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Rotbraune Augen weiteten sich und ganz eindeutig Schock war aus ihnen zu lesen, als Dazai sich langsam in die Richtung drehte, aus der die Stimme kam.

Doch was er sah, konnte nicht sein. Nein das war unmöglich! Ganz eindeutig spielte sein Hirn ihm einen Streich. Soweit war es also schon mit ihm. Ein spöttisches Lächeln legte sich auf sein Gesicht. Der jüngste Unterboss in der Geschichte der Mafia wurde wohl verrückt. Die Geschehnisse dieses Tages sprachen jedenfalls dafür.

Doch wurden diese Gedanken im Keim erstickt, als die Person sagte „Nein, du wirst nicht verrückt Dazai." und sich zu ihm setzte.

Unsicher sah der Jüngere zum Älteren. „Aber das kann doch gar nicht sein. Du... du bist tot Odasaku!"

Der Rothaarige lächelte nur traurig und strich dem Kleineren durch die Haare. „Du hast Recht. Ich bin tot, seit fast fünf Jahren denke ich." Das einzige was er als Antwort bekam, war ein sachtes Nicken.

„Aber das kann nicht sein. Du bist sicherlich nur eine Halluzination oder..." Für einige Momente wurden Dazais Augen kalt und er durchbohrte seinen Sitznachbarn mit diesem Blick. „Oder du bist nur ein Befähigter, der die Gestalt einer anderen Person annehmen kann. Kurz gesagt, du bist ein Betrüger. Nicht wahr?"

Keine Emotion schwang in seiner Stimme, als er diese Worte sagte, die er selbst nicht glauben wollte. Doch das ein Verstorbener neben ihm saß, war noch absurder als seine Theorie.

Schweigen herrschte zwischen den Beiden, während Oda sich, unter dem Blick der kalten Augen, sichtbar unwohl fühlte.

Er wusste nicht, wie er es seinem Freund erklären sollte. Es war... kompliziert. Jedenfalls war es das damals für ihn. Ob es dem Wunderkind dabei gleich ergehen würde, wusste er nicht. Aber er vermutete es.

Der Detektiv nahm das Schweigen als eine Bestätigung seiner Theorie an und stand auf. Er wusste noch nicht, was er mit dem Mann machen würde. Doch die Frechheit sich als Oda Sakunosuke auszugeben... Nein, dieses Unterfangen würde Dazai nicht ungeschoren davonkommen lassen.

Er wollte gehen, sich einen Plan ausdenken. Allerdings wurde sein Handgelenk festgehalten und er somit von seinem Vorhaben abgehalten.

Dazai sah den Mann finster an. Jedoch wechselte sein Gesichtsausdruck zu einem skeptischen, als folgende Worte verlautet wurden. „Warte! Deine Theorie ist falsch. Sag mir was ich machen soll, um es zu beweisen."

Dazai zog seine Augenbrauen zusammen und blickte hinab in blaue Augen. Seine Antwort bestand nur aus sechs Worten „Beantworte mir ein paar Fragen, Oda!"

Zwar fand Oda es nicht gerade angenehm, ins Kreuzverhör zu geraten, doch wusste er, dass Dazai ihm wohl nur so glauben würde. Sachte nickte er und gab somit sein Einverständnis.

„Was für eine Position hattest du in der Mafia?"

„Ich war einer der niedrigst gestellten Mitglieder."

„Wer hat dich getötet?"

„Der Anführer von Mimic, Gide."

„Um wen hast du dich gekümmert und wie war dessen Name?"

Das Herz des Rothaarigen zog sich schmerzhaft zusammen, als diese Frage gestellt wurde. Es tat immer wieder weh, an seine Schützlinge zu denken.

„Es waren fünf Waisenkinder. Vier Jungen und ein Mädchen. Nur du, ich und der Besitzer des Ladens bei dem sie gewohnt haben, wussten von ihnen. Ihre Namen lauteten Kosuke, Katsumi, Yu, Shinji und Sakura. Sie sind noch vor mir gestorben."

Dazai hörte den Schmerz aus der Stimme des Älteren heraus und da wusste er es. Einzelne Tränen sammelten sich in seinen Augenwinkeln. Für ihn gab es keinen Zweifel mehr. Es war Oda Sakunosuke der vor ihm saß.

Der Oda, welcher einst sein bester Freund war und der, der vor knapp fünf Jahren in seinen Armen gestorben ist.

Doch ein Dazai weinte nicht und so ließ er sich, die Tränen unterdrückend, erneut am Grabstein hinab sinken und blickte ernst zu dem Anderen. „Odasaku... aber wie ist das möglich?"

Es graute dem Blauäugige davor, eine Antwort geben zu müssen. Er wusste einfach nicht, wie er es verpacken sollte.

„Beantworte du nun zuerst meine Frage. Was ist dir heute alles passiert?"

Verwirrt blinzelte Dazai einmal, bevor er lächelnd sagte „Ach, nicht viel. Meine Kollegen haben mich nur ignoriert und einen guten Job dabei gemacht. Aber jetzt sag, wie kann ein... Verstorbener neben mir sitzen?" Anfangs noch gut gelaunt, wurde der Detektiv zum Ende hin immer leiser. Das erschienen Grinsen auf seinem Gesicht allerdings, schwand nicht.

Doch Oda hatte ihn schon durchschaut. Das Lächeln und ebenso die gute Laune waren Fake. Sein Gegenüber hatte das schon immer getan. Allen etwas vorgespielt.

Gequält schmunzelte der Rothaarige, als er zu einer Antwort ansetzte. „So einfach  ist es nicht."

Ein fragender Blick.

„Deine Freunde haben dich nicht ignoriert, sie konnten dich nicht sehen."

Eine hochgehobene Augenbraue gesellte sich zu dem Blick.

„Naja, du bist... tot."

Mit aufgerissenen Augen und einem leicht geöffneten Mund sah der Braunhaarige seinen Freund an, als er ein äußerst kluges „Huh?" von sich gab.

[777 Wörter]

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Irgendwie bin ich mir bei diesem Kapitel recht unsicher. Also, sagt mir doch mal, wie ihr es fandet...

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