2. Therapiestunde

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Okay...ich weiß, dass es jetzt verdammt lange her ist aber bei mir lief ne Menge schief. Aber dazu komm ich später. 

Bei der 2. Therapiestunde hat meine Therapeutin mir Techniken gezeigt, wie ich meine Angstzustände bewältigen oder gleich umgehen kann.

Die erste Technik, ich nenne sie nur die Baum-Technik, ist eine Übung bei der man sich vorstellt, dass man sich langsam in einen Baum verwandelt. Besonders wichtig für mir war die Vorstellung, dass aus meinen Füßen Wurzeln wachsen die sich dann tief in der Erde verankern und mir Halt geben. Ich weiß, dass das jetzt eher komisch klingt und ganz ehrlich...am Anfang war ich kritisch. Aber mit dieser Übung schaffe ich es auch jetzt noch mich zu beruhigen. Wann immer es mir schlecht geht, unabhängig ob es mit dem Trauma zusammenhängt, mache ich diese Übung und es geht mir ein kleines Stück besser. Ich fühle mich dann einfach sicher...

Die zweite Technik ist ein bisschen krasser und deswegen vielleicht noch ein wenig komischer für euch. Sie geht schon in Richtung Hypnotherapie.
Als erstes hat meine Therapeutin mich in eine Art Trance Zustand versetzt, was ich aber in dem Moment selber gar nicht unbedingt so wahrgenommen habe. In meinem Kopf haben ich dann mit ihrer Hilfe einen sicheren Raum für mich geschaffen. Der Ort ist bis ins jede Detail durchgeplant, ich weiß sogar was ich dort höre und rieche. Der Raum beschränkt sich aber noch nicht einmal auf einen Raum. 

Bei mir handelt es sich um eine Art Bauernhaus. Oben auf dem Dachboden gibt es ein riesiges Zimmer mit großen Fenstern, in welche die Sonne warm reinscheint. Der Boden besteht aus Teppich, der durch die Sonne aufgewärmt wird. Vor den Fenstern liegen viele Kissen, sodass man sich auf diese setzten und nach draußen sehen kann. Das Haus steht auf einem großen Grundstück, was ganz weit hinten von einem Holzzaun umgeben ist. Auf der einen Seite jedoch gibt es keinen Zaun, da das Grundstück an dem Meer liegt und man so nur durch einen einfachen Schritt von dem Rasen auf den Sand gehen kann. Am Strand ist auch eine Holzfläche, auf der ich ungestört, mit Blick auf das Meer tanzen kann. 
Der Garten besteht aus einer Art Blumenwiese, auf der aber auch ein paar Obstbäume stehen. 
Überall laufen Tiere herum Pferde, kleine Schweine, Füchse, Katzen, Kaninchen. Alle leben in Frieden miteinander. Mit das Wichtigste ist aber mein Hund. Seit ich 6 bin haben wir eine Hündin, die wirklich wunderschön ist. Sie ist eine Mischung aus Golden Retriever und Husky. Sie begleitet mich an meinem Ort überall hin.
Es weht ein leichter Wind, die Temperatur ist angenehm und es richt aus einer Mischung aus salziger Seeluft und dem Duft der Zimtschnecken, die meine Mutter immer macht.
Es gibt eine Geräuschkulisse, die aus Meerrauschen, Vogelgezwitscher und Geräuschen der Tiere besteht.

Nachdem ich den Ort in meinem Kopf bis ins Detail ausgeformt hatte, sollte ich eine Bewegung machen, durch die ich in schwierigen Situationen schneller fähig sein sollte, wieder an diesen Ort zu gelangen. 
Ich überlegte eine Weile und entschied mich dann dazu, mir mit der rechten Hand über die Innenseite meines linken Unterarms zu kratzen. Eine Bewegung, die ich sowieso oft mache wenn ich Angst habe. Dann holte mich meiner Therapeutin wieder zurück. 
Erst da merkte ich wie weit weg ich mit meinen Gedanken war.

Damit endete die 2. Therapiestunde im Endeffekt auch schon.

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