Im Schatten stehen - Der Rote

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Teil 11 - Der Rote

Du warst durch die Schatten gesprungen in ein höher gelegenes Versteck hinter ein paar Kisten. Durch ein Loch fixierte dein Blick den verdutzten rothaarigen Typ auf der Straße. Sie hatten alle keine Angst vor dir. Sie hatten gelacht, als du den Typ bedroht hast. Bedeutete er ihnen so wenig oder hatten sie ein Ass im Ärmel und hätten dich vorher ausgeschalten? Sie hatten gezahlt, das war das Wichtigste. Dieses kleine Vermögen tat dir gut. Es konnte dich ein paar Tage von den Straßen holen, ein paar Tage aus den Diebstählen und den Kämpfen.

Ein großer Typ aus der Gruppe trat vor und hielt dem Rotschopf die Hand hin.

"Na Captain, vor dieser Kleinen hattest du wohl Schiss ha!", lachte er und half ihm auf die Beine. Der Rote klopfte sich die Hosen ab und lachte zurück.

"Sie hat mich überrascht das stimmt und ich wüsste zu gern, wie sie das gemacht hat."

Mit diesen Worten schweifte sein Blick durch die Gasse. Dieser Nichtsnutz war Captain einer Piratenbande? Dir huschte ein Lächeln über die Lippen. Du hattest eine Captain überfallen. So ein Schwächling. Die Crew machte kehrt und schritt lachend davon, nur der Rote blieb. Er drehte sich langsam in deine Richtung und sein Blick blieb an deinem Guckloch hängen. Er konnte dich unmöglich von da unten sehen. Wusste er, dass du noch da warst? Auch er schien zu lächeln.  Du wichst langsam zurück und sprangst durch den Schatten in dein nächstes Versteck.


Seit ein paar Tagen musstest du keiner Fliege etwas zu leide tun, da deine Beute dich gut über Wasser hielt. Einen kleinen Teil davon hattest du an eine kleine Straßengang abgegeben. Mit ihnen hattest du so etwas ähnliches wie einen Friedensvertrag geschlossen, gegen kleine Anteile deiner Verdienste. Dafür konntest du bei schlechtem Wetter in ihrem Quartier, einer verlassenen und zugigen Barracke, Schutz suchen. Du wandeltest von Straße zu Straße und sahst dir die Leute an. Niemand schenkte dir mehr Aufmerksamkeit als nötig, um nicht mit dir zusammen zustoßen und sich dabei vielleicht eine ekelhafte Krankheit zu holen, wie Armut oder Hunger.  Du warst lange nicht mehr auf den großen Straßen unterwegs gewesen, doch irgendetwas trieb dich dazu. Dein Blick fiel suchend über die Massen, nur auf wen hattest du es abgesehen? Auf diesen Nichtsnutz von Captain? Der Rotschopf. Aber warum? Warum solltest du...

He.. der große Typ da mit der langen Schusswaffe und der Dicke daneben. Die waren von seiner Crew. Sie gingen die Straße dir gegenüber entlang und lachten laut. Schnell fasstest du den Entschluss ihnen zu folgen. Du schlichst ihnen in gebührendem Abstand hinterher und achtetest darauf, wie eines der bettelnden Kinder auszusehen, was bei deinem Erscheinungsbild nicht schwierig war. Die beiden Bogen um die nächste Ecke und... weg waren sie? Verdammt. Du gingst noch ein paar Schritte weiter in die Gasse, als dich jemand von hinten packte und deine Arme an deine Seite pressten.

"Dachtest wohl, wir würden es nicht merken, wenn man uns folgt? Selbst auf so leisen Sohlen wie den deinen..." Der große Typ stand hinter dir und auch der Dicke trat aus einer Seitenstraße.  Er musterte dich und begann zu lachen: "Hey Benn... Das ist doch die kleine, die den Captain als Geisel hatte."

Der Lange schmunzelte nur leicht. Solang er dich so fest in dieser hellen Gasse hielt, würdest du nicht durch die Schatten springen können. Deine Möglichkeiten waren begrenzt, doch schienen diese Typen keine große Gefahr darzustellen. Also musstest du diplomatisch an die Sache heran gehen.

"Ich kann euren Captain nocheinmal überlisten. Das letzte Mal habe ich das ganz leicht geschafft und ihr fandet das wohl sehr witzig. Ich könnte das nocheinmal machen.", meintest du leichthin und tatst so, als wärst du total entspannt. Lasse dein Gegenüber niemals deine Angst spüren. Lass ihn glauben, du hättest sowieso einen Plan B. Auch wenn es nicht einmal Plan A gab. Der große namens Benn Beckman ließ dich los und und trat um dich herum zu seinem dicken Freund.

Lorenor Zorro x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt