15. Mourning

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Es war Jacksons laute Stimme an einem Tag, an dem er definitiv niemanden zum reden haben sollte, die Wooyoung weckte. Das laute Rufen vom unteren Stockwerk aus verwirrte ihn, ließ ihn im ersten Reflex konfus nach oben zucken.

Seine Stirn kollidierte sofort mit der Bettkante über ihm, das Knie schlug ebenfalls unsanft am Holz an, von wo er halb unter seinem Bett gelegen hatte. Der Aufprall seines Kopfes war immerhin durch eine warme Polsterung gesichert und als Wooyung murrend die Augen öffnete, fand er zuallererst eine schützende Hand über sich schweben. Ein müdes Seufzen entkam seinen Lippen, als er den Kopf zu San drehte, der seine Wange auf einer Hand abgelegt hatte, den anderen intensiv beobachtete.

Für einen langen Moment geschah nichts, die Sekunden vertickten, während sie einander in die Augen starrten, dann kroch Wooyoung die Röte ins Gesicht. Hastig wandte er den Kopf wieder ab, nach oben hin. San zog kichernd seine Hand zurück, der Bann gebrochen.

"Sieh mich nicht so an.", grummelte Wooyoung in einer brechenden Morgenstimme, sein Ton selbst am Morgen zu hoch für seinen Geschmack.

"Wie sehe ich dich denn an?"

Darauf hatte Wooyoung keine sinnvolle Antwort am Morgen.

Kurz war es still im Haus, draußen zwitscherten ein paar vereinzelte Vögel und ein strammer Wind heulte um die Läden, aber hier drinnen war es warm, San an seiner Seite war warm.

"Sanie, wegen gestern, ich-"

Wooyoungs Tür flog mit genug Wucht auf, dass sie geräuschvoll gegen die Wand krachte, unwillig dort abprallte. Jackson stand mit wilden Haaren und gejagten Augen im Raum, suchte kurz panisch das Zimmer nach Wooyoung ab und zögerte nicht, als er ihn dann auf dem Boden entdeckte.

"Wooyoungie, du musst ganz schnell kommen, die Polizei ist an der Tür!", rief er offensichtlich total aufgewühlt aus, als er das Zimmer durchquerte, Wooyung eine zittrige Hand entgegenstieß. Der sah erstmal nur wie ein Häschen verwirrt zu ihm auf, bemerkte San unstet nach seiner zweiten Hand tasten.

"Huh, die Polizei? Was ist denn los? Ah, das könnte eine Routineinspektion des Sees sein. Die sehen nur aus wie Polizisten, hyung." Wooyoung sprach sanft, ließ es zu, dass Sans Finger zart zwischen seine glitten, während er sich von Jackson auf die Füße helfen ließ, seine Angst dabei mit sich nahm.

"Nein, Woo. Das sind Polizisten. Die... Sie haben heute morgen Yongguks Leiche gefunden."

Die Welt gefror in jenem Moment, überzog sich mit einer dünnen Eisschicht, die sie schützte und verwahrte. So zerbrechlich. So fragil.

Wooyoung hörte für einen Moment nichts, verlor jedes Gefühl von Sans warmer Haut an seiner und die kalte Hand, die sein Herz gepackt hatte, drückte unerbittlich zu, verbat ihm jeden Atemzug.

"W-Was?" Seine Stimme klang fremd in seinen eigenen Ohren.

San redete leise auf ihn ein, Wooyoung wusste, dass er vor ihm stand, eine Hand an die Wange des Jüngeren gelegt hatte und dennoch sah er direkt durch ihn hindurch, alles tot.

"Er... Er ist tot?"

Jackson antwortete und Wooyoung sah, wie seine Lippen sich bewegten, aber das war es auch schon.

Yongguk war tot?

Er war gehetzt gewesen, unruhig und verängstigt, sicher, aber würde er so einfach sterben? Es musste ein Unfall gewesen sein. Dennoch. Was, wo, wie, warum?

Jackson zog an seiner Hand, San ebenfalls, aber San tat es sanfter, führte ihn wie einen kostbaren Schatz die Treppe hinab, hin zur noch offenen Haustür, an der zwei Männer in schwarzen Uniformen standen.

Monster unterm Bett [WooSan]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt