23.Kapitel

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Als die Tränen versiegt und meine Schluchzer endlich verstummt waren, traute ich mich langsam wieder aus der Kabine heraus... und lief geradewegs in die frische Braut hinein.

>>Hi Kira<<, lachte Mina fröhlich, als sie ihr Gleichgewicht zurückgefunden hatte, doch dann fiel ihr Blick auf mein Gesicht und das Lachen erstarb von einem Moment auf den nächsten. >>Was ist passiert?<< Besorgt legte Mina einen Arm um mich und schob mich zum Spiegel. Mein Anblick entsetzte mich selbst. Die Augen waren gerötet, all das Makeup, mit dem Mama sich heute Morgen noch so viel Mühe gegeben hatte, war verwischt und der traurige Ausdruck auf meinem Gesicht war unverkennbar.

Ich zwang mich zu einem Lächeln. >>Ich sehe vielleicht scheiße aus!<<

>>Quatsch!<<, widersprach Mina, >>Das bekommen wir wieder hin und dann siehst du genauso hübsch wie davor aus. Wartest du kurz hier? Bin gleich wieder da...<<

Ich nickte und schaute ihr nach, wie sie – so schnell es mit ihrem schneeweißen Kleid möglich war – davoneilte. Insgeheim hoffte ich, sie würde nicht zurückkommen und mich hier einfach alleine sitzen lassen, dann hätte ich wenigstens einen Grund, sie zu hassen. Ich wollte sie nicht noch sympathischer finden, als ich es sowieso schon tat. Sie hatte mir Nils weggenommen, sie war der Grund warum ich jetzt weinend im Toilettenhaus saß. Aber es war unmöglich, sie nicht zu mögen.

>>So, da bin ich wieder.<< Mina kam mit einer Tasche in der Hand wieder herein. >>Mach mal Augen zu!<<

Ohne etwas zu erwidern befolgte ich ihren Anweisungen und schloss die Augen. Ich konnte spüren, wie Mina mit allen möglichen Utensilien über meine Haut strich, so vorsichtig, als wäre ich zerbrechlicher als Glas.

>>Was ist passiert?<<, fragte sie nach einer Weile erneut, >>Oder willst du darüber nicht reden?<<

>>Ich will darüber nicht reden.<<, gab ich mit brüchiger Stimme zu, >>Kannst du bitte niemandem hiervon erzählen? Auch nicht Nils!<<

>>Natürlich<< Beruhigend streichelte Mina über meine Schulter. >>Ich schweige wie ein Grab.<<

>>Danke!<< Es war schon komisch, das zu Mina zu sagen. Sie war Nils Frau und ich wünschte mir, es gäbe sie nicht, dennoch war ich ihr in diesem Moment dankbarer, als ich es je für möglich gehalten hätte.

>>Keine Ursache<< Mina ließ mich wieder los. >>Du kannst die Augen übrigens wieder aufmachen.<<

Ich befolgte ihren Anweisungen und erstarrte, als ich mich selbst im Spiegel sah. Mein Heulanfall war mir kaum noch anzusehen, nur wenn man ganz nah an mich heran kam, konnte man die ganzen Schichten Puder erkennen, die die rote Haut rund um meine Augen verdeckte.

>>Danke!<<, sagte ich und meinte es wirklich ernst. >>Danke, danke, danke!<<

Mina lächelte mich durch den Spiegel an und drückte mich leicht an sich. >>Siehst du? Du siehst fast wieder so schön aus wie am Anfang.<<

>>Ja<< Langsam wanderten meine Mundwinkel nach oben, bis ich Mina fast anstrahlte. Ich konnte nichts dagegen tun, trotz all dem Schmerz, den sie mir zufügte, weil sie Nils heiratete, war ich ihr unglaublich dankbar.

>>Komm<< Mina packte ihre Sachen wieder zusammen und ging nach draußen. >>Lass uns an Tisch setzen. Das Essen beginnt gleich und dann musst du auch vorspielen.<<

Gequält nickte ich. >>Ich bin schon total aufgeregt!<<, gestand ich ihr, während wir nebeneinander über die Wiese zu den Zelten gingen.

Der KlavierlehrerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt