Schmetterling

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Da sitzt er nun, der Widerling,
seine weißen Schwingen spreizend,
scheint hell so wie mein Fingerring,
wirkt für and're gar so reizend.

Doch ich seh's in ihm, das Böse,
das Weiß des Lichtes und der Wände,
wenn er sich nur von meinem Finger löse,
mir sind gebunden beide Hände

Hinter meinem Rücken, seht
wie er sich windet, der Wurm im Fleische,
wie eine Made er sich dreht
in eines fremden Blutes Reiche.

Ein Parasit der Großhirnrinde
dringt allmählich zu mir durch,
oh wie ich wünscht', dass er verschwinde,
sie nagt an mir, die kalte Furcht.

Erinnerungen an ein Leben
im weißen Glanze, Tag und Nacht
ich spür's, ich muss mich übergeben,
und der Schmetterling, er lacht

Schallend, sodass es alle hören,
ist's sonst auch niemand außer mir,
er wollt' so meine Ruhe stören,
selbst im Jetzt und Hier.

Tage, die doch so lang vorüber,
erscheinen mir wie heut',
und der Schmetterling, er lacht darüber
ja seht, wie er sich heimlich freut.

Tonlos schreie ich ihn an,
den Unheilboten auf meiner Haut,
trotz ich mich nicht lösen kann
lass ich nicht sprießen böses Kraut.

Zerquetsch' das Insekt in Hass und Wut,
sein Blute farblos, meines rot
worin wohl ein Toxine ruht,
denn zeitgleich fall' ich und bin tot.

Oden an den TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt