Das Aufstehen kam mir vor wie ein Déjà-vu und doch auch wieder nicht. Gleich war: ich wachte wieder in diesem riesigen Bett auf, ohne zu wissen, wie ich hier überhaupt hingekommen war; die Sonne war bereits aufgegangen und ich hatte durchgeschlafen. Die Unterschiede zum gestrigen Tag waren: ich wurde nicht gleich nach dem Aufwachen von einer negativen Welle an Gefühlen überspült; dafür saß ich kerzengerade im Bett und schaute wütend zu meinem personifizierten Wecker hinüber, der sich neben mich mit einem lauten „Und wie war es Gestern?" geschmissen hatte. Das sie mich dadurch mitten aus dem Tiefschlaf gerissen hatte, interessierte Eva kein bisschen. Stattdessen graulte sie Lucky hinter den Ohren und schaute mich total gespannte an.
Müde ließ ich mich wieder nach hinten fallen und schloss die Augen. Gestern – oder war es schon heute gewesen? – war es auf jeden Fall spät geworden. Corvin hatte mir nach Besieglung des Packtes noch erlaubt in der Bibliothek zu bleiben. Ich war glückselig durch die Gänge zwischen den Regalen gelaufen. Dabei streiften meine Finger immer wieder über die Rücken der kostbaren Bücher. Heutzutage waren Bücher eine Seltenheit. Sie wurden ersetzt durch E-Books. Meine Großeltern hatten Bibliotheken noch kennengelernt. Doch als vor etwa zwanzig Jahren eine neue technische Entdeckung gemacht wurde hatte sich vieles auf der Welt verändert. Die komplette Abschaffung von papiergedruckten Büchern war noch die kleinste. War es daher verwunderlich, wenn ich von dem Anblick der Bibliothek mit den ganzen Büchern so gefesselt war?
„Also, wie war es nun?" drängelte Eva.
„Das Essen war lecker, aber der Gastgeber war mittelmäßig." Gab ich eine kurze Zusammenfassung des gestiegen Abends.
„Mittelmäßig?! Ist das dein Ernst? Jetzt will ich aber Details hören!"
Genervt schlug ich meine Augen wieder auf. Warum konnte Eva mich nicht schlafen lassen? Ich schaute zu meiner neuen Freundin hinüber und erwiderte ihren neugieren Blick.
„Hörzu, ich zieh mich erstmal an und dann gehen wir gemeinsam runter in die Küche, wo ich frühstücken werde. Apropos Frühstücken, wie spät haben wir es überhaupt?"
Eva verdrehte belustigt ihre blauen Augen. „Gleich ist es halb eins du Schlafmütze."
„Ernsthaft?!"Erstaunt schaute ich auf den kleinen Wecker auf dem Nachttisch neben mir. Tatsächlich, es war halb eins. Okay, dann war es doch ehr Mittagessen als Frühstück.
„Ja, ernsthaft." Eva sprang vom Bett auf und schaute zu mir hinunter. „Also, wir machen das jetzt so: ich nehme Lucky mit nach unten und lass ihn raus, dabei bereite ich dein Frühstück vor. Dann kommen wir gemeinsam wieder in circa einer dreiviertel Stunde. Du hast in dieser Zeit die Gelegenheit, dich fertig zu machen und dir genau zu überlegen, was gestern Abend passiert ist, damit du es mir nachher in allen Einzelheiten erzählen kannst. Gibt's irgendwelche Fragen?" Ich war zu verdutzt, um darauf schnell zu antworten, sprach Eva einfach weiter „Nein? Na dann, ist ja alles supi. Bis gleich. Komm Lucky!" Kaum hatte das letzte Wort ihre Lippen verlassen, rauschte sie schon aus dem Zimmer. Lucky hatte Mühe schnell genug vom Bett herunterzukommen, um Eva dann schwanzwedelnd hinterher zu hechten.
Als die Tür zum Flur ins Schloss viel, schloss ich erneut die Augen und döste noch für ein paar Minuten vor mich hin, ehe ich mich aufraffen konnte, um ins Bad zu gehen. Dort stellte ich mich unter das warme Wasser der Dusche und spülte mir die Müdigkeit vom Leib. Erst als ich mit einem Handtusch um den Oberkörper vor dem Spiegel stand, stellte ich überrascht fest, dass irgendwer mir die Nadeln entfernt und die Frisur gelöst hatte – das wäre sonst eine sehr schmerzhafte Nacht gewesen. Oder war ich das vielleicht sogar selber gewesen?
Konzentriert kniff ich die Augen zusammen und versuchte mich zu erinnern. Das Letzte aus dieser Nacht, was mir einfiel, war, dass ich mir ein Buch – nachdem Titel zu schließen ein Liebesroman – aus einem der Regale nahm und mich in einen sehr gemütlich wirkenden Sessel fallen ließ. Dort schlug ich das Buch auf und vertiefte mich in die Geschichte eines Mädchens, welches wahnsinnig in einen reichen Edelman verliebt war. Problem Nummer eins war dabei, sie gehörte einem niedrigeren Stand an. Und Problem Nummer zwei bestand daraus, dass er sie gar nicht beachtete. Kurz gesagt: es war sehr Klischeehaft und Kitschig.
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Dämon - Höllisch Verhext
Paranormal- „Scheiß Dämon!" schrie ich frustriert. „Was hast du mit mir gemacht?" Leises Lachen erklang aus einer schattigen Stelle im Raum hinter dem Gitter. Und dort stand er, der schwarzhaarige Dämon, so plötzlich, dass ich erschrocken die Luft einsog und...