Prolog

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Der schwarze Kater saß ruhig auf dem holzigen Boden eines verlassenen Zweibeinernestes.

Eines von vielen, aus dem Zweibeinerort, der schon seit Blattwechseln nicht mehr von einem der Wesen ohne Pelz betreten worden war.

Dennoch hing der beißende Gestank immer noch an allem hier. Der einzige Grund, warum der Kater hier drinnen saß und nicht woanders, war dass es draußen wie wild schneite und der kalte Wind jedes Wort verschlucken würde, so laut heulte er.

Also wartete er hier drinnen. Kein Muskel bewegte sich, nicht ein Hauch von Gefühlen zeigte er auf seinem Gesicht, als er sich erinnerte, wie er einst in einem solchen Zweibeinernest gesessen hatte und bald darauf nach draußen gejagt worden war.

Er war dem Hungertod nur um Haaresbreite entkommen und hatte sich ein neues Leben aufgebaut, ein neues Leben, dass nur einen einzigen Gedanken zuließ, ein einziges Gefühl in ihm weckte:

Er wollte Rache. Rache gegen die Clans, die sein Leben zerstört hatten, Rache gegen alles, was sie aufgebaut hatten, Rache gegen den verruchten Sternenclan, der nur zugesehen hatte, wie er als kleines Junges verjagt worden war.

Alles drehte sich um diesen Gedanken, es war das einzige, was er wollte. Das einzige Gefühl in ihm.

Aber er musste sich gedulden, musste warten. Er durfte nicht überstürzt handeln. Er wusste, dass sein Plan nur aufgehen würde, wenn er warten würde.

Mit der Zeit würde alles gut und seine Wunden würden endlich heilen, wenn die letzte Clankatze dasselbe Schicksal erlitten hatte, wie er es einst haben sollte.

Er schnurrte bei dem Gedanken daran, doch seine Überlegungen wurden je unterbrochen, als eine schwarz-weiße Kätzin und eine nachtschwarze Katze auf ihn zu kamen.

"Schatten", die schwarz-weiße namens Traum fixierte ihn und schien etwas in seinem Gesicht zu suchen, denn sie sah ihn mit großen orangen Augen an, die heller als sonst leuchteten.

Schatten wusste was sie vorhatte und wusste auch, dass es nicht funktionieren würde.

Früher hatte er sich vielleicht konzentrieren müssen, seinen Geist abschotten müssen, doch nun war es, als wäre ein Schutz darüber, der es nicht erlaubte tiefer einzudringen.

Endlich gab sie auf und fuhr fort: "Die Clans sind schwach, sie werden in dieser Blattleere einiges zu ertragen haben. Krankheit und Tod wird ihren Alltag überschatten, oder so etwas in der Art, Stern hat es gesehen.

Er meinte auch, dass es eine neue Prophezeiung gebe, eine mächtige, die einiges zu versprechen scheint, aber wir konnten nicht herausfinden, wie sie lautet."

Schatten sah sie an und erhob sich, bevor er fragte: "Und wieso kommst du her? Um mir Dinge zu erzählen, die ich schon weiß oder die mich nicht interessieren. Was soll diese Prophezeiung denn ausrichten?"

Der scharfe Ton in seiner Stimme, ließ die Kätzin zurückschrecken und die andere, Nacht, antwortete statt ihrer:

"Wir wollten fragen, in wie weit uns die Vernichtung der Clans weiterhilft. Wir haben eine Aufgabe, das weißt du. Und wir müssen sie erfüllen. Wir sind bald so weit.

Lasse Nebel und Frost noch ein oder zwei Monde trainieren und sie können es mit jedem aufnehmen. Wir können unsere Bestimmung erfüllen. Lass doch die Clans leben!"

"Nein", fauchte Schatten, dann holte er tief Luft und bemühte sich um einen weicheren Ton, "Nein, wir brauchen sie, Finsterjunges, oder wie sie auch immer heißen mag. Sie ist eine von uns, es ist unsere Pflicht alle Hüter zu finden und zu beschützen!"

Nacht widersprach: "Aber sie scheint mir sehr glücklich in den Clans. Vielleicht haben wir uns ja geirrt. Vielleicht akzeptieren sie sie endlich und wir brauchen sie nicht im großen Kampf. Lass sie doch einfach in Ruhe!"

Schatten schüttelte sich und meinte: "Ich bin mir sicher, dass sie sie ausstoßen werden und wir werden da sein und sie auffangen.

Wir werden sie beschützen. Wir werden sie trainieren und wir werden ihr helfen. Ich habe gesehen was passiert:

Die Clans werden sich gegen uns wenden, sie werden uns verraten und sie werden uns an unserer Bestimmung hindern. Sie müssen untergehen!"

Traum erhob wieder ihre Stimme: "Und warum zeigt der Sternenclan dir das alles und nicht Stern? Warum hat er keine Visionen von den Clans?"

Sie fixierte ihn abermals mit diesem Blick und Schatten riet ihr: "Versuche gar nicht meine Gedanken zu lesen, es wird nicht funktionieren!"

"Ich lese keine Gedanken", belehrte sie ihn, "ich sehe den tiefsten Wunsch einer jeden Katze. Was sie am meisten will, am meisten begehrt. Warum sollte ich deinen nicht sehen dürfen? Was verheimlichst du uns?"

Schatten erwiderte kalt: "Gar nichts, aber meine Gedanken gehören mir und nur mir allein. Halt deine Pfoten raus aus ihnen!"

Nacht mischte sich ein: "Du könntest uns auch einfach die Wahrheit sagen!"

Der Ton in ihrer Stimme, ließ den Anführer inne halten. Etwas darin fesselte ihn mit dem Wunsch es ihr zu sagen. Ließ ihn sich fragen, warum er ihr nicht einfach die Wahrheit sagte. Warum er nicht alles zugab?

Doch dann schüttelte er sich und der Nebel verschwand aus seinen Gedanken, er war wieder Herr der Lage und zischte:

"Ich sage euch die Wahrheit, aber hört auf eure Kräfte an mir einzusetzen. Wenn ihr so viel Ausdauer habt, könnt ihr ja mit den Schülern trainieren. Das Wetter draußen, war das Frost?"

"Nein, das war das Wetter", antwortete Traum schnippisch und sah ihn an. Sie wollte unbedingt wissen, was ihr Anführer verschwieg und es nicht erfahren zu können, machte sie beinahe verrückt.

Nacht hielt sich etwas zurück und redete einfach weiter, wie zuvor:

"Wenn du es sagst, dann bleiben wir eben beim Plan. Aber du musst dir überlegen, ob es wirklich das beste für den Clan ist, was du gerade befiehlst.

Oder ist es nur gut für dich. Ich weiß, Finsterjunges ist deine Enkeltochter, deine einzige Enkelin, aber manchmal muss man gewisse Dinge einfach loslassen. Einfach gehen lassen. Manchmal kann man nicht jeden retten. Überlege also gut was du willst!"

"Das werde ich", versprach Schatten und wandte sich ab, die beiden Kätzinnen hatten ja keine Ahnung.

Warrior Cats (Die Hüter 2): Licht der DunkelheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt