Erholung

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Paddys Sicht

Ich betrat das Zimmer, in dem Owen lag. Er lag bäuchlings auf dem Bett, sein Rücken war voll mit großen Pflastern. Sein Kopf war zur Seite geneigt, aus dem Mund kam ein Tubus, der Beatmungsschlauch. Die Decke bedeckte lediglich seine Beine. Er sah so verletzlich aus, unterstützt durch die Monitore, die sein Herz-Kreislauf-System überwachten. Am Tropfständer hingen eine Ringerlösung und eine Blutkonserve. Stetig hörte ich das Piepen vom Herzschlag und das Zischen der Beatmungsmaschine.

Ein Arzt kam auf mich zu und fragte mich, ob ich seine Freundin wäre. Als ich nickte, erläuterte er mir ruhig: „Eigentlich dürfte ich ihnen nichts sagen, aber sie sollten es wissen. Wir wissen nicht, ob er die Nacht übersteht", woraufhin ich zusammenbrach, da diese Nachricht mich zutiefst schockierte.

Als ich wieder erwachte, lag ich in einem Beistellbett neben Owen. Die Sonne hatte mich geweckt. Auch ich war am Tropf, doch es interessierte mich nicht. Die Uhr über der Tür zeigte halb 11 an. Ich stand sehr schnell auf, was sich jedoch rächte und mir wurde schwindelig. Ich versuchte die schwarzen Punkte vor meinen Augen weg zu blinzeln, was auch gelang. Dann nahm ich mir einen Stuhl und setzte mich neben Owen. An seinem Zustand hatte sich wenig geändert. Ich sah jetzt erst, wie blass er war, seine Haut war fast weiß. „Das kam sicher vom hohen Blutverlust", dachte ich. Ich gab ihm einen Kuss auf die Stirn, als plötzlich die Tür aufging und ein Arzt das Zimmer betrat.

„Wie ich sehe, geht es Ihnen wieder besser, Ms. Hanson. Die Kanüle können wir gleich ziehen. Und nun zu Ihrem Freund, Mr. Grady." Ich bekam Angst. „Er hat die Nacht überlebt, ein gutes Zeichen. Er ist stabil, aber dennoch in einem kritischen Zustand. Außerdem werden alle Menschen evakuiert. Auch wenn Mr. Grady nicht transportfähig ist, muss ein Transport erfolgen. Der Park wird geschlossen."

Ich schluckte, nachdem der Arzt seinen Satz beendet hatte. „Aber wie soll das denn gehen? Transport ohne Transportfähigkeit?"

Nun kam auch Claire in das Zimmee. Sie sah die Angst in meinen Augen und legte sogar einen Arm um mich, was ich von ihr nie erwartet hätte. Währenddessen zuckte der Arzt mit den Schultern und erneuerte den Verband. Ich sah kurz die riesige Wunde, aber ich konnte nicht weiter hinsehen, da ich schon wieder die schwarzen Punkte vor meinen Augen sah.

Nachdem der Arzt das Zimmer verlassen hatte, redete ich auf Claire ein: „Claire, er ist nicht transportfähig. Und ich kenne die Hubschrauber, mit denen sie evakuieren, die haben nicht genug medizinisches Equipment an Bord. Ich brauche einen Hubschrauber, bestens ausgestattet."

Claire entgegnete mir, dass ich nicht in der Verfassung wäre zu fliegen: „Du bist gestern zusammengebrochen. Was, wenn sich der Zustand beim Flug verschlechtern würde? Du würdest die Kontrolle verlieren. Aber ich habe mich schon gekümmert und einen der modernsten Helikopter angefordert, inklusive eines fähigen Piloten, den du kennst, Robert Anderson."

Ich schaute sie total überrascht an und atmete erst einmal tief durch. Ich war Claire dankbar und umarmte sie stürmisch.

„In zwei Stunden wird er hier sein", sagte sie noch und verabschiedete sich von mir.

Während ich wartete, saß ich an Owens Bett und hielt seine Hand. Nichts tun können war das Schlimmste in dem Moment.

Tatsächlich landete zwei Stunden später eine Bell 429 auf dem Dach des Krankenhauses, gesteuert von Robi. Ich nahm ihn und seine Crew in Empfang und führte sie zu Owen. Sie legten ihn vorsichtig auf die Trage des Hubschraubers, schlossen die Schläuche und Kabel an ihre Geräte an und trugen ihn zum Helikopter. Ich durfte hinten einsteigen. Doch bevor ich das tat, warf ich einen Blick zurück auf Isla Nublar. Es sah friedlich aus, wären da nicht die zerstörten Häuser. Ich verabschiedete mich innerlich und fand es schade, dass Owen den Park nicht mehr sehen konnte. Ich nahm neben ihm Platz und hielt seine Hand und streichelte ich ihm ab und zu über den Kopf. Ich fand es schrecklich, ihn so da liegen zu sehen. Ich erinnerte mich an seine Aussage ‚Ich werde dich immer beschützen' und seine Hilfe bei den Alpträumen, bei Rexy... Nun war ich diejenige, die stark sein und ihm helfen musste.

Liebe zwischen Dinosauriern und KatastrophenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt