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Remus P. o. v.

Konzentriert saß ich vor meinem Aufsatz für Zaubertränke, als sich jemand neben mich auf das Sofa fallen ließ. Sofort wusste ich, dass es sich nur um Sirius handeln konnte. "Hey." Sagte ich, ohne von meinem Aufsatz aufzusehen. "Was willst du?" Es war in zwei Tagen Vollmond, und er wusste eigentlich genau, dass ich an diesen Tagen am liebsten meine Ruhe haben wollte. "Ist alles okay? Du warst in letzter Zeit so... anders. Distanziert." fragte Sirius und zog meinen Pergamentbogen weg, als ich nicht sofort reagierte. Frustriert lehnte ich mich zurück und ließ den Kopf auf die Lehne fallen. "Remus?" Fragte Sirius wieder. "Es ist alles okay. Aber lass mich das hier bitte zuende machen." Sagte ich, aber es klang weitaus weniger überzeugend, als ich es mir gewünscht hätte.

Es stimmte, was er sagte. Ich war distanzierter gewesen als sonst, aber das hatte seinen Grund. Vor kurzem war mir aufgefallen, dass sich etwas in mir veränderte, ich veränderte mich. Und bestimmte Dinge, die mich vorher nicht wirklich interessiert haben, mich vielleicht etwas genervt hatten, hatten Plötzlich eine ganz andere Wirkung auf mich. Und das machte mir Angst. "Okay. Wie du meinst..." Sagte Sirius und ging wieder, zurück zu James und Peter. Zu den Rumtreibern, wo er hingehörte. Ich gehörte auch dazu, eigentlich, aber aus manchen Angelegenheiten hielt ich mich raus.

Sie dachten zwar, ich merke nichts, aber mir war sehr wohl aufgefallen, dass sie hinter meinem Rücken redeten. Also ließ ich sie oft allein, dann konnten sie über die Dinge reden, bei denen sie mich nicht dabei haben wollten. Ich war dann manchmal enttäuscht von ihnen, ja, aber ich konnte mich schon glücklich genug schätzen, dass ich überhaupt hier sein konnte, und dass ich Freunde gefunden hatte. Ich schüttelte den Kopf und konzentrierte mich wieder auf meinen Aufsatz. Ich wollte ihn so schnell wie möglich beenden, es war schließlich Freitag und mit dem ständigen Gedanken an Hausaufgaben konnte man das Wochenende auch nicht genießen. Vor allem, wenn am Samstag auch noch Vollmond war. Der Gedanke daran schüttelte mich. Ich verabscheute dieses Dasein als Monster, verabscheute mich selbst.

Als ich den Aufsatz fertig hatte, rollte ich ihn sorgfältig zusammen und legte ihn mitsamt meiner Feder in die Schultasche. Mein Blick wanderte im Gemeinschaftsraum hin und her. Es waren nicht viele hier, das Wetter war Mitte Oktober noch traumhaft schön und die meisten Schüler hielten sich draußen auf. Mein Blick blieb an den Rumtreibern hängen. Ich musste ihnen wohl bald beichten, was mit mir los war. Doch erstmal musste ich selbst damit klarkommen. Vielleicht sollte ich... Ja, ich sollte definitiv mit Lily darüber reden. Mein Blick wanderte suchend durch den Gemeinschaftsraum, doch Lily war nicht hier. Also beschloss ich, in die Bibliothek zu gehen, und dort nach ihr zu suchen.

Genau wie ich vermutet hatte saß sie in der Bibliothek an dem Tisch, an dem wir auch oft zusammen saßen, und schrieb etwas auf ein Pergament. Ich setzte mich zu ihr und sah ihr einen kurzen Moment zu, bis sie mich ansah. "Remus, was machst du denn hier? Warum bist du nicht bei den anderen?" Fragte sie. "Ich will mit dir über ein Thema reden, über das ich mit den Jungs noch nicht reden kann." Erklärte ich und meine Hände begannen zu schwitzen. Sie wäre die Erste, der ich mich öffnen würde. "Dann mal los, erzähl schon." Meinte sie mit einem warmen Lächeln. Ich zögerte. "Remus, ich bin deine beste Freundin. Du kannst mit mir über alles reden, okay?" Ich nickte. "Aber nicht hier." Meinte ich dann. "Lass uns zum Astronomieturm gehen, da haben wir unsere Ruhe." Schlug Lily vor und ich stimmte ihr zu.

Dort angekommen lehnten wir uns an ein Geländer. "Also, was wolltest du mir sagen?" Fragte Lily jetzt neugierig. "Ich... Bei Merlin, das ist mir echt unangenehm... Lily, ich glaube, ich bin bi." Stammelte ich leise vor mich hin. Ich bekam zunächst keine Antwort, dann fragte sie "Und das glaubst du, weil...?" Ich schluckte kurz. "Weil ich in einen Jungen verliebt bin." Jetzt, wo ich es sagte, fühlte es sich erst real an. Und ich war mir jetzt sicher, dass es auch wirklich so war. "Ich bin in einen Jungen verliebt." Murmelte ich leise und zu mir selbst. Dann sah ich in Lilys Gesicht, in dem ein triumphierendes Grinsen zu sehen war.

WOLF★STAR - a wolfstar oneshot collectionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt