sofort das angenehme brennen den Whisky's in meinem Hals und bestellte gleich noch einen doppelten, noch bevor Casey und Cole auch nur ihre Getränke bekommen hatten.
Nach etwa zwei Stunden und etwa einer Flasche Jack Daniels saß ich, mit dem Kopf auf meinen Armen liegend, an der Bar. Neben mir saß jetzt nur noch Casey, denn Cole war schon wieder weg.
„Was ist wenn Sie nicht mehr aufwacht Cas? Hätte ich Sie doch nur besser beschützt ... Dann wäre unser Kind jetzt nicht tot ..." „Du hast alles richtig gemacht Nessa. Du hast ihm alles gegeben was er wollte. Wer konnte denn schon ahnen das er Madelaine in den Bauch treten würde... Sie ist stark und daher wird Sie auch wieder aufwachen" „Ja Sie ist wirklich stark, da hast du recht. Dennoch mache ich mir Vorwürfe das ich Sie nicht besser beschützt habe ..." Ich griff einfach hinter die Bar und holte mir eine halb volle Flasche Wodka hervor, die ich auch direkt an die Lippen ansetzte.
Ich wollte einfach nur noch diesen Schmerz und den Sturm in meinem Inneren betäuben. Und wieder dieses brennen, als der Alkohol meinen Hals erreichte, leider konnte er dennoch nicht alles betäuben. Also trank ich so viel bis mein Körper zu Rebellieren begann und ich mich übergeben musste. Casey rief für uns beide ein Taxi das uns nach Thistlehouse bringen würde. Während wir warteten trank ich noch eine halbe Flasche Whisky, bis Cas mir diese abnahm und in den Müll warf.

Am nächsten Morgen wurde ich mit einem riesigen Kater begrüßt. Ich lag auf der Couch im Wohnzimmer, wo Mad's und mir das Kind geraubt wurde. Sofort stand ich auf und lief zur Bar, die in einem alten Globus versteckt war und holte mir daraus eine Flasche Bourbone.
„Man soll mit dem weiter machen womit man aufgehört hat" murmelte ich mir selbst zu und setzte die Flasche an. Das alt bekannte brennen im Hals kehrte zurück und mit jedem Schluck wurde mein Kater kleiner. Casey betrat grade das Wohnzimmer und rieb sich die Schläfen.
„Morgen Nessa. Geb mir mal was ab, bitte" brummte er und ich reichte im die Flasche.
Gegen Mittag verließ er mich um nachhause zu fahren. Nun war ich alleine in diesem riesigen Haus und fühlte mich leer und alleine. Ich holte mir aus dem Kleiderschrank einen von Madelaine's Hoodies der nach ihr roch und zog ihn an. Mit geschlossenen Augen saß ich auf unserem Bett und atmete einfach nur ihren Duft ein. Vorsichtig fummelte ich mein Handy aus meiner Hosentasche und rief mir ein Taxi das mich in einer Stunde abholen sollte. In dieser Stunde hatte ich mich geduscht und ein paar Sachen für Mad's in eine Sporttasche gepackt. Draußen hörte ich ein Auto hupen und wusste das es mein gerufenes Taxi sein musste. Also schnappte ich mir die Tasche und meine Schlüssel und rannte die Treppe hinunter.

Im Krankenhaus angekommen lief ich mit schnellen schritten in Richtung des Zimmers wo Madelaine immer noch lag. Vorsichtig klopfte ich, doch da niemand antwortete öffnete ich vorsichtig die Tür und ging hinein. Das Bett in dem ich gelegen hatte war verschwunden, doch meine Frau lag immer noch so da, wie als ich das Zimmer verlassen hatte. Das beständige piepen ihres Herzschlages auf dem Monitor und die Atemmaske jagten mir einen kleinen Schauer ein.
Sie sollte nicht so da liegen müssen. Nein und schon gar nicht ohne unser Kind.
Ich lies mich auf dem Sessel neben ihrem Bett nieder, nachdem ich die Tasche in ihren Schrank gestellt hatte. War es das wissen das unser ungeborenes Kind tot war oder war es das Madelaine im Koma lag, das mich so zerriss? Mit großer Wahrscheinlichkeit war es beides.
Ich beobachtete Sie einfach und zeichnete mit meinem Daumen Muster auf ihre Hand, während ich in meine Gedanken vertieft war. Mir liefen einzelne Tränen über die Wangen, doch mir war es egal. Ich wollte einfach nur das Madelaine bald wieder aufwachen würde.

Die Hütte am Ottawa River - Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt