Anwendung

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Bevor ich zu dem Grund komme, warum ich so lange nicht mehr geschrieben habe, möchte ich euch noch von einem Vorfall erzählen, bei dem ich die 2. Technik anwenden konnte.

Ich habe dieses Jahr mein Abitur gemacht und fliege am nächsten Montag endlich nach Ghana, um dort Freiwilligenarbeit mit Kindern zu machen.
Dafür brauchte ich natürlich viele Schutzimpfungen. Da meine Eltern Ärzte sind, konnten sie mich schon gegen viel Impfen, für ein paar Impfungen musste ich dennoch in die Klinik.
Um genau zu sein, in genau die Klinik, in der ich nach meinem Unfall lag. Zu der Zeit als ich dort lag, stand ich unter Schock, empfand also rein gar nichts als schlimm, obwohl ich hätte sterben können.

Als ich also in die Klinik ging, war ich schon mehr oder weniger darauf eingestellt, dass es nicht leicht sein würde. Also plante ich extra noch etwas Zeit ein, falls ich eine Panikattacke oder so etwas in der Art bekommen sollte. Dennoch versuchte ich positiv an die Sache ranzugehen. Immer wieder sagte ich mir, dass alles super sei, das ich mir keine Sorgen machen müsste und und und...
Sobald ich aber ein paar Schritte in das Gebäude gemacht hatte, merkte ich sofort, wie ich schwerer atmen konnte. Mein Hals fühlte sich an als würde er zuschwillen, mein Herz raste von 0 auf 100, meine Augen tränten,  mein ganzer Körper fing an zu schwitzen und gleichzeitig zu frieren. Das merkwürdige war, dass als erstes nur mein Körper so stark reagierte. Im Kopf dachte ich nur: Och nö...da hab ich ja jetzt überhaupt kein Bock drauf...
Ein wenig später aber kam alles wieder hoch. Ich dachte daran wie der Bluterguss in meiner Leber gefunden wurde, wie die Ärztin mich mitleidig ansah, wie meine Eltern mir alles erklärten, was ich nicht verstand und wie ich die Krankenschwester später fragte wie schlimm es sei und diese antwortete, dass ich immer noch in Lebensgefahr sei.

Ich stellte mich sofort in einen leeren Gang, fing an mit meinen Armen zu pendeln, auch ein Tipp meiner Therapeutin und kratzte mir über meinen linken Unterarm. Schon bevor ich das Bild meines sicheren Raums im Kopf hatte, fühlte ich mich sofort ruhiger. Dann sah ich im Kopf meinen Raum und ich konnte mich wieder entspannen. Ich wusste, dass mir nichts passiert und das alles in Ordnung war.

Ich hätte niemals gedacht, dass diese Übung dermaßen gut funktioniert aber ich bin definitiv froh, dass sie es tut. Ich wüsste nicht, was ich in dem Moment sonst getan hätte.

Die Baumübung, wende ich auch jetzt häufig noch im Auto oder auf dem Fahrrad an, wann ich immer mich unsicher und ängstlich fühle.

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