9. Quality Time

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Der nächste Morgen kam mit dem sanften Prasseln von Regen am Fenster und als Wooyoung schläfrig zu besagtem Fenster hin blinzelte, hing draußen nur eine gräuliche Suppe, rasende Wassertropfen auf der Scheibe.

Sein Rücken knackte warnend, als er sich streckte, für einen langen Moment darüber nachdachte in seinem weichen Nest zu bleiben, das ihn warm und verführerisch umgab.

Dann erst fiel ihm die Stille im Haus auf.

Nicht, dass sein Haus etwas anderes als still sein sollte, aber das komplette Fehlen von jedem Geräusch wirkte betäubend, der Regen beinahe zu laut. Perfekt, um Leute zu erschrecken, beispielsweise wehrlose Wooyoungs.

Er war vorsichtig, als er auf Händen und Knien zum Bettrand kletterte, sich flach hinlegte, um darunter spähen zu können. Er war bereit für einen grausamen Scherz, Jonghos grinsenden Kopf oder einen blutigen Clown oder dergleichen, aber nichts davon erwartete ihn. Da war nur San, eng an Shiber gekuschelt und das Gesicht friedlich. Er schlief noch tief und fest und Wooyoung spielte für einen Moment mit dem Gedanken seine so schmal wirkende Gestalt mit einer Decke zu schützen, verwarf ihn dann aber aus Platzgründen wieder.

Zuerst Frühstück. Dann musste er sich entschuldigen. Dann musste er sich an diese Mitbewohner gewöhnen.

Auf leisen Sohlen schlich Wooyoung aus dem zwielichtigen Zimmer und die Treppen hinab, seine bloßen Füße empfindlich den kalten Fließen des Flurs gegenüber.

Unten erwartete ihn ein weiterer interessanter Anblick.

Sie hatten abends tatsächlich noch das übrige Bett neben der Sitzecke aufgebaut und Mingi lag darauf ausgestreckt, alle Viere von sich gestreckt und ziemlich unbekleidet auf den ersten Blick hin. Yunho lag statt bei ihm neben der Matratze auf dem Boden vor der erloschenen Feuerstelle, in einen übergroßen Ball gerollt und die Wange gegen seinen Arm gematscht.

Auf der Couch selbst war ein rot gekleideter Rücken zu sehen, der allerdings ebenfalls nicht allein dort schien. Ein drittes Bein war über Seonghwas eigene Beine geworfen, der zugehörige nackte Fuß zuckte im Schlaf immer wieder leicht.

Wooyoung überblickte die Szene mit einem ungläubigen Grinsen, konnte gar nicht anders, als sie absolut hinreissend zu finden und sich das Geschehen der vergangenen Nacht vorzustellen. Es beruhigte ihn, dass sie so friedlich waren, sich so wohl fühlten. Dann konnte er das auch.

Auf Zehenspitzen ging er Feuer machen, lauschte Mingis lauten Schnarchen, während seine Augen immer wieder prüfend zwischen einem friedlichen Yunho, Seonghwas entspanntem Rücken und dem fremden Schopf roten Haares an der Brust der Puppe hin und her huschten.

Sobald warme Flammen zu flackern begannen, schlich er sich wieder davon, schloss die Küchentür hinter sich und lauschte kurz aufmerksam, aber nichts. Sie schliefen alle wie die Babys.

Mit einem dummen Grinsen auf den Lippen wanderte er zum Kühlschrank, war erleichtert dieses Mal keinen Kopf darin zu finden und machte sich so lautlos wie möglich Frühstück - er bezweifelte, dass die Geister tatsächlich aßen.

Die Ruhe hielt nicht lange an, aber er genoss jede Sekunde davon.

Yeosang war der erste, der seinen lockigen Kopf in den Raum streckte, die Augen noch nicht ganz offen und seine Hand geschäftig über seine Wangen reibend.

"Guten Morgen.", grüßte Wooyoung ihn leise, es war nicht unangenehm, viel eher machte Yeosang es ihm leicht, als er nur lächelte bevor er gänzlich eintrat.

Er trug weiterhin diesen vor Dreck starrenden Pullover und Wooyoung musterte ihn für eine lange Zeit, während Yeosang nur nervös seine Ärmel knetete.

Monster unterm Bett [WooSan]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt