Je ne parle pas français |Zomdado

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Je ne parle pas français - Namika


Verwirrt schaute ich mich um, rieb mir mit meiner rechten Hand den Nacken. Wie zur Hölle war ich bitte hier gelandet?! Die Leute drängten an mir vorbei, schimpften im französischen auf mich ein, aber ich verstand eh kein Wort. Ich schaute mich um - da in der Ecke war ein Straßenschild!
Champs-Élysées stand drauf geschrieben und einen Moment schaute ich es noch irritiert an, bevor ich einmal laut aufseufzte.

Natürlich hatte ich mal wieder das Glück mich gleich zu verlaufen, wenn ich das erste Mal in einem fremden Land war. Und natürlich verstand ich auch die Sprache nicht.
Was meinte Manu nochmal zu mir? Das Frankreich ein tolles Land war, was man unbedingt mal gesehen haben sollte? Schönen Dank auch. Jetzt war ich hier auf der berühmten Einkaufsstraße mit einem Koffer in der Hand und hatte keinen Plan wohin ich gehen sollte. Warum war ich auch so überstürzt losgefahren?!

Aufeinmal spürte ich wie mir jemand auf die Schulter tippte. Erschrocken drehte ich mich um. Vor mir stand ein - zugegeben- ziemlich süßer Franzose mit blonden Haaren und smaragdgrünen Augen. Ich war so geflasht von dieser Erscheinung, dass ich erst gar nicht mitbekam, wie er mir eine Frage stellte.

"Salut, qu'est-ce que vous cherchez?" Er klang so lieblich und sanft und mit dem französischen Singsang in seiner Stimme, durchströmte mich fast augenblicklich ein warmes Kribbeln. Dummerweise verstand ich ihn bloss nicht. Scheiss Sprachblockade.

"Pardon, es tut mir Leid - ich kann dich leider nicht verstehen."
Er schien einen Moment irriert, dann breitete sich ein strahlendes Lächeln auf seine Lippen aus und er redete einfach weiter.
"Il n'y a pas de problème! Vous êtes de passage? Paris est une belle ville! Même si... tu ne comprends rien..." Irgendwann stellte ich einfach auf Durchzug und hörte einfach nur noch dem angenehmen Klang seiner Stimme. Da kam mir eine Idee. Ich kramte aus meinem Rucksack einen Kuli heraus und malte ihm zwei Tassen und ein Fragezeichen auf den Arm.

Der Franzose strahlte mich daraufhin mit dem schönsten und strahlensten Lächeln an, welchen ich je gesehen hatte. Man konnte gar nicht anders als mitgrinsen. Die Schmetterlinge in meinem Bauch schienen sich zu vermehren und bald darauf kribbelte mein ganzer Körper. Trotz dass ich verloren in Paris war und nicht ein Wort Französisch konnte, hatte ich mich nie glücklicher gefühlt.

Dann schnappte er sich auch schon meine Hand und leitete mich durch die Menschenmassen. Seine französischen Worte gingen dabei zwar in der Menge unter, doch verstanden hätte ich sie wahrscheinlich eh nicht. Und wie sehr wünscht ich mir jetzt doch, dass ich damals im Unterricht aufgepasst hätte und es nicht einfach abgewählt hatte. Hätte ich damals gewusst, dass ich heute hier stehen würde - ich hätte verdammt nochmal alles daran gelegt die Worte von ihm verstehen zu können.

Kurz darauf saßen wir schon in einem gemütlichen, urigen Café und vor uns standen zwei dampfende Tassen. Der Franzose plapperte weiterhin unaufhörlich vor sich hin und ich nahm mir die die Zeit ihm mal genauer zu betrachten.
Er hatte schulterlange, blonde Haare, die ihm dauernd ins Gesicht zu fielen schienen und mir juckte es schon die ganze Zeit sie ihm hinters Ohr zu streichen.
Mein Blick wanderte weiter über die schmelmisch-blitzenden, grünen Augen zu der kleinen Narbe am Kinn. Wie die wohl dort hingekommen war...?

Alles in allem sah mein Gegenüber unglaublich gut aus, selbst der Staub auf seiner Jeans passte irgendwie dazu.
Zu der weichen Stimme, die in dem französischen Sing-Sang unablässig auf mich einredete, untermalt von Handgesten und Mimiken, die mir das gesprochene etwas verbildlichten.
Zu den strahlenden, grünen Augen, die ein bisschen neckisch blitzten.
Zu diesen verdammten blonden Haaren, die er sich schon wieder mit einem koketten Lächeln aus dem Gesicht strich.

Verträumt ließ ich den Kopf auf meine Hände sinken. Das Lächeln von dem jungen Mann wurde sanfter, während seine Worte lebhaft blieben. Die Gesten wurden ausladender und auch seine Haltung veränderte sich leicht. Was auch immer er erzählte, es musste ihm sehr am Herzen liegen, denn seine Augen glänzten vor Glück.

Je mehr er erzählte, desto einfacher wurde es für mich seinen Bewegungen zu folgen und einen Sinn aus seiner Körpersprache herauszulesen.

Gespannte starrte ich auf die roten, vollen Lippen, wie sie unbekannte, wohlklingende Worte formten und dabei nie wirklich zum Stillstand kamen. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit fühlte ich mich wieder wohl. Am liebsten würde ich hier für immer in diesem Café sitzen, mit dem blonden, jungen Mann und ihm beim reden zu hören. Auch wenn ich absolut nichts verstand.

Dann winkte er einen Kellner heran. Mein Herzschlag beschleunigte sich - wars das jetzt? Hatte er genug von seinem Monolog? Ich würde es ihm nicht verübeln, ich konnte ja nicht mal sagen, ob er mich mochte. Doch sobald er bezahlt hatte - alle Proteste meinerseits wurden ignoriert - schnappte er sich erneut mein Handgelenk und zog mich hinter sich aus dem Café. Mit blieb gerade noch genug Zeit meinen kleinen Koffer zu schnappen und ein Dankesgebet zum Himmel zu schicken  bevor wir uns auch schon wieder in die Menschenmenge gestürzt hatten.

Der Himmel hatte sich bereits etwas orange gefärbt, doch das tat den Leuten keinen Abbruch. Die Restaurants an denen wir vorbei kamen waren brechend voll und auch auf den Straßen staute sich der Verkehr.

Doch dem Franzosen schien die vielen Menschen nichts auszumachen, er plapperte einfach fröhlich weiter, während er mich durch die Menge leitete. Von überallher konnte man Wortfetzen von anderen Gesprächen aufschnappen, die meisten auf französisch aber auch englische Sätze waren zu hören. Doch die Sprache und die Chemie die zwischen uns herrschte, verstanden nur wir beide.

Als wir das Ufer der Seine erreichten, verschwand die Sonne gerade hinter den Häusern. Der Himmel hatte sich rot und orange gefärbt und spiegelte sich in dem trüben Wasser. Ein paar Schiffe bahnten sich ihren Weg durch den Fluss.
Erst im nächsten Augenblick bemerkte ich, dass es still geworden war zwischen uns.

Dieser Moment der Stille war der erste, seit er mich heute angesprochen hat. Ein Kribbeln erfüllte mich und mir wurde warm. Aus dem Augenwinkel schaute ich zu dem Franzosen. Er wirkte völlig zufrieden mit allem, schaute wohlwollend über den Fluss. Ein leichtes Lächeln legte sich auf meinen Lippen. Mein Blick wanderte zu seiner Händen die auf dem Geländer lagen. Kurz rang ich noch mit mir, dann legte ich vorsichtig meine Hand auf seine. Er schaute überrascht auf bevor er mein Lächeln sanft erwiderte. Das Kribbeln in mir verstärkte sich. 

Mit einer leichten Bewegung zog er mich zu sich ran, drückte mir eine Kuss auf die Wange und legte den Arm um mich. Leise lächelte ich in den Stoff seines T-Shirts, während wir den auf die ruhigen Wellen schauten.

Und alles, was wir wollen
Dass der Moment noch etwas bleibt
Um uns über tausend Menschen
Sie reden aufeinander ein
Doch die Sprache, die wir sprechen
Die verstehen nur wir zwei

Oneshots - Songfics | MultifandomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt