Kapitel 4

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Morgenpfote hatte nach Sonnenhoch zusammen mit ihrem Mentor und Finsterpfote noch einige Kräuter gesucht und das komische Zweibeiner-Ding angeschaut.

Danach hatten die beiden Heiler der neu ernannten Schülerin die Wasserclan-Grenze gezeigt, die sie, jetzt wo sie auch das Luftclan-Territorium besaßen, ebenfalls kontrollieren mussten.

Am Ende waren sie dann wieder ins Lager gegangen, als die ersten Sterne schon langsam den Himmel erleuchteten und einen Blick auf den fast vollen Mond zuließen.

Noch ein paar Sonnenaufgänge, bis zur nächsten großen Versammlung.

Finsterpfote hatte ziemlich müde gewirkt und war, nachdem sie gegessen hatte, sofort in den Schülerbau getaumelt, wo sie nun für einige Zeit schlafen würde.

Morgenpfote und Flockenhimmel legten sich ebenfalls schlafen und bald erfüllte den Heilerbau das leise, gleichmäßige Atmen der beiden Katzen.

Am morgen danach wurde Morgenpfote schon in aller Frühe von einer Pfote geweckt, die sich schmerzhaft in ihre Seite bohrte.

Sie öffnete die Augen und sah eine besorgte Himmelsblüte vor sich. Schnell setzte sie sich auf und fragte:

"Was tust du denn schon hier?" Die Königin antwortete schnell atmend: "Es geht um Sturmjunges und Dämmerjunges. Gestern Nacht müssen sie wohl aufgewacht sein und sind nach draußen gegangen. Sie haben die ganze Nacht gespielt und sind völlig durchgefroren. Sie sind so anders als sonst!"

Alarmiert stand Morgenpfote auf und weckte ihren Mentor, der im Nest nebenan gelegen hatte. Zusammen gingen sie in die Kinderstube, wo Honigtatze, die andere Königin, sich an zwei völlig nasse Fellbündel drückte.

Es waren Sturmjunges und Dämmerjunges. Die drei anderen Jungen des Clans sahen besorgt zu ihren Baugefährten, die nicht mehr so lebensfroh wie sonst durch die Gegend hüpften.

Die beiden zitterten vor Kälte und konnten gar nicht mehr aufhören mit den Zähnen zu klappern.

Flockenhimmel untersuchte sie und befahl dann den Königinnen: "Leckt sie trocken!"

Dann wandte er sich an Morgenpfote: "Hol mir Brennesel, Honig und Gänsefingerkraut!"

Die Schülerin neigte den Kopf und lief in den Heilerbau um die benötigten Heilmittel zu holen. Sie erkannte Brennnesel und Gänsefingerkraut am Geruch und von Honig wusste sie immer, wo er war.

Mit den Kräutern im maul lief sie zurück zu den Jungen und ließ alles vor Flockenhimmels Pfoten fallen.

Sie hatte keine Ahnung was ihr Mentor mit den Kräutern anstellen würde. Ihre Ausbildung war immer Praxisbezogen, das hieß sie lernte das, was gerade benötigt wurde.

Sie konnte im Schlaf Kampfwunden heilen und geschockte Katzen kurieren, mit Krankheiten wie Schnupfen, weißer Husten oder sogar grüner husten, kannte sie sich genauso wenig aus, wie alle anderen, da es einfach noch keinen Fall davon gegeben hatte.

Sie wusste, dass sich das bald ändern würde, weil jeden Blattfall zumindest ein Fall davon bemerkt wurde und die ersten Katzen schon begonnen hatten zu Husten.

Es war noch nicht gefährlich, aber das konnte sich bald ändern.

Flockenhimmel zerkaute die Brennnesel und das Gänsefingerkraut, mischte es mit Honig und legte es auf ein Eichenblatt vor den zitternden Jungen hin.

Er stupste die beiden an und befahl ihnen, das Gemisch zu essen, dann erklärte er seiner Schülerin:

"Also Brennnesel und Honig gemischt sind gut um einen Körper aufzuwärmen. Die beiden leiden vermutlich an einer Unterkühlung, darum gebe ich ihnen dieses Gemisch.

Das wirklich gefährliche ist aber, dass sie leichter krank werden können, deswegen das Gänsefingerkraut, das zur Vorbeugung gegen Husten, weißen Husten und den damit verbundenen grünen Husten ist.

Sie sollten warm gehalten werden und heute nicht mehr nach draußen kommen. Wir sehen um Sonnenhoch noch einmal nach ihnen!"

Damit verschwand Flockenhimmel und Morgenpfote lief ihm nach. Sie folgte ihm in den Heilerbau, wo sie schnell die Unordnung, die sie bei der Suche nach den Kräutern verursacht hatte, beseitigte.

Ihr Mentor sah ihr dabei zu und meinte: "Ich hoffe sie sind stark genug um nicht krank zu werden!"

Morgenpfote nickte bedächtig und munterte ihn auf: "Bei einem solch gutem Heiler auf jeden Fall!"

Flockenhimmel schnurrte und leckte ihr über das Ohr, was sie mit einem leichten, genervten Zucken des Schwanzes beantwortete.

Sie konnte die Sorge ihres Mentors verstehen. Die beiden Jungen waren 3 Monde alt, einen Mond jünger, als Honigtatzes Wurf. Somit waren sie die jüngsten und gefährdesten des Clans.

Grüner Husten tötete normalerweise Junge und Älteste, so viel sie gehört hatte. Zumindest wenn er nicht sonderlich ausgebreitet war.

Andererseits war sie noch nie dabei gewesen. Vielleicht ging diese Blattleere auch ohne diese Krankheit vorbei.

Das wäre definitiv besser als die anderen Szenarien, die sie sich schon vorgestellt hatte.

Flockenhimmel seufzte und meinte dann zu ihr: "Wir müssen unsere Vorräte so weit als möglich aufstocken. Je mehr, desto besser. Wir gehen zur Erdclan-Grenze suchen!"

Morgenpfote nickte und lief nach draußen um auf ihren Mentor zu warten, der noch etwas tun musste.

Dabei sah sie Finsterpfote, die diesmal die Aufgabe hatte, den Schülerbau aufzuräumen.

Verärgert zuckte Morgenpfote mit den Ohren und musste ihre Krallen in die Erde bohren. Finsterpfote wurde nicht fair behandelt.

Als Flockenhimmel kam, platzte sie sofort heraus: "Das ist nicht fair!", sie deutete mit dem Schwanz auf Finsterpfote, die nicht glücklich schien.

Ihr Mentor meinte: "Wie oft hast du schon den Heilerbau aufgeräumt, obwohl es dir nicht gepasst hat. Das sind eben Schüleraufgaben!"

Morgenpfote widersprach: "Aber man sollte doch meinen, dass Roggenkralle sie mitnimmt zu Patrouillen, wo ist er. Ich sehe ihn nicht!"

Flockenhimmel zuckte mit dem Ohren: "Wir können trotzdem nichts tun, sie ist seine Schülerin nicht meine. Das bist du!"

"Ja, ich weiß", miaute sie verärgert, "aber ihr gefällt es nicht. Sie ist unglücklich. Das ist nicht fair!"

"Trotzdem kannst du nichts tun, komm jetzt", seufzte Flockenhimmel, der mit ihrer aufsässigen Art bereits vertraut war und er verließ das Lager.

Morgenpfote wollte das nicht so auf sich belassen, aber ihr blieb wohl keine andere Wahl, als das zu tun, was ihr Mentor ihr sagte.

Aber sie beschloss Finsterpfote, wann immer es ging zu unterstützen. Sie hasste es, wenn man seine Pflicht vernachlässigte, so wie Roggenkralle gerade seine Pflicht als Mentor missachtete und sie hasste es, wenn jemand seine höhere Position ausnützte, so wie Roggenkralle es ebenfalls gerade tat.

Zusammengefasst hasste sie Roggenkralle an sich.

Er war unfair.

Dabei musste Morgenpfote immer daran denken, wie sie einst Finsterpfote gefunden hatte, damals als sie erst so alt war, wie Sturmjunges und Dämmerjunges jetzt.

Sie wollte doch nur, dass sich die Kätzin zuhause fühlte.

Warrior Cats (Die Hüter 2): Licht der DunkelheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt