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Schweißgebadet wache ich auf und streiche mir schwer atmend die Haare aus dem Gesicht. Ich stütze meinen Kopf in die Hände und wippe vor und zurück um nicht weiter über diese vergangenen Momente nachdenken zu müssen bis mich Shadow an den Handgelenken packt und ihre Stirn gegen meine presst: "Nana, so hat das ganze nicht sein Ende gefunden kleines. Sprechen wir doch mal  über das, was anschließend begann..."

Ich musste ein langes Gespräch mit einer Ärztin führen, ehe sie mit meiner Mutter sprachen und beschlossen mich hier zulassen, einzusperren.
Ich hatte große Angst und flehte meine Mutter an mir das nicht anzutun, vergebens. Sie führten mich durch zwei verschlossene Türen und ich fand mich in einer Art Aufenthaltsraum wieder. Die Blicke der umherlaufenden Patienten blieben an mir kleben und ich versuchte niemanden von ihnen genauer zu betrachten. Vor einem Glaskasten musste ich stehen bleiben und auf weitere Vorgaben warten. Unsicher hielt ich meinen Arm fest und versuchte meine umherschwirrenden Gedanken zu ordnen. Sie führten mich hinein auf einen Stuhl und erklärten mir, dass Verbände hier verboten waren. Die Gefahr, dass man sich damit versucht zu erdrosseln sei zu groß, deshalb mussten sie ihn entfernen und durch ein großes Pflaster ersetzen. Außerdem mussten sie überprüfen wie schwer die Verletzungen waren und ob es nötig war sie zu nähen. Peinlich berührt verankerte ich meinen Blick auf den rechts neben mir angebrachten Bildschirmen. Jeder Raum war überwacht um die Sicherheit der Patienten zu wahren. Glücklicherweise waren meine Wunden nicht all zu weit aufgegangen, sodass Nähen nicht von Nöten war und sie nur desinfiziert und abgeklebt wurden. Sie schickten mich zurück in den Aufenthaltsraum und wiesen mich darauf hin, dass mein Koffer vor der Freigabe auf verbotene 'Effekte' kontrolliert werden musste ehe ich ihn zurück bekam. - So nannten sie die Dinge, welche wir hier nicht besitzen durften. Zusätzlich musste mein Mp3 Player durchgespielt werden um sicher zu gehen, dass keine verstörenden Inhalte darauf waren. Ich fühlte mich wie in einem Gefängnis und ich war zu diesem Zeitpunkt unglaublich wütend auf meine Mutter. Wie konnte sie mir sowas antun? Mich wegsperren wie ein tollwütiger Hund? Ich fühlte mich unglaublich unwohl und setze mich auf einen Sessel. Ein Mädchen beobachtete mich schon seid meiner Ankunft und platzierte sich nun letztendlich direkt neben mir auf der Couch. Sie löcherte mich mit Fragen. Wie heißt du? Wie alt bist du? Wieso bist du hier? Willst du hier sein? Ich wusste nicht einmal ob ich ihr diese Fragen beantworten wollte geschweige denn durfte. Ich hielt mich daher zurück und stellte die selben Gegenfragen, welche sie hemmungslos beantwortete.  Eine Pflegerin kam auf mich zu und teilte mir mit, dass ich die erste Nacht auf dem Flur verbringen würde. Das Bett stand schon bereit und sie meinten es sei um mich besser überwachen zu können in der ersten Nacht. Meine Angst wurde nicht kleiner und ich konnte mich auch mit nichts beschäftigen. Ich hatte weder ein Handy noch die Möglichkeit Musik zu hören. Ich durfte nicht einmal alleine auf die Toilette. Toiletten waren durchgehend verschlossen und nur unter Aufsicht durfte ich sie benutzen. Die Regeln waren eigentlich nicht schwer zu merken, Kein Körperkontakt zu anderen Patienten.
Keine Gegenstände die zu Suizid oder anderen Verletzungen führen konnten wie Schnürsenkel, Rasierer oder Haarspangen.  Ich klammerte mich an mein Kuscheltier wie ein kleines Kind und wusste nicht wie ich das alles überstehen sollte. Lichter wurden nie ausgeschalten nur leicht gedämmt für die Kameras. Es gab Einteilungen in zwei Gruppen, A und B. Beide hatten ihren eigenen Aufenthaltsraum und Esstisch. Ganz hinten im Gang befand sich ein abgesperrter Raum mit Guckfenster. Die Patienten hatten großen Respekt vor ihm.  Sie erklärten mir, dass wen man irgendwie durchdreht andere verletzt oder sich selbst man dort hinein gesperrt wurde. Darin befand sich nichts außer Kameras und einer Matratze welche mit Schnallen zum fixieren versehrt war. Bis 19 Uhr hatten Personen, welche von meiner Mutter ausgewählt wurden die Erlaubnis mich für eine halbe Stunde über das Telefon zu sprechen. Besuchen durfte man mich natürlich auch. Jeweils zu festgelegten Zeiten für eine Stunde in einem abgesperrten Raum. Hatte man einmal Besuch erhalten, wurde man anschließend sofort durchfilzt um sicherzustellen, dass keine Sachen reingeschmuggelt werden, das heißt komplett ausziehen. Am zweiten Tag kam ich in ein Zimmer in dem ich mit einer anderen Patientin leben sollte. Neben meinem Bett stand ein schmaler Schrank indem alle meine Sachen eingesperrt wurden. Wollte ich mir die Haare mit ein paar Spangen fixieren, wurde die Menge, welche ich entnahm genau abgezählt damit ich auch wieder alle am Abend zurück tat. Duschen wurde auch überwacht je nach Stufe. Rot bedeutete, kein Ausgang. Bei dem Gang ins Badezimmer kamen die Pfleger immer mit hinein um dich im Blick zu haben. Orange bedeutete mehr Freiheiten. Sie warteten dann vor dem Badezimmer und man durfte beim Filzen die Unterhose anbehalten. Hatte man Grün erreicht, durfte man mit den Pflegern in die Stadt zum Einkaufen, mit Besuchern in den Vorgarten und ganz alleine das Badezimmer benutzen. Wir saßen gerade beim Mittagessen als meine Mutter anrief. Ich weinte bittere Tränen und flehte sie an mich nach Hause zuholen. Ich lies meine Wut und Enttäuschung heraus und machte ihr Vorwürfe für ihre Entscheidung. Sie konnte sich ja nicht vorstellen was es hieß weggesperrt zu sein. "Lass mich raten, sie hat dir verklickert es sei die einzige Möglichkeit dich zu schützen? Alles Lügen! Sie wollten dich doch nur loswerden und leiden lassen für deine Existenz!" Shadow musste Richtig liegen, ihre Worte ergaben immer Sinn. Mir wurde eine Psychologin zugeteilt die wirklich freundlich zu mir war. Sie erklärte mir, dass ich einen Therapieplan erhalten würde mit Therapien die sie für mich ausgewählt hatte. Zusätzlich besprach sie mit meiner Mutter die Einführung von Medikamenten um mich zu stabilisieren. 

Splintered - Splitter meiner SeeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt