eight

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"Und dann gibt es diese Menschen, die nicht wissen wie man liebt. Sie wissen aber ganz genau, wie man andere Menschen verletzt."

Etwas nervös rutsche ich auf dem Stuhl herum und warte ungeduldig, dass sie mit ihren löchernden Fragen beginnt. In jeder neuen Sitzung musste sie sich als erstes die dokumentierten Gespräche von zuvor durchlesen um zu sehen wie weit wir gekommen waren.  
"Nun, ich denke ich weiß worüber wir heute endlich reden sollten."
Sie schlug ihre Beine über einander und sah mich an: "Zwei Jahre warst du mit einem jungen Mann zusammen, wie war dein Befinden in dieser Zeit? Er hat dich während deiner zweiten Klinikzeit begleitet hattest du mir erzählt, aber wie war euer Verhältnis?" 
Diese Jahre hatte ich gekonnt mit allen anderen Dingen weit hinten in meinem Kopf vergraben, doch vergessen hatte ich sie nie..

Ich lernte ihn durch einen Schulkollegen kennen und wurde meiner Auffassung nach auch herzlich in die Clique aufgenommen. Anfangs hatte er noch eine Freundin, doch er verließ sie und fing an sich auf mich zu konzentrieren. Er war überhaupt nicht mein Typ, er stand auf Heavy Metall und solche Dinge, das Gegenteil von dem was ich so mochte. Doch ich gab mir einen Ruck, denn bei Männern hatte ich bisher nie Glück gehabt. Je hübscher und passender ich sie fand, desto verletzender gingen sie mit mir um und er war nett und respektvoll. Wir wurden ziemlich schnell ein Paar und ich fühlte mich etwas besser. Es war für mich schwierig zu vertrauen und er machte es mir auch nicht wirklich leicht. Wir verbrachten den größten Teil an Zeit entweder mit seiner Clique oder zu Hause. Es waren alles Menschen die in ihrem Leben bisher wie Außenseiter behandelt wurden und ich denke, dies war ein Grund weshalb ich mich dort nicht ausgeschlossen fühlte. Das änderte sich aber schnell, als einer der Gruppe plötzlich anfing über meine psychischen Probleme zu lästern wodurch sich viele abwendeten und den Kontakt mieden. Das verletzte mich sehr auch weil mein Freund mich nicht verteidigte oder unterstützte. Wir hatten deshalb oft Auseinandersetzungen doch er konnte meinen Standpunkt nie verstehen, was mich an mir selber zweifeln lies. Auch das er immer noch Zeit mit seiner Exfreundin verbrachte lies mich leiden. Ich wusste eines Abends, dass er mit ihr und ein paar anderen bei sich daheim verabredet hatte ohne es mir zu sagen, er verheimlichte es mir und ich erfuhr es durch seinen Bruder. Ich versuchte mich abzulenken und tippte an meinem Laptop herum, als Shadow sich neben mich aufs Bett legte. "Na kleines, bereust du schon nicht auf mich gehört zu haben?" 
"Lass mich doch einfach in Ruhe."
"Ganz ehrlich wir wissen doch beide, dass er dich betrügt mit seiner Ex. Oder warum sollte er sonst nur dich nicht zu dem treffen eingeladen haben?"
In meinem Kopf kamen unschöne Bilder zum Vorschein und ich begann ihre Worte zu glauben. Wieso sollte er sich weiterhin mit ihr treffen und mich in dem Wissen, dass es mir schlecht ging alleine daheim lassen.  Ich fühlte mich von Sekunde zu Sekunde schlechter und versuchte bei anderen nach Hilfe. Doch keiner nahm mein befinden ernst. Sie ignorierten meine Nachrichten oder spielten es runter, nur Shadow war da. Mittlerweile flossen wieder Tränen wie ein überlaufendes Waschbecken mein Gesicht herab und ich fragte mich, womit ich das verdient hatte. Shadow legte ihre Hand auf meine Schulter und legte mir eine Klinge auf den Schoß. "Es wird Zeit, dich für deine Dummheit zu strafen das weißt du. Es ist deine Schuld, das es ist wie es ist." Ja, sie hatte Recht ich konnte doch nicht wirklich gedacht haben jemandem was zu bedeuten? Ich setzte mich auf neben mein Bett und glitt mit der Klinge mehrmals durch meine Haut, doch ich spürte nichts. Der Boden vor mir war schon rot und ich starrte einfach nur auf meinen Arm. Als sich meine Tür öffnete und meine Schwester herein kam realisierte ich, welches Bild sie gerade vor sich hatte und Scham überkam mich. Ich wollte nie das meine Schwester mich so sehen musste. Sie schrie und weinte ich wusste nicht wie ich mich verhalten sollte, die Situation überforderte mich. Mein Freund kam gemeinsam mit meiner Mama die Treppen herauf gerannt und ich war überrascht, dass er gekommen war um nach mir zu sehen. Panisch schickte meine Mama meine Schwester aus dem Zimmer und sie hoben mich auf. Ich schrie und hatte kaum Kraft mich auf den Beinen zu halten, ich wollte einfach liegen bleiben. Ich konnte spüren wie verletzt meine Mutter war und auch Angst war in ihren Augen zu sehen. Sie reinigten gemeinsam meine Wunden und verbanden sie anschließend. Nach diesem Vorfall willigte ich ein erneut in die Klinik zu gehen, diesmal aber auf die offene Station. Ich betrat verlegen das Zimmer meiner Schwester, welche stumm vor sich hin starrte. Was sollte ich zu ihr sagen? Wie ihr das, was sie gesehen hatte erklären? Ich setzte mich neben sie und nahm sie einfach in den Arm. Sie weinte bitterlich und flehte mich an sowas niemals wieder zu tun. 

Die Klinik schien mir teilweise gut zu tun, doch ich war mehr als froh, nach einem oder zwei Monaten wieder nach Hause gehen zu dürfen. Mein Freund besuchte mich sehr oft, doch ein immer wieder kehrendes Problem ließ die Stimmung kippen. Schon zuvor hatte ich mich immer um sein Zimmer gekümmert, alles sortiert und aufgeräumt damit es nicht weiter ein Saustall war. Bei dem ordnen fand ich nicht nur Bilder von ihm und seiner Ex, sondern auch unzählige Bilder von anderen nackten Frauen. Pornos im Überfluss waren auf seinem Computer gespeichert und nicht ein einziges Bild von mir. Ich fühlte mich noch schäbiger als zuvor schon. War ich etwa so unattraktiv? Er versprach mir jedesmal alles zu löschen und nie wieder solche Sachen anzusehen oder zu downloaden. Doch jedesmal war es gelogen. Selbst in der Klinik fand ich auf seinem Handy solche Bilder und auch in der restlichen Zeit der Beziehung immer wieder. Ich verabscheute mich jedes mal mehr und ertrug mein Gesicht immer weniger. Je länger wir zusammen waren, desto mehr kam seine dunkle Seite zum Vorschein. Er hatte ein paar Probleme mit wiederkehrenden Aggressionen, die er aber nur vor mir raus ließ. Einmal begann er mich anzuschreien und sagte mir, dass er mich nie mehr wieder sehen wollte. Er sah mich an und fragte mich ob ich überhaupt wusste wie widerlich ich sei nachdem ich Missbraucht wurde. Ich wollte gehen doch er packte mich und schmiss mich zurück auf sein Bett. Ich durfte das Zimmer nicht verlassen solange ich weinte, denn keiner durfte sehen das er mich zum weinen gebracht hatte.  

Splintered - Splitter meiner SeeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt