Kapitel 2: So schweigsam

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Auf dem Weg zur Kasse blieb Basti plötzlich stehen. Sein Blick war auf die Stofftiere vor ihm im Regal gerichtet. Er streckte seinen linken Arm aus und griff nach einem Delfin mit großen Augen. „Rob? Bitte kauft du mir den?" Ich war zuerst unfähig ihm zu antworten. Er sah so glücklich aus, aber ob mein Geld dafür reichen würde? Ich öffnete mein Geldbeutel und zählte nach. Insgesamt hatte ich 24,78 € dabei. Das würde nie im Leben reichen um das Stofftier und die Nudeln zu kaufen. Es wäre gemein Basti etwas abzuschlagen, aber andererseits war Essen wichtiger als irgendein Stoffdelfin. „Nein, Basti. Ich habe nicht genug Geld dabei und außerdem, was würde deine Mutter dazu sagen?" Er schaute mich und den Delfin noch einmal traurig an und legte ihn dann wieder in das Regal. Mit den Worten: „Du hast ja recht." Drehte er sich um und lief zu den Kassen. Er tat mir leid. Vielleicht könnte ich ihm zu seinem Geburtstag diesen Delfin schenken. Ich bezahlte die Nudeln und den Ketchup und wir machten uns auf den Rückweg. Basti sprach nicht ein Wort mit mir seit wir aus dem Supermarkt raus sind. Das machte mich etwas traurig. Bei Mertes angekommen ging ich sofort in die Küche und machte die Nudeln. Basti hatte sich vermutlich in seinem Zimmer verschanzt. Er konnte aber auch echt bockig sein. Nach einer gefühlten halben Stunde waren die Nudeln fertig und ich rief nach Basti. Er antwortete nicht und reagierte auch nicht als ich ihn auf seinem Handy anrief. Eilig ging ich die Treppen rauf und stand schon vor Bastis Zimmertür, als Basti aus einer anderen Tür in den Flur trat. Ich wusste das dahinter das Bad war und ging zu ihm. „Hey kleiner, alles ok? Das Essen ist fertig." Kurz sah es so aus als wollte er antworten doch dann schüttelte er nur den Kopf und stieg die Treppen nach unten. Mit gesenktem Kopf saß Basti mir gegenüber und gabelte sich immer wieder Spagetti auf und aß sie. So schweigsam war er noch nie in meiner Gegenwart. Ich hatte auch keine Ahnung wie ich ihn wieder glücklich machen konnte. Er hatte aufgegessen und mir gute Nacht gesagt, bevor er hoch ging. Wir hatten schon beim ersten Treffen abgemacht, dass er hochgeht und ich nach ungefähr zehn Minuten nachschaue ob er fertig ist. In der Zeit spülte ich unsere Teller ab und machte sauber. Es ist ein schönes Haus mit schönen und gut ausgewählten Möbeln. Im unteren Stockwerk lagen die Küche, das Wohnzimmer, das Schlafzimmer von Frau Merte sowie ein Badezimmer. Im Obergeschoss fand man Bastis Zimmer, ein Badezimmer und einen Büroraum. Nach der verabredeten Zeit ging ich nach oben klopfte an Bastis Zimmertür und öffnete sie leise. Basti lag in seinem Bett und starrte die Decke an. „Ist wirklich alles ok mit dir Basti? Du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst." Er rührte sich nicht und gab auch sonst kein Zeichen der Zustimmung oder Ablehnung von sich. Gerade als ich das Zimmer verlassen wollte rief Basti: „Warte. Ich muss wirklich mal mit dir reden." So etwas hatte ich gar nicht von ihm erwartet aber ich ging zurück und setzte mich auf die Bettkante. „Du Rob, wie waren eigentlich deine Eltern so zu dir? Haben sie viel Zeit mit dir verbracht?" Überrascht schaute ich in die braunen Augen von Basti. „Meine Mutter hat jede freie Minute mit mir verbracht. Und meinen Vater habe ich nie kennen gelernt." Basti wirkte traurig, aber genau konnte ich es nicht sagen, da es ziemlich dunkel in seinem Zimmer war, weil ich kein Licht angemacht habe. „Mama hat kaum Zeit für mich und dauernd geht sie mit irgendwelchen Fremden etwas trinken. Warum kümmert sie sich nicht um mich? Bin ich ihr so egal?" Den letzten Satz verstand ich nur gerade so, weil er von weinen begleitet wurde. Ich beugte mich zu ihm runter und nahm ihn in den Arm. Ich hatte auch schon bemerkt wie oft ich mich um Basti kümmern sollte und genau das war ein Problem. Frau Merte hatte vermutlich nur Männer im Sinn und vernachlässigte ihren eigenen Sohn komplett. Aber ich konnte auch nicht viel dagegen tun. Ich könnte weder eine Mutter für ihn sein, noch könnte ich ihn alleine lassen. Wir saßen fast zehn Minuten nur da und ich hielt in fest, damit er wenigstens ein bisschen das Gefühl hatte nicht alleine zu sein. Irgendwann brach Basti die Stille: „Ich habe eine Idee. Mit der könnte ich vielleicht herausfinden ob meine Mama mich wirklich mag."



Und gleich noch ein Kapitel hinterher. Mal schauen was Basti für eine Idee hat um zu überprüfen ob seine Mutter ihn wirklich mag. 🤔

Triff mich am MeerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt