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this feeling • the chainsmokers

Mein Bein hüpfte hoch und runter, als ich darauf wartete, dass die letzen Minuten verstrichen und ich loslaufen konnte.

Nachdem Danielle mir die Adresse gegeben hatte, war für mich bereits klar, dass ich dorthin laufen könnte, weil es nur ungefähr zehn Minuten zu Fuß von mir entfernt war. Da ich vermutlich nicht allzu lange bleiben würde, bestand mein Vater darauf, dass ich ihn anrief, sobald ich nach Hause wollte.

Es war für meine Familie ungewohnt, dass ich zu einer Party ging, weshalb niemand so recht wusste, wie wir uns alle verhalten sollten.

Meine Eltern vertrauten mir, weshalb ich weder zu einer bestimmten Zeit zuhause sein sollte oder andere Beschränkungen hatte. Einzige Bedingung war, dass ich mich nicht alleine auf den nach Hause Weg machte.

Ich hätte meinen Vater jederzeit anrufen können, aber für mich war schon klar, dass ich ihn nicht mitten in der Nacht wecken wollte, weshalb ich mir für den Fall der Fälle Geld für ein Taxi einpackte.

Die Minuten verstrichen unsäglich langsam und mein Blick wanderte immer wieder zur Uhr. Ich wollte definitiv nicht zu früh da sein, allerdings wollte ich auch nicht die letzte sein. Danielle hatte mir eben noch geschrieben und gesagt, dass sie sich in einer viertel Stunde auf den Weg machen würde.

Mein Plan war es, gleichzeitig mit ihr dort aufzuschlagen, damit ich wenigstens eine Ansprechpartnerin hatte und sie hatte es mir auch angeboten.

Ganz langsam stand ich auf um mir meine Dr Martens anzuziehen und blickte unschlüssig auf den bodentiefen Spiegel. Weil ich nicht overdressed dastehen wollte, hatte ich mir eine normale schwarze skinny Jeans und ein gelbes weites T-Shirt, welches ich locker in die Hose gesteckt hatte, angezogen.

Meine Haare sahen aus wie immer und ich hatte mich auch nicht stärker geschminkt als sonst. Auch meine Brille durfte nicht fehlen, weil ich mich bewusst gegen lästige Kontaktlinsen entschieden hatte. Ich war einfach nur gespannt auf den Abend und so langsam aber sicher wirklich aufgeregt.

Oh, ich müsste es vermutlich nicht anmerken, aber nach der Sache mit Brad heute nachmittag wusste ich absolut nicht mehr, wo mir der Kopf stand. Ich meine, wie sollte ich das denn jetzt einordnen?

Wir hatten noch nie zuvor miteinander geredet und uns lediglich hin und wieder mal angegrinst und plötzlich fragt er mich, ob ich bei ihm mitfahren will? Und auf einmal reden wir miteinander, lachen und er sagt, dass er sich freut, dass ich heute Abend auch da bin.

Send. Help.

Ich war ja sowieso schon Platz eins auf der Liste der Sich-zu-viele-Gedanken-Machenden und jetzt machte er sowas. Einfach so! Darauf war ich alles andere als vorbereitet und das gefiel mir gar nicht. Wobei es mich auch irgendwie noch neugieriger machte, auf das, was jetzt noch kommen konnte.

Ich versuchte mich zwar selbst davon abzuhalten, meine Hoffnungen ins Unermessliche wachsen zu lassen, aber es war schon verdammt schwer. Vor allem für mich war das schon immer sehr sehr schwer gewesen.

Mit der Hand an der Türklinke ging ich noch einmal durch, ob ich wirklich nichts vergessen hatte. Meine Wenigkeit neigte ja leider dazu, immer irgendetwas zu vergessen. Doch als ich mir sicher war, dass ich alles hatte, rief ich meiner Familie ein kurzes "Bin dann jetzt weg!" zu und verließ unser Haus.

Die Sonne war so langsam aber sicher dabei, unterzugehen, auch wenn es bis dahin vermutlich noch einige Zeit dauern würde. Das war wahrscheinlich in meinen Augen das beste am Sommer — dass es so lange hell war und auch nachts nicht wirklich kalt wurde. Ich hatte auch ledigliche eine dünne weite Jeansjacke dabei.

ObviousWo Geschichten leben. Entdecke jetzt