Ich bin erst seit einigen Stunden auf dem Campus und habe bereits eine Telefonnummer von einem Jungen erbeutet. Wenn ich es Amber erzählen würde, würde sie verrückt werden. Jedenfalls kenne ich schon jemanden, und das ist das Wichtigste. Es ist wahrscheinlich zu früh, um Sam als Freund zu betrachten, aber ich denke, er ist eine vertrauenswürdige Person. Plötzlich erinnere ich mich, dass ich mit zwei Jungen zusammen lebe. Werden sie genauso nett sein? Ich beiße mir auf die Lippe und zwinge mich, negative Gedanken beiseite zu legen. Ich darf keine Angst haben. Ich werde mit ihnen das ganze Semester leben, bevor ich umziehe. Wenn ich anfange, mir Sorgen zu machen, wird es kein Ende geben, deswegen lässt mich mein Bewusstsein langsam aufhören, mich zu sorgen. Nicht jeder ist wie Jace...
Ich zittere bei dem Gedanken an ihn. Jetzt habe ich zum Glück nichts mehr mit ihm zu tun - es ist einer der Vorteile, Tausende von Kilometern von zu Hause entfernt zu leben. Alle schwierigen Dinge bleiben zurück. Man möchte nur die schönsten und glücklichsten Erinnerungen bei sich haben... Sogar die mit Rosie. Sie würde diesen Ort lieben. Vielleicht sollte ich ein kleines Souvenir für ihre sechsjährige Schwester kaufen, wenn ich zu Weihnachten nach Miami fliege? Ich muss darüber nachdenken und mit Amber sprechen, wenn ich einen freien Moment habe. Ich höre plötzlich auf an alles mögliche zu denken und bleibe still stehen. Ich bin gelaufen, gelaufen, gelaufen und jetzt weiß ich nicht, wo ich bin. Natürlich habe ich vergessen, diesen ganzen Plan mitzunehmen. Wenn meine Mutter mich im diesen Moment sehen würde, würde sie nicht zögern, Unzufriedenheit zu zeigen und mir ihre Mütterlichen "Ich hab es dir doch gesagt" Sätze unter die Nase zu reiben. Also schaue ich mich um, bis ich mein "Orientierungspunkt" finde.
Als ich vierzehn Jahre alt war, hat mein Vater mir beigebracht, um nicht im Dschungel zu versinken, ein Orientierungspunkt zu suchen und die ganze Zeit darauf zu achten. Es könnte ein Baum mit einer außergewöhnlichen Form sein, eine exotische Blume... Ich fand diesen Rat sowohl nützlich als auch dumm. Nützlich - weil es einem hilft, sich zurechtzufinden. Dumm - denn im Dschungel gab es nur exotische Blumen und außergewöhnliche Bäume. In diesem Fall aber ist mein Bezugspunkt ein Fliederbusch, der mit Blumen bedeckt ist. Wie auch immer, um mir sicher zu sein, das ich kein anderen Busch ansehe, kann ich mir merken, dass die gleiche Gruppe immer noch darunter sitzt. Einer der Jungs spielt Gitarre. Ich würde zwar gerne anhalten und zuhören, aber ich gehe weiter.
Es ist ein paar Minuten nach sechs, als ich zurück in die Wohnung komme. Im Treppenhaus ziehe ich die Schlüssel aus der Tasche und öffne die Tür. Diesmal ist jemand drinnen. Ein Junge sitzt auf der Couch. Ich kann nur seinen Rücken sehen, aber er ist wahrscheinlich groß und gut gebaut. Er hat leicht zerzaustes Haar.
- Bist du das, Cam? - ertönt eine tiefe Stimme.
Ich antworte nicht und komme näher an die Couch.
- Ehm, Hi - sage ich schon fast stotternd und unsicher.
Angst macht sich breit und ich fühle, wie meine Hände nass werden. Und wenn ich mit diesen beiden nicht zurechtkomme, was passiert dann? Bei meinem Vater las ich leider Geschichten über ein schreckliches Leben in einer Wohngemeinschaft, in der Mitbewohner sich gegen einen Jungen verbündeten, ihm Dinge versteckten, nur verdorbenes Essen zurückließen... Guter Gott! Ich lebe mit zwei Jungs in einer Wohnung, die nur an männliche Mitbewohner gewöhnt sind! Was passiert, wenn ich eines Tages in die Wohnung zurückkehre, wenn sie gerade dabei sind...Ich schüttle meinen Kopf. Denk nicht darüber nach, Lili. Vielleicht hatte meine Mutter recht? Aber ich muss es versuchen. Ich bin schüchtern, aber ich bin nicht das erste Mädchen, das mit Jungs zusammenlebt, und ich bin nicht das letzte. Und außerdem ist es ziemlich leicht mit mir zusammenzuleben. Ich suche nicht nach Konflikten, sondern versuche sie zu lösen. Jeder sagt, dass ich treu wäre und ich mich gut um andere Leute sorgen kann. Ich denke, dass unsere Wohngemeinschaft kein Problem sein wird. Und im schlimmsten Fall dauert es nur ein Semester. Ich kann das schaffen!
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Bad Boys, nur etwas anders
Teen FictionLiliana Wilson hätte damit nicht gerechnet, dass sich ihr Leben so drastisch ändern würde, als sie angefangen hat an der Universität von Los Angeles Journalistik zu studieren. Sie vermisst ihre Freundin Rosie schreklich, die höchstwahrscheinlich für...