Im Schatten stehen - Soll ich mir glauben?

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Teil 16 - Soll ich mir glauben?

~ Zorros Sicht ~

Dieses Mädchen. Sie sieht so harmlos aus und ich glaube, dass sie ihr Gedächtnis wirklich verloren hat. Sie hätte vorher ganz leicht verschwinden und mich von hinten angreifen können. Ihre Instinkte haben sie den Hieb abblocken lassen, jedoch greift ihr Reflex nicht auf diese Fähigkeiten zurück. Ich werde ihr sagen, was ich über sie weiß.

*Alles wie zuvor beschrieben. Dir wird schwarz vor Augen und du fällst*

Verdammt? Kippt die jetzt um? Noch ehe ich michs verseh, halte ich dieses Monster in meinen Armen. Sie ist so weich, doch ihr Körper fühlt sich kalt an. Die Schwerter hält sie noch immer fest. Schon als ich sie aus dem Wasser gezogen hatte, war ihr Griff um diese Schwerter stahlhart. Es hat mich alle Mühe gekostet, ihr die Dinger abzunehmen, aber mit ihnen wäre sie zu gefährlich gewesen. Nun da ich sie so betrachte, sieht sie nicht gefährlich aus. Ihre Haut ist blass im Gesicht und sie atmet schwach. Ich sollte sie zu Chopper bringen. Ohne großen Aufwand trage ich sie ins Krankenzimmer. Es war etwas umständlich mit einem Mädchen über der Schulter die Leiter hinunter zu klettern, aber sie ist ein Leichtgewicht im Vergleich zu den Gewichten, die ich normalerweise stämmen kann. Das Krankenzimmer ist leer. Chopper ist wohl noch mit den anderen in der Stadt. Ich lege sie einfach mal in das Bett. Ihr Gesicht verzieht sich, als ob sie schmerzen hätte. Verflixxt, was soll ich jetzt machen? Sie blutet nirgens und scheint keine Verletzungen zu haben. Ihre Hand und ihre Schwerter liegen auf ihrem Bauch. Ich lehne mich über sie und schüttel ihr Kissen etwas auf. Macht man sowas, wenn jemand im Krankenbett liegt? Ach, ich hab keine Ahnung wie man das hier macht. Die Schwerter sollte sie wohl nicht so halten. Ich öffne mit meiner rechten Hand ihre Finger und nehme die Schwertscheiden mit der linken Hand heraus. Diesemal ist es leichter. Ich drehe mich zur Seite und möchte gehen, doch da hält mich etwas. Mein Blick geht zu meiner rechten Hand, die fest umschlossen von ihrer Hand ist. Sie fühlt sich so kalt an. Ich lehne ihre Schwerter an die Seite des Betts und ziehe mir einen Hocker her. Sie drückt ganz leicht meine Hand und ich... ich drücke einfach mal zurück. Gott, woher soll ich denn wissen, wie man sich um eine Kranke kümmert? Ich stütze meinen Kopf auf die linke Hand und den Ellbogen aufs Bett. Irgendwie, sieht sie ja wirklich gut aus, doch dieser Ausdruck, denn sie macht, ist beängstigend. Sie schnauft angestrengt und der Schweiß steht ihr auf der Stirn. Ihr Kopf zuckt hin und her und auch ihr Körper spannt sich an. Als ich sie betrachte, wird mir klar: "Sie kämpft."

Was soll ich jetzt tun? Ich habe gesehen, wozu sie fähig ist. Sie ist... ein Mosnter. Sie hat mir zwar davor noch das Leben gerettet, doch als sie diese Piraten bekämpft hat, hat sie sich verändert. Sie war blutrünstig. Ich habe viel Blut in meinem Leben gesehen und auch vieles vergossen, doch dieses Mädchen, hat ein Massaker angerichtet. Und jetzt liegt sie hier, erinnert sich nicht einmal an die Menschen, die sie getötet hat und hat kalte Hände. Ich sollte sie allein lassen. Doch sie hält meine Hand. Warum sollte sie das tun? Ist das ein Trick? Will sie mein Vertrauen erschleichen? Was... weint sie? Es rinnt ihr eine Träne über die Wange. Und noch eine. Und noch eine. Wieso weint die plötzlich? Wo bleibt Chopper? Was mache ich hier?


~ Deine Sicht ~

Die Bilder tun weh. Alles was sich vor deinen Augen bewegt tut so schrecklich weh. Du kannst deine Augen nicht davor verschließen. Es sind nur verschwommene Bewegungen und mehr Gefühl als wirkliche Umstände, doch es tut alles so weh. Jeder Erinnerungsfetzen, denn das mussten diese Bilder sein, brennt dir in der Seele. Dir ist heiß und kalt zu gleich, du spürst dein Herz rasen und dein Mund wird trocken. Du siehst wie Menschen sterben, du siehst wie Häuser brennen, du siehst Papier am Himmel fliegen. Du spürst Hunger und Kälte, du hast Schmerzen und willst dich einfach verkriechen. Doch dann ist da auch Wärme und etwas, dass vielleicht nicht ganz so schlimm ist, wie alles andere... doch dieses kleine Fünkchen ist so schnell und bewegt sich durch all die schmerzenden Bilder hindurch. Es flieht vor dir. Was hast du diesem guten Gefühl getan, dass es vor dir davon fliegt? Du läufst so schnell dich deine Beine tragen und du versuchst die Schreie und das Blut um dich zu ignorieren. Du läufst und die Farben rasen an dir vorbei, bis sie dunkler werden, bis alles schwarz wird und es nur noch dich und diesen Funken gibt. Du machst einen Schritt auf ihn zu, streckst deine Hand nach ihm aus und hast ihn fast erreicht, als du eine Stimme hinter dir vernimmst. Eine Gänsehaut breitet sich auf deinem Körper aus, als du erkennst, wessen Stimme da an deine Ohren dringt. Es ist deine Stimme.

Lorenor Zorro x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt