Kapitel 2

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Ich schaue durch das Fensterchen auf den sich nähernden Asphaltstreifen. Das Flugzeug schluckt die letzten Meter in wenigen Sekunden und berührt schließlich nach zwölf Flugstunden die Erdoberfläche. Ich fang an breit zu lächeln als die Passagiere angefangen haben zu klatschen. Einige sehen aus, als würden sie zum ersten Mal seit Stunden ausatmen können. Ich werde erst glücklich sein, wenn ich im Auto neben meiner Mutter auf dem Weg zum Hotel bin.

Wir sitzen noch eine Weile im Flugzeug, bis aus dem Lautsprecher der Endsignal kommt. Beim Anblick der angezeigten Informationen und beim Öffnen der Tür bereiten sich die Leute vor um rauszugehen. Sie stehen von ihren Sesseln auf, nehmen ihre Sachen und schieben und schubsen sich gegenseitig durch den Gang. Ich mag solche Durcheinander nicht, also warte ich darauf, dass alle die sich eilen herauskommen, und erst dann stehe ich von meinem Stuhl auf. Ich benutze diese kurze Wartezeit, um das Telefon einzuschalten. Während des Fluges erhielt ich mehrere Nachrichten. Einer von ihnen kommt vom Vater. Er hat sie gleich nach dem Abflug geschickt und mich gebeten, ihn anzurufen, wenn ich meine Mutter treffe.

Die drei nächsten Nachrichten kommen von Amber, die betet, dass ich mich so schnell wie möglich melden soll, weil - ich zitiere - "es ist eine Angelegenheit von staatlicher Bedeutung". Ich vermute das es in diesem Appell um eine Hilfe mit einem Jungen geht. Die letzte Nachricht ist von meiner Mutter. Sie benachrichtigt mich, dass sie sich höchstwahrscheinlich verspätet - reinster Zufall - und das sie auf mich am Ausgang von Terminal vier warten wird. Leider war meine Mutter nie ein Vorbild fürs Pünktlich sein. In dieser Hinsicht ist sie mein genaues Gegenteil.

Der Kabinenkoffer steht neben mir, und mit meiner Handtasche auf der Schulter warte ich, dass das Gepäck auf dem Band erscheint. Und in diesem Moment höre ich:
- Beim Entladen des Gepäcks von Flug AA 216 sind wir auf unerwartete Schwierigkeiten gestoßen. Ihr Gepäck sollte bald auf dem Band erscheinen. Vielen Dank an unsere Passagiere die noch einige Minuten geduldig warten müssen.
Diese Information erfreut mich garnicht. Ich habe zwölf Stunden im Flugzeug verbracht und jetzt möchte ich nur noch diesen menschlichen Ameisenhaufen so schnell wie möglich verlassen.

Als ich endlich einen meiner Koffer sehe, atme ich erleichtert auf. Bald werde ich im Hotel sein; diese Reise hat mich erledigt. Ich hab sicher nicht mehr als vier Stunden geschlafen. Ich nähre mich dem Band, aber wegen des Gewichts des Koffers und der Unfähigkeit, das Förderband anzuhalten, nehme ich es Mit Schwierigkeiten ab. Nun, in meinem Gepäck ist alles, was ich brauche um hier zu leben. Neben mir ziehen weitere Koffer vorbei und endlich sehe ich ein zweiten Koffer, der mir gehört. Ich weiß, dass dieser schwerer ist und bitte deswegen den wartenden Mann neben mir, um hilfe. Er stimmt höflich zu und stellt das Gepäck neben mich. Ich danke ihm und nachdem ich den Gurt meiner Tasche diagonal über die Brust gehängt habe, gehe ich zum Ausgang der Terminales.

Der Morgen ist furchtbar heiß. Meine Uhr, die sich noch auf die brasilianische Zeit konzentriert, zeigt den Mittag an. Da es zwischen Sao Paolo und Los Angeles einen Unterschied zwischen vier Stunden gibt, sollte es acht Uhr morgens sein. Ich warte ein paar Minuten vor dem Ausgang, und spüre nach einer Weile wie das Handy in meiner Hand viebriert.

Von Mama: Beweg dich nicht. Ich sehe dich. Küsschen 💋💋
Ich hebe mein Kopf und nach ein paar Sekunden steht meine Mutter vor mir.
- Liebling! - ruft sie und umarmt mich.
Sie hat mir sehr gefehlt diesen Monat lang, den ich so weit von ihr weg verbracht hab. Ich drücke sie fest an mich. Ihre Umarmung und ihr vertrauter Duft sind erfrischend. In ihrer Nähe zu sein ist wie zu Hause, egal wo wir uns befinden.
- Hallo Mama! Wie geht's dir?
Wir lösen uns voneinander und meine Mutter fängt wie gewöhnlich an mich prüfend von oben bis unten anzugucken.
- Ich frage lieber dich das! Und, wie war es in Brasilien? Wie schön du dich gebräunt hast, ich bin schon fast eifersüchtig!
- Es war wirklich wunderbar! Und Dad grüßt dich!

Meine Mutter lächelt, aber bei der Erwähnung von meinem Vater bemerke ich in ihren Augen ein kurzen Moment der Trauer. Meine Eltern haben sich vor acht Jahren scheiden lassen. Ich war gerade mal zehn Jahre alt als das ganze passiert ist. Ich habe jedoch nie drunter gelitten, sie im Endeffekt aber auch nicht. Möglicherweise hatte meine Mutter mehr das Gefühl, dass ihr Leben auf den Kopf gestellt wurde nachdem Dad von ihr gegangen ist, vor allem, weil er uns nach ein paar Monaten mitgeteilt hat, dass er jemanden kenngelernt hat und das er jetzt in Brasilien leben wird. Glücklicherweise hat meine Mutter auch ihr eigenes Leben zurechtgelegt und einen New Yorker Geschäftsmann, Nicholas, geheiratet. Ich verstehe mich sehr gut mit ihm und seinem elfjährigen Sohn Charlie, den ich für einen Bruder halte.

- Ich habe kaum ein Platz gefunden - seufzt meine Mutter auf dem Weg zum Mietwagen. - Diese Staus sind schrecklich! Hat dir der Bauch während des Fluges nicht wehgetan?
- Nein. - sage ich, - Ich hatte ein wenig Angst, aber der Arzt hat mich beruhigt und mir versichert, dass wenn die Operation zwei Wochen her war, ich auch ohne Probleme mit dem Flugzeug reisen könnte.
- Welch ein Glück! Denn als dein Vater anrief und mir sagte, dass du plötzlich wegen einer Blinddarmentzündung im Krankenhaus bist, hatte ich echt große Angst. Unmittelbar nach diesem Anruf habe ich die American Airlines-Website aufgerufen, um ein Ticket zu kaufen!

Ich lachte los:
- Wirklich?
- Natürlich! Nicholas hat mich überzeugt, dass eine solche Operation nichts Ernstes ist.
- Zu Recht. Diese vier Nähte sind fast unsichtbar.
Als ich mich dem wartenden Auto nähere, stelle ich fest, dass meine Mutter auf halbem Weg nichts unternimmt und dass eine schwarz glänzende Limousine uns zum Hotel bringt. Mama war schon immer eine sehr fürsorgliche Person, und ich muss ihr nicht sagen, dass ich sie brauche: Sobald sie erfuhr, dass ich vor Beginn der Universität einen Termin hatte, nahm sie sich ein paar Tage frei und flog extra aus Miami hierher. Aufgrund dieser Blinddarmoperation hatte ich keine Zeit, das Schuljahr, das letzte Woche stattfand, offiziell zu beginnen. Da, wo jetzt meine Mutter mit mir ist, bin ich um einiges ruhiger. Schließlich ist es kein Trampel, tausende von Kilometern von zu Hause entfernt zu leben, insbesondere ohne jemanden an dem neuen Ort zu kennen. Und außerdem - sie ist eine dieser besorgten Menschen, und die Tatsache, dass sie mich hier begleitet, soll auch ihr Frieden geben.

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Der zweite Teil nach einem Monat :) Well ich war zu faul um zu schreiben hehe

Wörter Story: 1079
Wörter Insg: 1102

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Danke fürs Lesen!

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Bad Boys, nur etwas andersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt