„Also du nimmst mich mit zu dir und wir tun so als ob ich entführt worden wäre und dann schauen wir ob meine Mama nach mir sucht und dann sehe ich ob sie mich liebt." Mit höchst zufriedenem Gesicht sah er mich an. Was sollte ich bloß dazu sagen. Es wäre nicht richtig das wusste ich, aber anders gesagt musste er ja auch herausfinden wie wichtig er für seine Mutter ist. Ich nickte langsam und stimmte zu. Sofort sprang er aus seinem Bett, schaltete das Licht ein und zog einen Koffer unter seinem Schrank hervor. Er begann Anziehsachen einzupacken und stellte dann den Koffer vor mir hin. „Wir können! Aber vorher musst du noch eine Entführungsnachricht hinterlassen." Meinte Basti bestimmend. Ich nickte und schaltete seinen Laptop ein. Dass ein Achtjähriger bereits einen Laptop und ein Handy besitzt, wunderte mich nicht sonderlich. Obwohl ich damals Glück hatte, dass Nina sich ein neues Handy gekauft hat und ich dann ihr altes haben durfte. Inzwischen habe ich mir aber auch ein eigenes neues gekauft. Ich schrieb einen Text, der aussagte, dass Sebastian entführt wurde und nicht eher freigelassen wird bis seine Mutter einen geringen Geldbetrag an einem bestimmten Punkt hinterlässt. Ich druckte ihn aus, dann legte ich ihn auf Bastis Bett und wir verließen das Haus. Frau Merte würde um Mitternacht zurück sein, bis dahin musste ich Basti in meine Wohnung gebracht haben und wieder zurück sein. Meine Wohnung lag nicht weit entfernt, sodass es fast ein Katzensprung war. Mein eigenes Reich bestand aus einer Küche, einem Bad, Schlafzimmer sowie ein Wohnzimmer. Sie war geräumig, aber auch nicht zu groß. Einfach perfekt für eine Person. Basti schmiss sich direkt auf mein Sofa und schaute zu mir hoch. „Darf ich wirklich die ganze Zeit über hierbleiben?" „Wo solltest du denn sonst hin, offiziell wurdest du doch gerade entführt." Ich grinste und stellte seinen Koffer in das Wohnzimmer. „Ich muss jetzt wieder zurück. Wenn du Durst hast kannst du etwas aus dem Kühlschrank nehmen. Bis später." Dann war ich auch schon aus der Wohnung raus und ging zurück zu dem Haus von Basti.
Auf dem Weg überlegte ich mir wie ich keine Aufmerksamkeit auf mich lenken konnte. Eigentlich ist es doch unvernünftig dieses Vorhaben so in die Tat umzusetzen. Die arme Mutter von Basti hatte sowas doch nicht verdient. Bestimmt wird sie sich große Sorgen um ihren Sohn machen. Ich musste Frau Merte doch nur erzähle, dass ich Basti ins Bett gebracht habe und das ich seitdem unten auf der Couch saß und gelesen habe. Das tat ich auch. Ich setzte mich hin und schlug mein Buch auf. Im Hintergrund ließ ich leise das Radio an und konzentrierte mich dann komplett auf die Geschichte. So saß ich dann eine ganze Weile und als die Tür aufgeschlossen wurde, schaute ich zum ersten Mal aus meinem Buch hoch. Es war kurz nach eins und Frau Merte wirkte nicht mehr ganz nüchtern. Mit schwankenden Schritten kam sie, gestützt von einem Mann ihres Alters ins Wohnzimmer getorkelt. Ich packte das Buch weg und schaltete das Radio aus. Der Mann war noch nicht so besoffen wie sie, aber er hatte definitiv etwas getrunken. „Guten Abend. Ich kann dann jetzt gehen, oder?" Mit freundlicher Miene wollte ich mich gerade an den beiden vorbei schieben, als der Mann mich aufhielt. „Wer bist denn du?" Mir war nicht ganz klar was genau er damit meinte aber ich probierte trotzdem darauf zu antworten. „Ich war hier um auf den Sohn dieser netten Frau aufzupassen, aber da sie jetzt wieder da ist kann ich ja gehen." Das Geld was ich eigentlich noch bekommen sollte war mir egal. Ich wollte nur so schnell wie möglich zurück zu Basti. Weder Frau Merte noch ihr Liebhaber hielten mich dieses Mal auf, weshalb ich mich auch gleich auf den Weg machte. Ich bin froh, dass meine Mutter nicht so war. Was wäre wohl aus mir geworden wenn ich auch so eine Mutter gehabt hätte? Das will ich mir lieber nicht vorstellen. Ich werde nur wieder traurig, wenn ich an sie denke. Es sind zwar schon drei Jahre vergangen seit sie gestorben ist, aber ich kann und will sie auch nicht loslassen. Die Straßen waren dunkel und die Lampen spendeten nicht viel Licht. Ich hatte keine Angst vor der Dunkelheit, aber manchmal musste ich wirklich paranoid wirken, so oft wie ich mich umsah. Meine Wohnung war auch in Dunkelheit gehüllt. Im Wohnzimmer, auf der Couch lag niemand mehr. Nur noch ein Glas und eine halb leere Flasche Cola standen auf dem Couchtisch. Die Flasche räumte ich zurück im dem Kühlschrank und das Glas in die Spülmaschine. Dann ging ich in mein Schlafzimmer. Auf dem Bett lag Basti. Selig schlafend. Er lag auf einer Bettseite, sodass ich noch Platz auf der anderen hätte. Aber mein Anstand verbot es mir mich zu ihm zu legen. Also schnappte ich mir nur eine Decke und verschwand ins Wohnzimmer. Es war nicht das erste Mal das ich auf der Couch schlief. Einmal, das war zu meiner Einzugsfeier, da hat ein Kumpel mit seiner damaligen Freundin bei mir übernachtet. Ich konnte ja schlecht beide auf die Couch verweisen und so durften sie in meinem Bett schlafen. Ich musste an diesem Abend auf die Couch. Das war aber nicht so schlimm, zumindest nicht für eine Nacht. Aber sollte Basti noch viel länger hier bleiben, musste ich mir was einfallen lassen. Mit einem letzten Blick auf die Uhr, welche mir kurz vor zwei anzeigte, schlief ich endlich ein.
Hier habe ich zwei kleinere Kapitel zusammengetan, damit dieses Kapitel nicht zu kurz wird. Und wie ist Bastis Plan? Meint ihr seine Mutter wird alles daran setzen ihn zurück zubekommen? Wer ist Nina? Die Antworten zu diesem Fragen werden bestimmt noch beantwortet😉
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Triff mich am Meer
Ficção AdolescenteRobin, ein 17 Jahre alter Jugendlicher, geht seinen Weg. Und um genug Geld zu haben arbeitet er zeitweise als Aufpasser für Frau Mertes Sohn. Durch das aufeinander treffen von ihren Leben wird so einiges ins Rollen gebracht. Wo ist Bastis Vater und...