Der Wehrgang

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Ser Barristan Selmy


Selmy fand Prinz Rhaegar auf dem Wehrgang der Hauptburg. Er stand an der hölzernen Brüstung und sah in den Hof hinunter. Mit seinen dunkelvioletten Augen beobachtete er aufmerksam die Starkkinder, die im Hof das Bogenschießen übten. Und als der Ritter der Königsgarde näher trat, erkannte er auch, dass der Prinz den schwarzhaarigen Jungen, ganz besonders im Auge behielt. 

"Geht es Euch gut, mein Prinz?", fing Selmy besorgt an.

Es dauerte eine Weile, bis Rhaegar antwortete, doch seine Antwort war so unglaubwürdig, dass dass Selmy bezweifelte, dass Rhaegar überhaupt in Königsmund aufgewachsen war. "Ja, alles okay." Der Prinz schien gedanklich auch nicht ganz hier zu sein. 

Doch was hätte er schon tun können? Er, ein Ritter der Königsgarde, hätte seinen Prinzen ja nicht einfach auffordern können ehrlich zu sein, weshalb er sich langsam wieder entfernte. 

"Woher weiß man, dass etwas richtig ist?", kam es auf einmal hinter seinem Rücken hervor. Langsam drehte sich Selmy um, doch Rhaegar hatte sich gar nicht zu ihm umgedreht. Er sah ihn nicht einmal an. Noch immer stemmte er sich breitarmig gegen die Brüstung und sah in den Hof hinunter. 

Langsam schritt der Ritter auf seinen Prinzen zu, blieb aber absichtlich hinter diesem stehen. "Mein Prinz?"

"Ich weiß nicht ob ich...", er brach ab. 

Er verheimlicht mir etwas. Nur was? Es war nicht seine Art nachzubohren, weshalb er versuchte ihm Abhilfe zu schaffen. "Nun, wenn man nicht weiß was man tun soll, sollte man einfach in sich gehen und das richtige tun."

"Und woher weiß man, was richtig ist?"

"Man spürt es. Ihr erkennt es, wenn Ihr ein schlechtes Gewissen habt, oder ein gutes Gefühl bei einer Entscheidung..."

"Kann ich euch vertrauen, Ser Barristan?" Die plötzliche Förmlichkeit verunsicherte den Ritter. Rhaegar hatte ihn schon immer Selmy genannt, wenn sie nur zu zweit waren. Aus Angst jemand sei zu ihnen gestoßen sah sich das Königsgardemitglied unauffällig um und trat dann, als er sicher war, sie wären alleine, an den Targaryenprinzen heran. 

"Natürlich. Ich stehe immer an Eurer Seite, bis zu meinem Tode...." Oder dem Euren. Bei dem Gedanken, das noch einmal durchzumachen wurde ihm augenblicklich schlecht. "...und ich unterstütze Euch egal welchen Weg Ihr einschlagt. ...oder was auch immer Ihr tut..." Kaum hatten die letzten Worte seinen Mund verlassen, verfluchte er sie und sich gleich mit, für seine Torheit. So spricht man nicht mit einem Prinzen, verdammt nochmal, ermahnte er sich selbst.

Mit hochgezogenen Augenbrauen, drehte sich sein amüsierter Prinz zu ihm um. "Was ich tue. Ihr meint so wie heute?"

"Verzeiht mir mein Prinz, es steht mir nicht zu, so etwas zu sagen. ...", Selmy schluckte schwer und neigte den Kopf. "...euer Plan hat funktioniert..." 

"Alles gut Selmy, du kannst offen mit mir reden... und natürlich hat mein Plan funktioniert. Der ehrenwerte Lord Eddard Stark würde niemals einen unbewaffneten Man töten. Geschweige denn töten lassen."

"Auch wenn Ihr dieser Mann seid?", wagte sich Selmy vor und legte seine behandschuhten Hände auf die hölzerne Brüstung. 

"Da war ich mir tatsächlich nicht so ganz sicher, aber wie sich jetzt herausgestellt hat, lag ich richtig.", er grinste seinen Beschützer an und wandte sich wieder dem Hof unter sich zu.

"Diesmal, mein Prinz, aber wir sind jetzt in einem fremden Land, einer fremden Burg, umgeben von fremden Menschen, die Euch nur zu gerne tot sehen wollen.", Selmy war jetzt ernst. Diese selbstmörderischen Aktionen, des Targaryenprinzen, häuften sich mit jedem Tag der verstrich. Und die Sache vor den Toren Winterfells war nur einer, der vielen Beispiele dafür.

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