Schwerter

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Ned Stark


Die nächsten Tage war Jon sehr distanziert. Er sprach kein Wort mehr mit Ned und ging ihm aus dem Weg. Morgens wenn er aß, war Jon schon längst wach und fertig und Abends verzichtete der Junge meist vollständig auf das Essen. Wenn sie sich begegneten, wurde er nicht einmal von Jon angesehen. Robb, Bran und seine Töchter verstanden es nicht und imer wenn sie es ansprachen versicherte ihnen Ned mit Jon zu sprechen. Jedoch hatte er die letzten Tage wenig Zeit dafür gefunden, Jon aufzusuchen um mit ihm zu sprechen.

Sein entsetztes Gesicht und der unglaube in Jons Augen war das schlimmste für Ned. Immer wenn er auf Jon traf, sah er es vor sich. Es waren nicht seine Worte, vielmehr sein Gesichtsausdruck der ihn traf. 

Diese Erschütterung und das Entsetzen über diese Lüge. Rhaegar hat das alles einfefädelt. Er wollte, dass es Jon erfährt und jetzt... jetzt weiß er es und das eigentliche Opfer ist Jon.

So hatte sich Ned das nicht vorgestellt. Das Jon so reagierte, hatte er schon erwartet, aber in seiner Vorstellung überwand er diesen Schmerz und Zorn und fragt dann neugierig über seine Mutter nach... Doch das hier ist keine Vorstellung. Das ist das echte Leben.

Seit dem Gespräch mit Jon war Ned gleichermaßen sauer auf Robert, der seinen Schlag nicht richtig ausgeführt hatte, aber auch auf sich sauer. Nachdem er den kleinen Jon mit in den Norden genommen hatte, war er paranoid und wollte nicht über die Herkunft oder das neue Baby sprechen. Er versuchte sich ihm gegenüber nicht anders zu verhalten und ihn aber auch wie einen Sohn zu behandeln. Diese Grauzone zu finden dauerte lange, doch schließlich hatte er es geschafft. Diese neue Situation zu akzeptieren wird genauso seine Zeit brauchen, vermutlich sogar länger...

An diesem Abend nahm er sich also die Zeit für Jon und ging zu seinen Gemächern. Doch als er die Tür öffnete musste er feststellen, dass diese leer waren. Ruhig ging er in den Hof hinunter, wo er Jon fand. Er war hinter der Schmiede und schlug mit einem Turnierschwert auf eine Holzpuppe ein, sodass die Splitter nur so flogen, während sein Schattenwolf Geist in einer Ecke der Schmiede ihm zusah. 

Auch Ned beobachtete ihn eine Weile. Er war ein guter Kämpfer. Und geschickt war er auch. Trotzdem wird er noch viel üben müssen um auf dem Schlachtfeld zu bestehen. "Du musst mehr hinter deinem Schwert bleiben." 

Wortlos drehte sich Jon um und sah ihn an. Nur kurz, aber es reichte für Ned um wieder die Ähnlichkeit mit Lyannas Augen zu erkennen. Langsam trat Ned näher heran, hielt aber absichtlich einen gewissen Abstand zu ihm. "Steh mehr seitlich da, so hat dein Gegner ein kleineres Ziel, das er treffen muss."

Jon drehte sich um. Ned glaubte sogar ein kurzes Nicken erkennen zu können, bevor der Junge wieder anfing wild auf die Puppe einzuschlagen. Er stand zwar jetzt seitlicher da, aber nun wurden seine Hiebe mit dem Schwert weniger kraftvoll. Fast. Er wird noch sehen, dass man bei einer Schlacht nicht in jeden Schlag seine volle Kraft steckt.

Ned  grinste leicht, doch Jon drehte sich nicht um. 

"Wie lange willst du mir noch aus dem Weg gehen, Jon?"

"So-lange-es-nötig-ist.", mit jedem Wort schlug er kräftiger zu und mit jeden Hieb flog gesplittertes Holz durch die Luft. 

"Jon...", seufzte Ned. 

Er seufzte und atmete schwer, doch schließlich senkte Jon das Schwert. "Ich weiß es nicht."

Da war er wieder. Dieser Blick. Doch diesmal voller Distanz. Was war nur aus ihnen geworden. Lügen und Geheimnisse reißen Familien auseinander

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