If I Fall |Ineffable Husbands

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If I Fall - Sunrise Avenue

Der Brief hätte ihn bereits stutzig machen sollen. Aber er hatte noch den Glauben gehabt, es handele sich um einen Zufall. Doch die in Reih und Glied gestellten Engel, die mit starren Mienen an ihm vorbeischauten, waren das erste schlechte Omen. Ein breit grinsender Gabriel, der viel zu glücklich für die Tageszeit wirkte, war das zweite. Seine vor geheucheltem Mitleid triefenden Worten, waren dann das letzte Zeichen gewesen. Aber da war es bereits zu spät gewesen. Da hatten sie ihn schon hierher gebracht.

Die Stille war erdrückend. Der Raum war riesig. Steinernde Säulen ragten bis in die Unendlichkeit auf, der Gang streckte sich in weite Ferne. Der einzige Gegenstand weit und breit, war die Bank, auf der er saß. Hörte man genau hin, meinte man das Ächzen der Steine hören zu können. Und trotz der räumlichen Weite, schienen die Säulen immer enger zusammenzurücken. Die Bank schien immer schmaler zu werden.

Das Gefühl des Verlustes, der Niederlage drückte ihm auf sein Wohl. Sie hatten verloren. Konnten nichts aufhalten. Und jetzt? Jetzt saß er hier, wartete auf sein Ende. Auf die Entscheidung, die über sein restliches Sein bestimmen würde.

Er hatte sich an Sie gewendet. Hatte gebetet, gehofft, gefleht. Hätte Ihr alles versprochen, nur damit er in Sicherheit war. Doch es war sinnlos. Er wusste nicht mal, ob Sie ihn überhaupt gehört hatte. Vielleicht hatte er auch die ganze Zeit mit dem leeren Raum geredet. Wer wusste das schon?

Metatron - die Stimme Gottes... wer sagte, dass das wirklich  Ihre Worte waren?

Doch genau diese Zweifel waren es gewesen, die ihn jetzt hier her gebracht hatten. Die so viele vor ihm hierher gebracht hatten.

Er spielte mit dem Ring an seinem kleinen Finger. Überlegte, was er tun konnte, um... um irgendwas zu tun. Er hatte dieses endlos scheinende warten so satt. Dieses warten, auf die Fanfaren, die sein Ende besiegeln würden.
Doch hier, gefangen zwischen Erde, Himmel und Hölle konnte er keine Wunder wirken. Er konnte nur warten und.... zweifeln.

Zweifeln, an dem was sie getan hatten. Wozu er sich hatte hinreißen lassen. War es richtig gewesen? Er wäre auf jeden Fall nicht hier gelandet, hätte er es nicht für Crowley getan.
Hätte dieser Dämon... ihm nicht das Misstrauen in die Obrigkeit gegeben und ihm den Glauben geschenkt, wirklich was verändern zu können.

Aber er war eben doch nur ein Dämon, darauf aus, so viele Seelen in die Unterwelt zu bringen, wie nur möglich, um am Tag des jüngsten Gerichts die besseren Karten in der Hand zu haben.

Wenn es soweit wäre, auf welcher Seite würde er selbst dann kämpfen? Auf welcher Seite müsste er kämpfen? Oder waren seine Vergehen so schwer, dass er das Ende gar nicht mehr erleben würde?

Seufzend sah er sich wieder um, sah die langen Gänge hinab, die sich im Nichts verloren. Ein ungwohntes Gefühl der Einsamkeit überkam ihn. Die wachsamen Augen, die sonst jeden seiner Schritte überblickten, waren nicht mehr auf ihn gerichtet. Doch auch das Fehlen der steten Präsenz des Dämons fiel Aziraphale nun mehr als deutlich auf.

Und das obwohl sie manchmal mehrere Jahrhunderte ohne gegenseitigen Kontakt verlebt hatten. Doch hier, zwischen steinernen Säulen, wurde ihm die Einsamkeit bewusst.

Wenn er an Gabriels diebische Freude zurück dachte, wurde ihm genauso sehr bewusst, wie einsam er war. Zugegeben, den ein oder anderen Fehler hatte er gemacht, doch aber immer zum Wohle der Menschen, zum Wohle ihrer höchsten Kreation. Er bereute es nicht, Adam und Eva damals sein Schwert gegeben zu haben. Es war... richtig gewesen.
Doch es lag nicht an ihm zu entscheiden, was richtig und was falsch war. Er war ein Engel. Ein Soldat des Herren, der ohne Fragen zu stellen Befehle befolgte.

Oneshots - Songfics | MultifandomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt