28. Nelly

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- Erinnerungen -

- 4 Tage vor der Katastrophe -

Ich blätterte auf meinem Tablet eine Seite des Modemagazins um, das ich gerade las, während in dem gemütlich eingerichteten Wohnzimmer leise Folk-Musik die Stille verdrängte.

Ein Schlüssel wurde ins Schloss der Eingangstür gesteckt und ein leises Klicken verriet mir, dass sie aufgeschlossen worden war. Kurz darauf viel die Tür zu meinem Apartment wieder zu und vertraute Schritte nährten sich dem Raum, wo ich faul auf der Couch lag. Martin tauchte hinter der Lehne auf und lächelte zu mir hinunter. Seine blaugrauen Augen strahlten glücklich, als ich mich aufsetzte, um ihm einen langen Kuss zu geben. Er viel fast über die Lehne auf mich, als ich meine Hände in seinen blonden Locken vergrub und ihn mit mir nach unten auf die Couch zog. Irgendwie schaffte er es, sehr elegant über das Hindernis zwischen uns zu klettern und mich mit seinem Gewicht auf die Sitzpolster zu drücken, während er meinen Mund mit seiner Zunge eroberte. Ich liebte diese Augenblicke am Tag, wenn er nachhause kam und ich ihn willkommen hieß. Die Wiedervereinigung war um Weiten besser, als der Abschied – obwohl der meistens auch nicht von schlechten Eltern war.

Ich war so von Martins überwältigender Präsenz eingenommen, dass ich das Tapsen der Pfoten gar nicht war nahm. Erst, als ich mit einem Zungenkuss nach Hundeart begrüßt wurde, nahm ich Lucky war, der Schwanzwedelnd neben uns an der Couch stand. Lachend lösten Martin und ich uns voneinander und ich begrüßte den schwanzwedelnden Vierbeiner. Leider war damit jedoch der wunderbare Augenblick zwischen meinem Verlobten und mir erstmal vorüber. Seufzend erhob er sich von mir, damit ich nicht durch die Last seines Gewichtes erdrückt wurde und half mir dann ebenfalls beim Aufstehen.

Zu dritt gingen wir dann in die kleine Küche von meiner Wohnung, wo Martin wie selbstverständlich die Kaffeemaschine anwarf und die Reste des Kuchens von Gestern aus dem Kühlschrank holte. Ich machte es mir derweil auf einem der vier Stühle bequem und streichelte Luckys Kopf, der auf meinem Schoß lag. Während der Kaffee durch die Maschine floss, stellte Martin jedem von uns beiden einen Teller mit Kuchen hin und wir plauderten über den Tag und die Vorbereitungen unsere Hochzeit.

Jap, unsere Hochzeit. In genau elf Tagen war es so weit und ich freute mich schon riesig darauf. Endlich würde unsere Beziehung dann fest Verankert für immer sein. Eine Hochzeit war für uns Hexenwesen eine ernste Sache. Wer einmal ''Ja'' gesagt hatte, kam dann aus der Sache nicht mehr heraus. Daher Lebten viele von unserer Art in festen Partnerschaften ohne zu heiraten. Doch wir beiden, Martin und ich, waren uns dabei jedoch absolut sicher. Zudem waren wir jetzt schon über vier Jahre zusammen und wollten es auch für immer bleiben – nach dem Motto: in guten, wie in schlechten Tagen. Ich war total aufgeregt, aufgedreht und hippelig. Hoffentlich würde alles so perfekt ablaufen, wie wir es geplant hatten. Ich dachte, dass nichts auf der Welt meine Vorfreude dämpfen konnte. Leider hatte ich mich dabei jedoch getäuscht.

„Hast du deine E-Mails heute schon gecheckt?" fragte Martin plötzlich.

Fragend schaute ich ihn an. „Nein, warum?"

Sein Blick wurde betrübt. „Wir haben einen neuen Auftrag."

„Was?!" Entsetzt riss ich die Augen auf. „Aber... aber der Rat hatte doch versprochen... wir haben doch ein Jahr lang Ruhepause! Das können die doch nicht machen!"

Martin ergriff meine zur Faust geballte Hand, löste meine Finger und strich kleine, beruhigende Kreise über meine Handfläche. „Ja Süße, ich weiß. Ich hab auch sofort mit dem Rat kontakt aufgenommen, aber" Sein Blick verfinsterte sich. „sie meinten nur, es sei dringend und wir sind scheinbar die einzigen freien Sucher momentan. Damit war für die das Thema dann auch schon beendet."

Dämon - Höllisch VerhextWo Geschichten leben. Entdecke jetzt