nine

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Immer wenn er sich beruhigt hatte, fing er an zu weinen und entschuldigte sich bei mir.  Er konnte sich nicht steuern und hatte nie die Absicht mich zu verletzen. Anfangs glaubte ich ihm dies auch, wieso sollte er sonst so bitter weinen und sich schlecht fühlen? Doch je öfter es vorkam, desto weniger tat es ihm leid. Eines Abends hatte er sich wieder betrunken und ich versuchte im Nebenzimmer mit ihm zu reden. Er packte mich und ich schrie laut um Hilfe, weshalb sein Bruder herein kam. Er sah mich jedoch nur vorwurfsvoll an und beauftragte mich seinen Bruder gefälligst nach Hause zu bringen, satt ihn so respektlos anzuschreien.  Wir hatten es nicht weit bis zu ihrem Familienhaus, die Straße lang und den Berg hinunter höchstens fünf Minuten. Diesmal dauerte es aber locker eine halbe Stunde. Er schubste mich zu Boden, platzierte sich über mich mit den Händen um meinen Hals geschlungen und drückte zu. Panik breitete sich in mir aus und ich versuchte verzweifelt nach Luft zu ringen und ihn auf das, was er gerade tat aufmerksam zu machen. Für einen kurzen Augenblick schien er einen klaren Moment zu haben und löste sich von mir. Er bekam Panik und begann wieder zu weinen da ihm klar wurde, was er gerade getan hatte. Ich hatte immer noch Angst, stand jedoch auf und versuchte ihn zu beruhigen. Ich sagte ihm das alles gut sei,  es meine Schuld war und ja niemand verletzt wurde.

Trotz all diesen Dingen schaffte ich es nicht ihn zu verlassen, wir zogen sogar in eine gemeinsame Wohnung, was ich von Tag eins an bereute. Nicht nur sein Verhalten mir gegenüber machte mich unglücklich, auch die Tatsache dass seine Mutter alles überwachte und steuerte. Sie hing wirklich sehr an ihm was eventuell daran lag, dass es ihr Erstgeborener war, ich weiß es nicht. Ich war wohl in ihren Augen eine Art Bedrohung, weshalb sie mich nicht wirklich leiden konnte. Er fuhr auch oft heimlich zu seiner Mutter und verbrachte dort den Tag, sagte mir jedoch er müsste länger arbeiten. Ich versuchte mein bestes um ihn glücklich zu machen, doch ich schaffte es nicht. Obwohl ich nach meiner Operation am Fuß nicht aufstehen sollte, kroch ich auf allen vieren durch die Wohnung und versuchte sie zu putzen, doch nicht mal das war gut genug.

Ich wusste er verheimlicht mir etwas, also nahm ich all meinen Mut zusammen und durchsuchte sein Handy während er duschen war. Es schnürte mir die Luft ab als ich sah, dass er mich wohl schon länger mit einer anderen betrog. Mein Kopf füllte sich mit unzähligen Gedanken und war dennoch leer. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Ich legte mich aufs Bett und wartete, dass er aus der Dusche kam. Ich bat ihn sich neben mich zu legen und sprach es einfach an. Am Ende des Gesprächs entschied er sich mich sofort zu verlassen, was mich völlig aus der Bahn wurf.

Da lag ich wieder, konfrontiert mit einem meiner größten Ängste, dem verlassen werden. Ich flehte ihn an, doch er blieb standhaft.  Gedankenchaos. 
Ich lag schreiend in meinem Bett und presste mein Gesicht in die Kissen. Mein Körper wurde von grausamen Schmerzen überflutet. "Shhht, ich bin hier." Shadow legte ihre Hand auf meinen Kopf und strich mit sanften Bewegungen durch mein Haar. "Du hattest doch nicht wirklich gedacht er könnte dich lieben, wir wussten dieser Tag würde früher oder später kommen." Sie nahm meine Hand und zog mich hinüber ins Badezimmer, wo mein Rasierer bereits bereit lag. "Ich helfe dir dich etwas besser zu fühlen." 

Ich war unglaublich wütend auf mich selbst und wollte mich einfach nicht mehr ertragen müssen. Die Klingen glitten leicht durch meine Haut und ich spürte nach wenigen Sekunden wie die warme Flüssigkeit meinen Arm hinab lief. Ich schnitt einfach immer und immer weiter, bis auf meinem Arm kein Platz mehr war. Er wirkte verzweifelt als er dies sah und bat mich zu meiner Familie nach Hause zu fahren, doch ich weigerte mich, ich wollte das Schlafzimmer nicht verlassen. Sollte seine neue etwa direkt vorbei kommen und sich mit ihm in mein Bett legen? Sollten sie etwa entspannt auf dem Balkon gemeinsam eine Rauchen während ich leidend bei meiner Mutter kauerte? Nein, niemals könnte ich das verkraften. Er wusste nicht weiter und bat daher zwei Freundinnen um Hilfe, welche mich gegen meinen Willen aus der Wohnung schleppten und bei meiner Mutter absetzten. Ich schämte mich vor meiner Mutter, wieder musste sie mich nichtsnutziges Kind in einem kritischen Zustand ansehen und meine Wunden verarzten. Sie selbst versuchte mich zu trösten, alles würde besser werden das verspach sie mir. Meine Schwester sollte mich nicht alleine lassen, deshalb sollte ich mit ihr im Bett schlafen. Ich wachte immer und immer wieder auf, gequält von dem verzehrenden Schmerz in meinem Körper. Ich schrie, weinte und betete für meinen Tod. Meine Schwester gab ihr bestes und versuchte immer und immer wieder mich zu beruhigen, sie wiederholte immer wieder "Ich will dich nicht verlieren."  

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 05, 2023 ⏰

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Splintered - Splitter meiner SeeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt