Kapitel 1: Mein Job

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Vor zwei Stunden rief mich Frau Merte an und fragte nach, ob ich gegen Abend Zeit hätte mich um Sebastian, ihren achtjährigen Sohn zu kümmern. Ich sagte zu und freute mich schon darauf. Es war nicht das erste Mal das ich auf ihn aufpasste. Er ist ein lieber, wenn auch etwas mürrischer Junge, aber er freut sich auch immer mich zu sehen. Babysitten ist eigentlich nur mein Nebenverdienst, denn eigentlich arbeite ich in der örtlichen Bibliothek. Gegen Abend packte ich mir alles zusammen was ich möglicherweise brauchen würde. Das wären: mein Handy, ein Buch, mein Ausweis und Geld. Diese Dinge nehme ich immer mit, wenn ich Babysitten gehe. Das Buch, welches ich mir eingesteckt habe, heißt: "Der Knochenbrecher" und ist ein Thriller. Ich lese eigentlich jedes Genre, aber Thriller sind mir die liebsten. Ich mache mich auf den Weg zu Mertes und bin überrascht wie hell es draußen noch ist. Obwohl wir spät Herbst haben und es bereits neunzehn Uhr ist, ist es so hell wie mittags um dreizehn Uhr. Naja ich hinterfrage das besser mal nicht. Als ich an der Tür klingele, wird sie nur fünf Sekunden später von Sebastian geöffnet. Mit einem freundlichen Lächeln lässt er mich eintreten und schließt die Tür wieder. Danach ruft er zu seiner Mutter, dass ich da bin und sie fahren kann. Frau Merte, welche darauf die Treppe herunter kam, trug ein schönes und elegantes Kleid in blau und hatte eine hoch gesteckte Frisur. Normalerweise sehe ich sie nur selten ungeschminkt. Doch die paar Male als ich sie ohne gesehen hatte reichten schon aus um mir zu sagen, dass es ihr nicht gut geht. Sie hatte damals tiefe Augenringe und ihre Wangenknochen waren sehr stark eingefallen. Allerdings schaffte sie es sehr gut ihre kleinen Makel zu verdecken, wenn sie abends das Haus verließ um sich in der nächsten Bar einen Kerl anzulachen. „Danke Robin, dass du dich um Sebastian kümmerst." Ich versicherte ihr, dass ich das gerne machte und damit verließ sie das Haus. Basti, so wollte er gerne immer genannt werden, rannte gerade hoch, als seine Mutter ging. Nun war ich alleine mit ihm. Er musste in sein Zimmer gelaufen sein, denn eine Etage über mir polterte es und wenig später stand er schon wieder vor mir. Mit funkelnden Augen trat er auf mich zu und übergab mir eine kleine Holzkiste. Überrascht nahm ich sie an und bedankte mich bei ihm. „Du hast doch bald Geburtstag, aber ich wollte nicht so lange warten." Erstaunt sah ich ihn an und öffnete dann vorsichtig die Kiste. Das Innere war ausgefüllt mit kleinen Styropor Kügelchen und in der Mitte lag ein Armband aus kleinen Kugeln. Es sah so wertvoll aus. Die Farben erinnerten mich an meinen ersten Strandbesuch. Die Kugeln ähnelten dem Meer und ich konnte nur staunen. „Hast du das selber gemacht?" Er antwortete nicht sofort, irgendwas schien ihn zu beschäftigen. „Also ich wollte es selber machen, aber ich habe nirgends die passenden Materialien gefunden und deshalb habe ich es gekauft. Es war gar nicht teuer. Wirklich!" Er hatte extra für mich Geld ausgegeben? Warum tat er das? Ich umarmte ihn, als er fast anfing zu weinen. Beruhigend strich ich ihm über den Rücken. „Nicht weinen. Alles ok, ich bin dir nicht böse, das Armband ist wirklich schön." Basti beruhigte sich wieder und löste sich von mir. Auf die Frage was wir jetzt machen sollen, guckte er enttäuscht auf den Boden. „Ich muss noch Hausaufgaben machen. Hilfst du mir?" Ich nickte und wir gingen zum Küchentisch, wo schon seine Hefte und Bücher lagen. Das Thema war Multiplikation und Division. Mathe, das Fach mochte ich nie besonders, aber ich war gut genug um Basti bei seinen Hausaufgaben unter die Arme zu greifen. Um halb neun waren wir fertig. Zeit um zu spielen hatten wir keine mehr, weil Bastis Mutter wollte, dass er vor zehn im Bett war. Deshalb fragte ich ihn, was er zum Abendbrot essen möchte. Die Frage hatte ich mir auch sparen können. Denn er wünschte sich, wie immer, Nudeln mit Ketchup. Das war für mich keine große Herausforderung, doch bei der Suche nach Nudeln, stellte sich heraus, dass sie alle aufgebraucht wurden. Mir blieb nichts anderes übrig als noch schnell in den nächsten Supermarkt zu rennen und welche zu kaufen. Ich fragte Basti, ob er mitkommen oder hierbleiben wollte und als Antwort zog sich Basti Schuhe und Jacke an. Der Supermarkt in der Nähe hatte bis zehn Uhr offen und er war auch nur fünf Minuten entfernt. Zusammen gingen wir den Weg entlang und schwiegen. Keiner hatte irgendwas zu fragen oder zu erzählen. Beim Supermarkt angekommen, machten wir uns auf den Weg in die Abteilung für Nudeln. Basti fischte sich eine Packung Spagetti aus dem Regal und ich nahm noch eine Flasche Ketchup mit. Wer weiß ob sie die noch zuhause gehabt hätten. 


Das ist nun der erste Teil eines längeren Projekts, welches ich schon früher mal begonnen hatte zu schreiben. Allerdings fehlte mir lange Zeit die Motivation diese Geschichte zu vollenden. Aber nun werde ich diese Geschichte zu Ende schreiben.

Triff mich am MeerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt