Drachen im Norden

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Ser Barristan Selmy

Seit über einem Monat kämpften sich die Ritter der Krone mit ihrem Prinzen durch das Land. Vorbei an Leblosen Wäldern, vereisten Flüssen und ausgestorbenen, niedergebrannten Dörfern. Die Rebellion dauerte nun schon 2 Jahrzehnte und auch wenn der plötzliche Wintereinbruch schlimmeres verhindert hatte, so hatte er sie nicht beendet. Der Rebellenkönig saß auf Hohenehr fest, die Truppen waren zerstreut und teilweise zurück bei ihren Familien um den Winter zu überstehen, aber Schnee hatte von allen seinen Tribut gefordert. Wie das Eis das Wasser, schien der Winter die Spuren des Krieges einzufrieren. Aber dieser Winter neigte sich dem Ende zu und mit dem anstehenden Frühling würden auch die Rebellen wieder zu Felde ziehen. 

Doch die Anzeichen des Frühlings ließen im Norden noch auf sich warten. Der vom Schnee bedeckte Boden unterschied sich nicht vom Himmel und es war Selmy gar nicht möglich zu erkennen wo der Himmel begann und der Horizont endete. Auch unter seinem Lederwams und Umhang fror der Ritter der Königsgarde. Der Anblick Winterfells, löste aber nicht nur bei ihm sowohl Erleichterung als auch Unbehagen aus. Dass sich Ned Stark und der Norden dem Rebellenkönig Robert Baratheon angeschlossen hat, war dem Thronfolger durchaus bewusst, aber er und seine Gefährten brauchten eine Pause, ehe sie ihren weg gen Norden fortsetzen konnten. 

Natürlich war der Wächter des  Nordens über den nahenden Prinzen in Kenntnis gesetzt worden und so fanden die Reisenden eine kampfbereite und abgeriegelte Burg vor. Denn auch wenn der Winter die Rebellion eingefroren hat, so heizte er den Zorn der Nordmänner nur an. Die Mauern waren mit Bogenschützen bemannt, jedoch schien die Scharr der 7 herannahenden Ritter und einem verhüllten Prinzen, als keine sonderlich große Bedrohung angesehen zu werden. 

Knie an Knie reihten sich Rhaegars Gefolgsleute hinter ihm auf. Der Prinz war ganz verhüllt. Ein schwarzer Umhang verbarg sein silbernes Haar und seine dunkle Rüstung. Nur seine dunkelvioletten Augen waren zu sehen. Der weiße Hengst, auf dem er ritt, wurde unruhig als Barristan Selmy zu seinem Prinzen vor ritt. Aus dem Augenwinkel sah der Ritter, wie Rhaegar seine behandschuhte Hand hob und sich den Umhang vom Kopf streichte und das silberne Haar der Targaryens befreite. Sie waren in sicherer Entfernung der Burg, das hielt die Bogenschützen auf der Außenmauer aber nicht davon ab ihre Waffen auf die Gruppe zu richten. Selmy und der Prinz wechselten einen Blick und als Rhaegar abstieg übergab er die Zügel seinem alten Freund. 

Barristan kannte den Plan des Targaryens, doch trotz mehreren durchgehens konnte sich der Ritter nicht mit dieser Strategie anfreunden. Er hat den Eid geschworen. Er würde seinen Prinzen beschützen, doch diese Aktion war reiner Selbstmord. Sie beruhte nur auf den Erzählungen über den Wächter des Nordens, den Rhaegar nie persönlich getroffen hat. Was passieren würde, wenn Ned Stark seine Ehrenwerte Seite kurz vergessen würde, wollte Selmy sich gar nicht erst ausmalen. 

Der Umhang wehte im kalten Nordwind, als der Prinz auf die Burg zuschritt. Bei diesem Anblick überkamen Ser Barristan Selmy dann doch die Zweifel, "Seid ihr sicher....,mein Prinz?". Er schluckte, als sich Rhaegar zu ihm umdrehte und ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue ansah. "Es gibt andere Wege", fuhr der alte Ritter fort. Mit einem kleinen grinsen auf den Lippen, zog der Targaryen sein großes, mit roten Rubinen im Heft besetztes Schwert aus der Scheide. Das eingearbeitete Schwarz in der Klinge ließ das Schwert glitzern, obwohl keine Sohne schien. Mit ausgebreiteten Armen und einem dunklen Schwert in der rechten Hand grinste er breit,  als wären die Zweifel Selmys nur irgendein Scherz. "Vertraust du mir so wenig, mein Freund?" Mit seinen in schwarz gekleideten Händen fuhr sich der Prinz durchs strähnige Haar und setzte seinen Weg fort. 


Rhaegar Targaryen


"Anlegen!", dröhnte es von der Mauer Winterfells. Präsentativ hob der Prinz seine Arme über den Kopf. "Spannen!". Selbst durch den lauten Wind konnte Rhaegar die sich spannenden Sehnen der Bögen hören. Doch weiter beachtete er sie nicht. Vor den Mauern und in Reichweite der Bogenschützen, rammte er mit einem gewaltigen Kraftaufwand, die Klinge in den gefrorenen Boden. Das Heft schwankte von der Wucht und wiegte sich im Wind. 

Ruhig wartete er. Auf eine Reaktion. Vielleicht auch nur auf einen Pfeil. Selmys Zweifel, konnte Rhaegar verstehen. Er kannte Ned Stark nicht persönlich, sondern hatte ihn nur einmal zu Gesicht bekommen, auf dem Turnier von Harrenhall im Jahr des falschen Frühlings. Nicht mal ein Wort hatten sie gewechselt. Alles was er über den Wächter des Nordens wusste, war von Erzählungen. Aber das reichte dem Prinzen. Nah los, macht was. Prustend sah Rhaegar auf das immer noch schwankenden Heft seines Schwertes. Ich hasse Rubine. Seine Gedanken kreisten und entfernten sich aus dem Norden, bis ein lautes Krachen ertönte und sich die gewaltigen Eichentore Winterfells öffneten. Innerlich erleichtert, sah er zu wie das Tor aufschwang und eine Reihe Nordmänner offenbarte, die mit gezückten Äxten, Speeren und Schwertern den Prinzen erwarteten. In deren Mitte, in dicke Felle gehüllt und mit der Hand auf seinem Breitschwert, stand der Wächter des Nordens Ned Stark persönlich. Rhaegar blickte nicht zurück, sondern ging einfach durch das Tor in den Hof, wo ihn noch mehr Nordmänner erwarteten, mehr als er zählen und viel mehr als er vorher sehen konnte. 

Ned Stark nickte jemanden hinter ihm zu und Rhaegar hörte wie die Bogenschützen die Pfeile zurück in die Köcher steckten und sich die Sehnen entspannten. "Der Wächter des Nordens", fing Rhaegar an. Doch die Miene seines Gegenübers blieb ausdruckslos und verhärtete sich nur noch weiter. "Der letzte Drache." In Ned Starks Stimme schwang so wenig Freundlichkeit mit, wie es wohl auch ein Folterknecht gegenüber einem Verurteilten hatte. Doch Rhaegar ignorierte diese Kälte und fuhr fort: "Ihr wisst vermutlich warum ich hier bin." Nein weiß er nicht. "Und ich weiß wofür Ihr die Männer bei euch habt.", erwiderte Stark. Natürlich weiß er das. Das Gesicht des Nordmannes verhärtete sich noch weiter, so fern es noch möglich war. 

Rhaegar ließ seinen Blick über die Versammelten Soldaten und Gaffer schweifen, während sich das Schweigen zwischen ihm und den Wolf ausbreitete. Dabei stoppte er an einem jungen Mann, kaum älter als zwanzig. Seine rotbraunen Locken hingen ihm ins Gesicht, sie verdeckten aber nicht seine Starkaugen. Ned Starks Sohn, interessant. Als er an ihm runter sah, bemerkte er das Schwert in seinen beiden Händen, das auf ihn gerichtet war. Ein Frischling, der noch nie gegen jemand anderen als seinen Waffenmeister gekämpft hat. Noch bevor er sich in irgendwelchen Gedanken verlor, wandte er sich wieder Lord Stark zu. "Nun, Ihr werdet mir meine Vorsicht doch sicherlich nicht übel nehmen. Zu diesen Zeiten ist es besonders gefährlich auf dem Königsweg", lachte Rhaegar künstlich amüsiert. Er wollte auf Ned zugehen, doch nun hatten alle Männer um ihren den Lehensherr herum ihre Waffen auf den fremden Targaryen Prinzen. Unschuldig hob Rhaegar die Hände. "Ach hätte ich fast vergessen", wandte er ruhig ein. Vorsichtig senkte er seine Hände zu seinem Schwertgurt um ihn abzulegen, an dem noch zwei kleine Dolche hingen, und warf ihn dann zur Seite in den braun getrampelten Schnee. Selbstsicher stützte er sich auf einen Speer, der ihm mit der Spitze voran entgegengestreckt wurde und zog aus seinem Stiefel ein winziges aber spitzes Messer hervor. Präsentativ hob er es hoch, damit es alle sehen konnten und ließ es dann vor sich auf den Boden fallen. 

Bald bin ich bei dir. Dann kann mir nichts passieren. Nochmal ging er vorsichtig auf Ned zu, diesmal mit erhobenen Händen. Und tatsächlich kam der Wächter des Nordens auf ihn zu. Wenn auch nur einen Schritt um aus der Reihe zu treten. "Ich muss mit Euch sprechen, wo die kleinen Vögelchen der Spinne und andere nicht hören was ich zu sagen habe.". Rhaegar sprach so leise, dass ihn kein andere zu verstehen vermag, außer Lord Stark.

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